Zum Gedenken an Geri Keller

Wenn aus geheilten Wunden Heilung fliesst

Geri Keller
Mit Geri Keller hat die Schweiz einen Mann verloren, welcher im Leben ungezählter Menschen tiefe Spuren hinterlassen hat. Im Livenet-Talk blickt sein langjähriger Freund und Wegbegleiter Werner Tanner zurück.

«Wenn Christen sterben, dann muss das ein Fest sein!» Diese Worte von Geri Keller gewinnen gerade ganz neu an Bedeutung. Am vergangenen Sonntag (23. April 2023) ist der Gründer der Stiftung Schleife im Alter von 92 Jahren gestorben. Damit ist er selbst in das Neue, von dem er oft gesprochen hatte, eingetreten.

Ein Fest mit Schmerzen

«Geri dachte immer von der Zukunft her», berichtet Werner Tanner. «Von dem, was wir einmal sein werden und nicht von dem, was wir sind. Und das ist in diesen Tagen sehr wichtig.» In der Realität gäbe es natürlich zwei Seiten. Im Blick auf die Ewigkeit und darauf, dass Geri von seinen Leiden erlöst wurde, könne man gut von einem Fest sprechen. Doch das ist nur eine Seite. «Es ist auch ein Abschiednehmen und Abschied ist ja nicht nur ein Fest. Man muss lernen, ohne ihn zu leben. Und das schmerzt.»

«Geri und Lilo waren eine von Gott gefügte Einheit», ist Werner überzeugt. «Die beiden hat Gott zusammengefügt als untrennbares Team, das in der Schweiz – und weit darüber hinaus – dem Leib gedient hat.» Für Werner ist klar, dass Lilo bei allem Wirken Geris dazugehörte.

«Zusammen sind wir eine Lokomotive»

Werner Tanner, Gast im Livenet-Talk

Haben Geri und Werner zusammen ein Seminar veranstaltet, habe Geri oft gesagt: «Zusammen sind wir eine Lokomotive: Ich mache Dampf, damit das Ganze vorwärts geht. Und du bist der Lehrer und bringst mit deinem komplizierten Gestänge die Dinge, die ich sage, auf den Boden.» Bei der Erinnerung an diese bildhafte Beschreibung muss Werner lachen. Aber ja: Er findet damit seine Aufgabe sehr gut beschrieben.

Ein Vater und ein Freund

Heute ist Geri Keller vielen als geistlichen Vater bekannt. Ein solcher war er auch für Werner, der in jüngeren Jahren in ihm eine Vaterfigur fand. Werner berichtet aber davon, wie sich diese Beziehung im Laufe der Jahre zu einer Freundschaft entwickelte. «Und so hat es sich bei jedem gewandelt, der länger mit Geri unterwegs war. Er wurde jedem zum Freund.»

«Geri war ein Teamplayer und der Leib von Jesus war ihm ganz, ganz wichtig.» Werner berichtet von Geris Beziehung zu Jugendlichen, aber auch zu mittelalterlichen und älteren Menschen. «Es war ihm wichtig, dass er an jedem Platz die Menschen ansprach, die er nicht gesucht hatte, sondern die ihm anvertraut waren.»

Persönlicher Rückblick von Werner Tanner

«Als meine Frau und ich bei Geri eingeladen waren, sagte er zum Abschluss: Ich habe noch ein Wort für dich.» Es handelte sich um 2. Timotheus, Kapitel 2, Vers 1, wo Paulus Timotheus ermutigte, in Gottes Gnade stark zu werden. Diese Worte haben Werner berührt. Er las auch den darauf folgenden Text und wollte mehr über Gottes Regeln erfahren. So meldete er sich bei Geri und bat um einen weiteren Termin. «Wir haben dann abgemacht und ich erwartete, dass Geri mir einen Vortrag über die Regeln halten würde, die ich zu befolgen hatte.» Interessanterweise habe er dann aber wenig Worte gemacht und stattdessen vorgeschlagen, zu beten. «Während dieses Gebets hatte ich eine Begegnung mit Jesus und fiel zu Boden. Da waren dann die Regeln alle erklärt: Ich sollte mein Leben in einer viel radikaleren Weise Gott anvertrauen.»

Heilung fliesst aus geheilten Wunden

Ein wichtiges Thema für Geri war Innere Heilung. Werner weiss von seinem persönlichen Heilungsprozess zu berichten und wie Seelsorge in der Folge zu einer seiner Tätigkeiten wurde. «Geri hat in Predigten erklärt, dass aus geheilten Wunden – damit meinte er seine, aber auch meine – Heilung fliesst.» Im Leben von Geri sei dies besonders gut sichtbar geworden. «Der Zerbruch von Geri hat Gott zu einem Quell von Heilung gemacht.»

Scheitern und Zerbrochenheit war ihm Leben von Geri zentral. Im Zerbruch erkannte er die Gnade Gottes in besonderem Mass. Hierzu gibt es auch ein kurzes Video, welches im Livenet-Talk abgespielt wird.

Geris Verständnis vom Reich Gottes

Eine andere von Geris ganz tiefen Botschaften, welche viele Zuhörer angesprochen hat, sei das Reich Gottes gewesen. Er hatte verstanden, dass Gottes Reich über alle Denominationsgrenzen besteht und durch keine Doktrin festgelegt werden kann. Diese Sicht hat sein Denken und Handeln durchdrungen und Grenzen zwischen Denominationen überwinden lassen. «Wir hatten auch viele katholische Freunde», gibt Werner ein Beispiel. «Es geht darum, dass das Reich Gottes unser Denken weit, weit, weit übersteigt.» Dieses Verständnis sei unter anderem die Grundlage für Geris Arbeit für Versöhnung gewesen.

Eine abschliessende Bemerkung von Werner Tanner

«Für mich war Geri ein verborgener prophetischer Mann», sagt Werner zum Schluss des Talks und betont noch einmal die Worte «im Verborgenen». Geris Handlungen und was er ins Leben gerufen hat, vergleicht Werner mit den prophetischen Handlungen des Jeremia. «Er hätte das selbst so nie gesagt», sagt er. «Ich glaube aber, dass Geri Dinge ins Leben gerufen und angepackt hat, wie man es nur mit einer inneren Schau vom Leib Jesu tun kann. Das kann man nicht nachahmen.»

Das Sterben von Geri hinterlässt eine Lücke. Und gleichzeitig mag bei manchen das Gebet geweckt werden, dass Gott neue Väter für unser Land schenkt.

Sehen Sie sich den Livenet-Talk mit Werner Tanner an:
 

Zur Webseite:
Stiftung Schleife

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Datum: 28.04.2023
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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