Drei Schweizer beim starken Mann von Moskau
Seltene Gäste empfing am ostkirchlichen Festtag der Verklärung Jesu, dem 19. August 2018, Metropolit Hilarion Alfejew, der Chef des kirchlichen Aussenamtes vom Moskauer Patriarchat und dessen «starker Mann». Seine Besucher waren der langjährige Schweizer Leiter von «Jugend mit einer Mission» (YWAM) und nun Promotor der «Jesus Celebration», Olivier Fleury, sein freikirchlicher Assistent Gérard Pailat und der reformierte Waadtländer Pfarrer Martin Hoegger.
Dieser gehört der katholischen Fokolar-Bewegung an. Sie ist schon eng mit der Orthodoxie verbunden, seit sich ihr in den 1960er Jahren Patriarch Athenagoras I. in Istanbul geöffnet hatte. Freikirchliche, evangelikale Christen werden hingegen von den Orthodoxen verbissen abgelehnt und in den Nachfolgeländern der Sowjetunion wie Russland, Weissrussland oder Georgien in ihrem Wirken behindert und diskriminiert.
Eine Folge der bisher frostigen, oft sogar feindseligen Beziehungen zwischen Russlands Evangelikalen und der Orthodoxie scheint auch die Wahl des Begegnungsortes gewesen sein.
Zunächst Berührungsängste mit Evangelikalen
Hilarion Alfejew empfing die drei Schweizer nicht offiziell an seinem Amtssitz im Moskauer Danilow-Kloster. Für das «private» Treffen musste ein orthodoxes Pfarrgemeindehaus an der Marienkirche «Freude aller Betrübten» gut genug sein. Das eher steif begonnene Gespräch erwärmte sich aber rasch. Bischof Hilarion begrüsste das Anliegen von Olivier Fleury freudig. Er betonte die zentrale Bedeutung der Feier der Auferstehung von Jesus Christus für die orthodoxe Kirche. Er habe sich selbst schon Gedanken über ein gesamtchristliches Gedenken 2'000 Jahre nach diesem zentralen Heilsereignis gemacht.
Eine Woche lang «Jesus Celebration»?
Dafür könnte allerdings das meist unterschiedliche Osterdatum von östlichen und westlichen Kirchen noch ein Hindernis sein. 2033 jedoch werden evangelische und katholische Christen Ostern am 17., die Orthodoxen bald danach am 24. April begehen. Als Lösung könnte sich also eine einwöchige «Jesus Celebration 2033» anbieten.
Der Informationsdienst des Aussenamtes der Russischen Orthodoxen Kirche (mospat.ru) berichtete jedenfalls ausführlich in mehreren Sprachen über die Vorsprache der Abordnung aus der Schweiz und veröffentlichte Bilder dazu. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass eine Grundidee von Olivier Fleury dem föderativen, ganz und gar nicht zentralistischen orthodoxen Kirchenverständnis entgegenkomme.
Auferstehung rund um die Welt feiern
Olivier Fleury, der katholisch getaufte und spätere Evangelikale, will ja nicht möglichst viele Christen zu einer Megaveranstaltung an einem Ort versammeln. Seine Vision sind Kundgebungen für den auferstandenen Jesus in allen Teilen der Welt, auf ihren Kontinenten und Inseln: «Räumlich getrennt, doch eines Sinnes!» Für dieses Konzept ist Fleury seit 2007 schon rund 400 Persönlichkeiten, Städte und Länder abgepilgert. Höhepunkt vor Russland war 2017 Rom mit Papst und Vatikan. Dort scheinen sich seine grossen Hoffnungen aber nicht erfüllt zu haben. Wider Erwarten gut ist es aber jetzt in Moskau gegangen…
Zur Webseite:
«Jesus Celebration 2033»
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Datum: 30.08.2018
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet