Kamal Fahmi

Er kämpft für Freiheit vor religiöser Unterdrückung

Kamal Fahmi
Der Wendepunkt für Kamal Fahmi kam, als er einem christlichen jemenitischen Teenager sagen sollte, er solle am obligatorischen Islamunterricht teilnehmen, um Strafen zu vermeiden ...

Viele andere jemenitische Kinder hatten sich mit dieser Forderung gequält. Doch als Kamal 2008 vor diesem jungen Mann stand, traf ihn ein Gedanke wie ein Blitz: Er fragte sich, warum er das ertragen musste und warum er nicht als Christ leben durfte. «Gott hat mein Herz berührt. Er war ein sehr kluger Jugendlicher. Ich verstand, dass 1,3 Milliarden Muslime nicht die Freiheit haben, aus dem Islam auszutreten. Ich verstand, dass wir die Apostasie- und Blasphemiegesetze abschaffen müssen.»

Der Jemen ist kein Einzelfall, was die Unterdrückung der Religionsfreiheit betrifft. Obwohl es für Christen normal war, den Pflichtunterricht stillschweigend zu ertragen, hatte Kamal an diesem Tag eine Offenbarung: Der junge Mann wollte den Islam nicht studieren. Wo blieb die Freiheit?

«Befreie mein Volk»

So begann Kamals Mission. Heute, mit 71 Jahren, setzt sich der halbpensionierte Aktivist immer noch unermüdlich dafür ein, dass die Vereinten Nationen, die Arabische Liga und einzelne Länder Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen anerkennen und umsetzen: «Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung von Riten zu bekunden.»

Er gründete die Organisation «Set My People Free», um die Gewissensfreiheit in restriktiven muslimischen Ländern zu fördern «Eine der schwerwiegendsten Verletzungen der Gedanken- und Gewissensfreiheit sind die Anti-Apostasie- und Anti-Blasphemiegesetze in Ländern wie dem Jemen», sagt Fahmi, «dort droht bei Verstössen gegen diese Gesetze die Todesstrafe, und wir wollen, dass das abgeschafft wird.»

26 Länder mit besonders harten Strafen

Weltweit gibt es elf Länder, die Menschen aufgrund von Apostasie- und Blasphemiegesetzen hinrichten. In weiteren 15 Ländern drohen Gefängnis, Folter, der Verlust des Sorgerechts für die Kinder oder die Annullierung der Ehe.

Der Sudan und die Vereinigten Arabischen Emirate haben kürzlich die Todesstrafe für Apostasie abgeschafft. (Apostasie bedeutet das Verlassen der eigenen Religion. Blasphemie bezeichnet respektlose Äusserungen über eine Religion).

Ein Beispiel ist Mehdi Dibaj aus dem Iran, der als Muslim geboren wurde und Jesus annahm. 1983 wurde er wegen Apostasie für zehn Jahre ins Gefängnis gesteckt, gefoltert, zwei Jahre in einer winzigen, nur einen Meter hohen Zelle eingesperrt und schliesslich zum Tode verurteilt. «Ich bin nicht nur bereit, für Christus zu leiden, sondern auch für ihn zu sterben», sagte er. Auf internationalen Druck hin wurde er freigelassen, aber später auf mysteriöse Weise ermordet. Seine zerstückelte Leiche sei in einer Plastiktüte gefunden worden, berichtet Kamal.

Opfer von Lynchjustiz

Christen werden häufig Opfer von Lynchjustiz. Sie werden ermordet, verprügelt oder Opfer von Säureanschlägen. Die Anschuldigungen wegen Blasphemie sind oft fadenscheinig oder aus Rache motiviert, ohne dass die Polizei ermittelt. Das zugrunde liegende Problem ist die Vorstellung - verstärkt durch staatliche Gesetze -, dass Blasphemie (die eigentlich freie Meinungsäusserung sein sollte) hart bestraft werden muss.

Betroffen sind nicht nur Christen. Auch Bahai, Atheisten und Hindus geraten ins Visier. So wurde Omar Mohammad 2016 im Jemen entführt und ermordet, weil er angeblich Atheist geworden war.

Ein Leben für Frieden und Gerechtigkeit

Kamal Fahmi kam mit 19 Jahren im Sudan zum Glauben. Obwohl er in einer christlichen Familie aufwuchs, war der Glaube für ihn nichts Persönliches. «Ich dachte, Gott existiert nicht», erinnert er sich. Ich fragte mich, was der Sinn des Lebens ist. Alles schien mit dem Tod zu enden. Selbst wenn ich reich wäre oder eine Familie hätte, würde ich sterben. Warum nicht jetzt sterben und die Geschichte beenden?»

Doch tief in seinem Inneren suchte er nach Antworten. Schliesslich besuchte Kamal die «Explo’72», eine Konferenz des «Jesus-Movement». «In diesem Camp wurde ich Christ, weil ich erkannte, dass Gott mich liebt», blickt er zurück. «Mein Leben hat sich völlig verändert. Ich spürte einen unglaublichen Frieden und verstand, dass ich nicht durch meine Werke gerettet wurde, sondern durch das, was Christus für mich getan hat.»

Voller Einsatz für den Nahen Osten

Ein halbes Jahr später widmete er sich ganz dem christlichen Dienst. Mit dem internationalen Missionsschiff «Logos» evangelisierte er in Indien, den Golfstaaten, den Philippinen, Thailand und Vietnam.

1976 schloss er sich der «Operation Mobilisation» an und arbeitete in Ländern wie Afghanistan, Libyen, Pakistan und Saudi-Arabien, wo er half, Untergrundgemeinden und Pastoren aufzubauen. Schliessich wurde er Koordinator für den Nahen Osten.

«Gott liebt Gerechtigkeit»

Im Jahr 1986 heiratete er eine Schwedin. Das Paar lebte neun Jahre in Jordanien und zehn Jahre in Ägypten. Bei einer Reise in den Jemen erkannte Kamal schliesslich seine Berufung: den Kampf gegen Apostasie- und Blasphemiegesetze auf internationaler Ebene. Seit 2017 lebt er in Schweden.

«Unsere Aufgabe ist unmöglich», sagt Kamal. «Aber wir müssen die Wahrheit sagen und für Gerechtigkeit eintreten. Martin Luther King Jr. und sein gewaltfreier Kampf gegen die Rassentrennung sowie Wilberforce und sein Kampf gegen den Sklavenhandel haben uns sehr inspiriert.»

Und weiter: «Als Christen haben wir die Pflicht, gegen Ungerechtigkeit aufzustehen. Apostasie- und Blasphemiegesetze verletzen grundlegende Menschenrechte. Wir glauben, dass Gott Gerechtigkeit liebt, und als Christen müssen wir Freiheit und Wahrheit verteidigen.»

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Datum: 28.12.2024
Autor: Michael Ashcraft/Daniel Gerber
Quelle: Godreports/Übersetzung: Livenet

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