Trucker Church

Jesus als Beifahrer

LKW mit Werbung der Trucker Church
Über LKWs auf der Autobahn ärgern sich viele. Entsprechend erleben LKW-Fahrer wenig Respekt. Mitglieder der «Trucker Church» indes haben ein Herz für Trucker. Sie sprechen sie auf Ratsstätten an, verteilen Geschenke und sagen einfach mal Danke.

Klar, manch ein Trucker liebt seinen Beruf. Aber für viele ist es ein harter Job, der sie häufig und lange von ihren Familien trennt, und der viel Einsamkeit mit sich bringt. Ausserdem geniessen Trucker kein sehr hohes Ansehen, mit ihren behäbigen Gefährten sind sie vielen im Weg und das bekommen sie zu spüren.

«Dabei bringen sie uns allen unsere Güter, von den Lebensmitteln bis zu den Möbeln», sagt Ekkehart Fischer. Der Deutsche hatte beruflich viel mit dem Güterfernverkehr zu tun, seit über 20 Jahren gibt er den Truckern etwas zurück. Aber vor allem hat er eine wichtige Botschaft für sie im Gepäck: Gott liebt Trucker! Fischer selbst war früher nicht gläubig, aber seine Frau. Die habe jahrelang für ihn gebetet. In einem Urlaub 1987 in Florida besuchte das Paar einen Gottesdienst. «Ich konnte damals kein bisschen Englisch», berichtet Fischer. «Aber als der Pastor anfing zu predigen, verstand ich jedes Wort.» Wieder zu Hause gab er sein Leben Gott, sein erstes, schlichtes Gebet lautete: «Gott, zeige mir deinen Weg.»

Der «Trucker-Psalm»

Dieser Weg sollte auf die Autobahn führen. Da er selbst vom Fach ist, weiss Fischer: «LKW-Fahrer sind für viele ein lästiger Kostenfaktor, und im Strassenverkehr gehen sie mit ihren grossen Brummern vielen auf die Nerven.» Doch für die Trucker gilt der Missionsbefehl Christi eben auch. Im Jahr 2000 begann Fischer mit seiner Frau eine Mission: den Truckern zu sagen «Danke, dass ihr für uns unterwegs seid!» Mittlerweile hat die «Trucker Church» 350 aktive Unterstützer. Christen aus allen Denominationen gehen auf die Fahrer zu, verschenken eine «Trucker-Bibel», andere geben Geld oder Sachspenden an die Familien der Fahrer. Mittlerweile gibt es Ableger der Trucker Church in Italien, Frankreich, Österreich, den Niederlanden und in der Schweiz.

In der Trucker-Bibel stehen persönliche Berichte von Christen, ja, sogar ein «Fernfahrer-Psalm». «Ach, Herr, auch heute wieder werden manche gegen mich sein, nur weil ich langsamer bin als andere.» Der Psalm endet mit der Erkenntnis: «Für sie bin ich bestenfalls ein hirn- und rücksichtsloser Dieselknecht, der auch von dir, Gott, nichts hält! Ich lasse mich nicht länger in diese Ecke stellen! Ich will auf dich hören, Herr: Bei dir bin ich mir ganz sicher, dass du mich so nimmst, wie ich bin.»

Jesus: «Ich bin dein Freund»

Ekkehart Fischer mit seiner Frau Renate

In einem persönlichen Brief wendet sich Jesus Christus in der Bibel an den Leser: «Ich sah dich gestern, als du mit deinem Freund, dem LKW, geredet hast. Ich habe den ganzen Tag gewartet und gehofft, dass du auch mit mir reden würdest. Ich warte auf ein Wort von dir. Es tut mir weh, aber ich warte noch immer, denn ich bin dein Freund.» In kurzen Statements stellen sich einige Mitglieder der «Trucker Church» vor. Klaus Hohl etwa, selbst Trucker, schreibt: «Ich bin froh, dass Jesus mein Beifahrer ist.» In den vergangenen Jahren seien insgesamt etwa 320'000 dieser Trucker-Bibeln verschenkt worden, sagt Fischer, das Buch wurde mittlerweile in 20 Sprachen übersetzt.

Manch ein breitschultriger tätowierter Mann habe schon zu weinen angefangen, als man ihm sagte: «Danke, dass du für mich auf der Strasse unterwegs bist!», erzählt Fischer. Vor kurzem habe er in Österreich einen Fahrer angesprochen, der eher abweisend war. «Lass mich in Ruhe, ich habe Schmerzen!», sagte er. Fischer antwortete: «Wir glauben an einen lebendigen Gott, der auch heute noch Wunder tut.» Das Team betete für das kranke Knie: «Herr, ich danke dir, dass du diesen wunderbaren Menschen lieb hast. Du hast am Kreuz von Golgatha jede Krankheit genommen.» Fischer berichtet: «Der Mann schaute erst verdutzt und sprang dann aus seinem Fahrerhaus und rief: 'Was ist jetzt los? Ich habe keine Schmerzen mehr! Was verkündet ihr da?'»

Er selbst sei jetzt 77 Jahre alt, und nicht mehr so häufig im Einsatz, so Fischer. Aber die Arbeit der Trucker Church werde immer wichtiger. «Das Just-in-time-Prinzip wird immer schlimmer, und der Verkehr immer dichter.» Fischer appelliert in seinen Vorträgen an seine Zuhörer: «Begegnet den Fahrern mit Freundlichkeit! Sie werden oft wie das allerletzte Rad in der Gesellschaft behandelt. Dabei würde ohne sie unsere Wirtschaft und unser Leben nicht funktionieren.»

Zur Website:
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Datum: 19.09.2023
Autor: Jörn Schumacher
Quelle: Livenet

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