«Der Hunger wäre sowas von vermeidbar!»
Zuallererst für sauberes Wasser! Solches, das man sogar aus dem Hahn trinken kann. Dafür, dass die Strassen hier so intakt sind. Meistens jedenfalls. Nicht zuletzt für medizinische Versorgung. Um ganz krass einen Vergleich zu riskieren: Bei uns bringt eine Mutter nicht mindestens zehn Kinder zur Welt, damit zwei von ihnen möglicherweise überleben. Hier geschieht die Geburt eines Kindes und sein Aufwachsen beschützter.
Was war
Ziel eurer Afrikareise?
Wir wollten sehen
und erleben, was unsere Projekte in Angola bewirken. Klappt denn wirklich, was
wir wollen?
Ist dieses
Ziel erreicht?
Unbedingt. Wir haben mit
eigenen Augen gesehen: JAM Angola arbeitet wirksam. Nicht nur, dass die
Logistik prima funktioniert und der nahrhafte JAM-Brei wirklich zu den Kindern
kommt. Sie satt werden und Bildung erfahren. Wir haben fünf Schulen besucht und
direkt vor Ort erlebt, wie Kinder dort unseren JAM-Brei zu sich nahmen. Wir
erlebten eine Brunnenbohrung hautnah, konnten Prozesse mitverfolgen und waren
bei einer Klinik für unterernährte Kinder. Die Fahrten im Land waren
abenteuerlich. Die Strassen dort sind in keinem guten Zustand und man braucht
mindestens das Vierfache im Vergleich zu unseren Breitengraden an Zeit, um von
A nach B zu gelangen: Schotter, Schlaglöcher, andere Unwägbarkeiten fordern
grosse Toleranz.
Haut einen
das Leid vor Ort nicht um? Wie schafft man es, mit den
Emotionen richtig umzugehen?
Wenn man vor Ort
ist, dann funktioniert man zunächst. Man schützt sich, rationalisiert. Wenn man
dann wieder zuhause ist, holt es einen ein. Man braucht Zeit, die Dinge zu
verdauen.
Es sind ja immer Begegnungen mit einzelnen Menschen, die einen berühren. Da gibt es sehr krasse Einzelschicksale. Da ist diese Frau, deren Mann weg und sie nun mit zwei Kindern alleine ist. Sie verkauft Bananen und Gemüse auf dem Markt, kann aber ihre Kinder kaum ernähren. Mit dem allerletzten Geld, das sie hat, kann sie gerade noch die Busfahrt bezahlen, um mit einem beinah verhungerten Kind zur Klinik für Unterernährte zu fahren. Dort aber bräuchte sie wiederum Geld, das sie nicht hat, damit das Kind mit Medikamenten versorgt wird, wenn es nachhaltig behandelt werden soll. Sowas macht einen sehr, sehr wütend, weil dies doch wirklich so vermeidbar wäre!
Gab es Gefühle
der Verzagtheit oder der Ohnmacht?
Ja, die gab
es. Wir fragten uns immer wieder: Wie können wir bloss noch mehr bewegen? Die
Kindersterblichkeitsrate in Angola ist die zweitgrösste in der Welt. Ein
Umstand, der eigentlich nicht auszuhalten ist.
Gibt es
Hoffnung für Angola?
Man müsste grundsätzlich
am System was ändern. Auch bräuchte es Lobbying für das Thema Bildung im Land.
Dieser steht noch so vieles im Weg. Traditionelle Denke etwa, Irrglauben im
Bereich der Erziehung. Bei der Bildung der Menschen muss man ansetzen!
In allem
Elend, das ihr euch zugemutet habt: Gab es auch schöne Momente?
Oh ja,
doch! Landschaften, Sonnenuntergänge, Lagerfeuer, vor Freude tanzenden
Menschen. Solche Genussmomente gab es auch. Es war schön, einfach bei den
Leuten zu sein.
JAM Schweiz
Die Stiftung Schweiz ist eine christlich-humanitäre Entwicklungsorganisation mit dem Ziel, Afrika in seiner Entwicklung zu einer wirtschaftlich gesunden und eigenständigen Region zu unterstützen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Hilfe zur Selbsthilfe für Kinder und deren Familien. Dies realisieren wir durch Projekte wie Schulernährung, Brunnenbau, Landwirtschaft und dem Umbau von Kindertagesstätten und Schulen.
JAM Schweiz ist als NON-Profit Organisation der Eidgenössischen Stiftungsaufsicht unterstellt und als gemeinnützig anerkannt.
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Datum: 16.07.2018
Autor: Dorothea Gebauer
Quelle: Livenet / JAM Schweiz