Wie Bonhoeffer die Communität Don Camillo beeinflusst
1. Der Ruf
Anhand der Berufung Levis zeigt Bonhoeffer, dass der Ruf sich nicht begründen lässt, ausserhalb der Person dessen, der ruft: Jesus Christus. Erklärungen werden zwar gerne gesucht, oft psychologisierend, oft abwertend. Für das gemeinsame Leben ist entscheidend, ob jemand einen Ruf hat. Er ist nicht erklärbar und er muss nicht begründet werden, weil es Jesus ist, der ruft. Selbstverständlich prüft die Communität mit den Kandidaten, ob der Ruf sich bestätigt.
2. Nachfolge
Sie ist das einzige Ziel des gemeinsamen Lebens. Es hat keinen Selbstzweck. Es bietet einzig und allein den Rahmen, von dem ein Mensch denkt, dass er seine Nachfolge unterstützt und befördert.
3. Billige und teure Gnade
Bonhoeffers Unterscheidung ist für uns darum eine Hilfe, weil sie erklärt, warum jemand sich dazu entschliesst, gewisse Regeln einzuhalten und einige Einschränkungen auf sich zu nehmen, die das gemeinsame Leben mit sich bringt. Dass es dabei nicht darum geht, sich selbst zu kasteien, sondern mit seinem Leben auf den Ruf zu antworten, der ergangen ist, erklärt Bonhoeffer gut.
In der Folge vergleicht einige zentrale Aussagen aus dem Kapitel «Gemeinschaft» von Bonhoeffers Buch «gemeinsames Leben» mit den eigenen Erfahrungen der Communität.
Gemeinsames Leben ist kein Rückzug von der Welt
«Der Christ gehört mitten unter die Feinde», schreibt Bonhoeffer gleich zu Beginn. In der Tat ist eine Gemeinschaft kein «Nest» und kein Versuch, vor der Welt zu flüchten. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass es Christen sind, die sich zusammentun. Sie tun es aber mitten in der Welt und als Teil der Welt. An den Orten, an denen Don Camillo tätig ist, beteiligen sich die Mitglieder deshalb aktiv am Leben des Umfelds. Ich selbst sehe nichts Falsches daran, wenn Christen sich zusammentun, um etwas auf die Beine zu stellen. In Basel gehören dazu etwa die Firmen Weizenkorn und Job Factory, die aus der Stadt nicht mehr wegzudenken sind.
Gemeinschaft ist ein Geschenk
In einer Zeit, in der immer mehr Christen ohne Gemeinde leben, muss dieser Satz wieder gesagt werden. Ergänzung ist ein Grundprinzip christlicher Existenz. Paulus nimmt den Körper als Bild (1. Korinther, Kapitel 12). Ergänzt zu werden und zur Ergänzung zu werden, ist eine Grunderfahrung des gemeinsamen Lebens. Sie ist ein Geschenk.
Nur durch Christus kommen wir zum Bruder (und zur Schwester)
Diese Erfahrung kann nur im gemeinsamen Leben gemacht werden (wobei auch eine Ehe, eine Jugendgruppe oder eine Gemeinde eine solche Gemeinschaft sein können): Wenn ich lerne, im anderen Christus zu sehen, überwinde ich Gefühle der Sympathie und Antipathie. Freundschaftliche oder geschwisterliche Verbindungen werden überwunden. Es entsteht das, was am besten mit dem englischen Wort «commitment» beschrieben werden kann. Dieses commitment ist mannamässig flüchtig und muss immer wieder gesucht und ermöglicht werden. Niemand hat es ein für allemal.
Die Unterscheidung «seelisch» und «geistlich»
Es ist eine der schmerzhaften Erfahrungen gemeinsamen Lebens, dass seelische Entscheidungen keinen Bestand haben. Sie können selbstverständlich in etwas Gutes münden. Aber Euphorie ist eine schlechte Ratgeberin. Auf der gemeinschaftlichen Ebene spricht Bonhoeffer von Träumen, die das gemeinsame Leben bedrohen können. Jean Vanier sagt in seinem Buch «In Gemeinschaft leben» dasselbe. Ich kann es bestätigen. Es gibt Träume, die das gefährden, was an Gutem da ist. Darum braucht es eine Zeit der Prüfung für Leute, die zur Gemeinschaft dazukommen wollen: Die Gemeinschaft entspricht selten dem Bild, das sie sich machten. Sie müssen sich fragen, ob sich ihre Träume dennoch verwirklichen lassen oder ob sie getrost losgelassen werden können.
Montmirail en images (tout le film) from Don Camillo on Vimeo.
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Datum: 30.03.2017
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet