«Darum sind wir glücklich!»

Ein Restaurant, das Gottes Gnade verkörpert

In seinem neuen Buch «Zurück zur Gnade» stellt der US-amerikanische Journalist und Bestsellerautor Philip Yancey Orte auf der Welt vor, die in spezieller Weise Gnade verkörpern. Einen besonderen Ort hat er in Lima entdeckt. Hier berichtet er von seinem Erlebnis im Restaurant
Im Restaurant «L'Eau Vive» in Lima herrscht eine besondere Atmosphäre.
Philip Yancey
Buchcover «Zurück zur Gnade»

«L'Eau Vive».

Überall auf der Welt habe ich Organisationen und Werke gesehen, die Gnade verkörpern. Eins davon wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Es handelt sich um das Restaurant L'Eau Vive in Lima, Peru, auf das ich ganz zufällig stiess.

«Fragen Sie uns nicht nach unserem Gebetsleben»

Es lag dicht an einer viel befahrenen Strasse, die für Strassenhändler und Taschendiebe bekannt war. Über einen wunderschönen Hof im Kolonialstil, um 1820 erbaut, gelangte ich in einen mahagonigetäfelten Saal mit hohen Decken. Die Restaurantleiterin kam in einem Batik-Sarong auf mich zu, um mich und meine Begleiter zu begrüssen. Ihr Spanisch hatte einen melodiösen französischen Akzent. Es gab Gourmetmahlzeiten. Kaum jemals hatte ich besser gespeist, schon gar nicht zu einem so moderaten Preis. Kellnerinnen glitten durch den Saal, jede in das traditionelle Gewand ihres Heimatlandes in Afrika oder Asien gekleidet. Die Restaurantleiterin erklärte mir, dass sie Christinnen seien – keine Nonnen, aber doch engagierte Mitglieder eines Laienordens.

Es gab kaum Hinweise auf die geistlichen Wurzeln dieses Restaurants. Auf der Innenklappe der Speisekarte steht: «Jesus lebt! Darum sind wir glücklich!» Und abends versammeln sich die Kellnerinnen, um einen Choral für die Gäste zu singen. Doch abgesehen von diesen Hinweisen, so die Leiterin, sollte ihre Arbeit selbst ihren Glauben bezeugen. «Fragen Sie uns nicht nach unserem Gebetsleben; schauen Sie sich unser Essen an. Ist Ihr Teller sauber, das Essen appetitlich angerichtet? Hat Sie die Bedienung freundlich und liebevoll behandelt? Geht es hier heiter und gelassen zu? Wenn ja, dann dienen wir Gott.»

Doppelstrategie zeigt Wirkung

Das Restaurant kann die Preise niedrig halten, weil die Frauen, die alle ein Armutsgelübde abgelegt haben, die ganze Arbeit tun. Sie kochen, bedienen die Gäste, schrubben den Fussboden, beten, und das alles zur Ehre Gottes. Tagsüber sitzen Mütter aus den Slums von Lima im selben eleganten Saal. Die Missionarinnen leiten Kurse zu Grundhygiene, Kinderpflege und körperlicher und geistlicher Gesundheit. Wenn sie nicht im Dienst sind, kümmern sich die Restaurantmitarbeiterinnen um die Armen. Dieser Dienst wird aus den Restaurantgewinnen finanziert.

Manche der wohlhabenden Gäste im «L'Eau Vive» wissen von diesem Programm, andere nicht. Die Missionarinnen reden nur selten über diese Arbeit, wenn sie nicht gerade danach gefragt werden. Doch die Einträge im Gästebuch zeigen, dass diese Doppelstrategie Wirkung zeigt:

  • «Ich danke den Missionarinnen, dass sie eine lebendige Erinnerung an die Einfachheit und Freude im Herzen des Christentums sind. Danke, dass ihr mir geholfen habt, die Seite zu wechseln und Errettung zu finden.»
  • «Macht weiter so und weckt den Durst auf dieses lebendige Wasser. In euren Gesichtern spiegelt sich dieser Glanz wider.»
  • «Ihr legt ein beredtes Zeugnis für Nichtgläubige ab. Ihr seid ein Geschenk Gottes, man spürt den Atem des Heiligen Geistes. Auch durch eure Kochkunst wird Gott spürbar.»

Derselbe Orden betreibt auch Restaurants in Belgien, Vietnam, Burkina Faso, auf den Philippinen und in Argentinien. Sie alle tragen denselben Namen: «L'Eau Vive» auf Französisch, «Agua Viva» auf Spanisch. Auf Deutsch bedeutet das: Lebendiges Wasser.

Zur Webseite:
Das Eau Vive

Zum Blog:
Philip Yancey

Zum Buch:
Zurück zur Gnade von
Philip Yancey (Deutschland / Schweiz)

Zum Thema:
Bestsellerautor Philip Yancey: Kommunizieren Christen ohne Gnade?
Herzchirurg: hierry Carrel und die Gnade
Grace Academy: Schweiz erhält erste Bibelschule «für den neuen Bund der Gnade»
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Datum: 04.02.2016
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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