Jubiläen im Corona-Jahr

Livenet-Talk über theologische Schulen und ihren Wandel

Studenten in einem Saal
Felix E. Aeschlimann
Dr. Benedikt Walker (Bild: idea Schweiz)
TDS-Rektor Christoph Schwarz
Jacob Thiessen

Wer sich schon gefragt hat, worüber vier Rektoren theologischer Ausbildungsstätten diskutieren, erhält durch den aktuellen Livenet-Talk einen Einblick. Sie berichten aus ihrem Alltag und tauschen über theologische Fragen aus.

Obwohl die Bibel der Weltbestseller Nr. 1 ist, erfährt sie von vielen Menschen kaum Beachtung. Livenet sprach mit vier Rektoren von theologischen Ausbildungsstätten. Seit vielen Jahrzehnten verschaffen deren Schulen, Menschen einen Zugang zur Bibel.

2020: Ein Jahr der Jubiläen

«Wir feiern dieses Jahr unser 75-jähriges Bestehen», sagt Felix Aeschlimann, Rektor der SBT Beatenberg, bedauert aber, dass die geplanten Feierlichkeiten aufgrund der Coronakrise aufgeschoben werden mussten.

Auch das TDS Aarau musste die Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Bestehen absagen und die Diplomfeier im kleinen Rahmen durchführen. Rektor Christoph Schwarz meint: «Vielleicht feiern wir nächstes Jahr dann einfach 61 Jahre.»

Das Theologische Seminar Chrischona (TSC) konnte im März eine erste Feier zum 180-jährigen Jubiläum durchführen. Weitere geplanten Feierlichkeiten waren dann unmöglich und werden, gemäss Rektor Benedikt Walker, womöglich im nächsten Jahr nachgeholt.

Auch die STH Basel feiert dieses Jahr Jubiläum. Rektor Jacob Thiessen freut sich darüber, die geplante Feier zum 50-jährigen Bestehen im September durchführen zu können.

Theologische Ausbildungsstätten in der Coronakrise

Die vier Rektoren und deren Schulen waren aber nicht nur bezüglich ihrer Jubiläen von der Coronakrise betroffen. Der ganze Schulbetrieb musste von einem Tag auf den anderen neu organisiert werden. Felix Aeschlimann freut sich, dass in Beatenberg trotz mangelnder technischer Ausstattung sehr schnell gute Lösungen gefunden werden konnten. Während das TDS sofort auf Online-Unterricht umstellte, setzte Chrischona vor allem auf die bereits bewährte Studienart mit E-Learning. Jacob Thiessen ist froh für den technischen Mitarbeiter an der STH, durch welchen der Unterricht fast nahtlos online weitergeführt werden konnte. «Wir sind sehr dankbar, dass wir das Studienjahr erfolgreich abschliessen konnten.»

Innovation ist angesagt

Die vier Rektoren beschreiben in Kürze die Ausrichtung und die Vorzüge ihrer Schulen. Wer sich für ein Theologiestudium interessiert, erhält im Livenet-Talk eine gute Übersicht über vier gute theologische Ausbildungsstätten in der Schweiz.

Bei allen wurde die Wichtigkeit deutlich, sich weiterzuentwickeln, auf das aktuelle Zeitgeschehen einzugehen und sich trotzdem am ewigen Wort Gottes zu orientieren. Benedikt Walker hält fest, dass nicht jeder Theologiestudent ein Prediger werden muss. «Wir brauchen nicht nur zum Predigen ein Theologiestudium, sondern müssen die vielen Möglichkeiten sehen, wo Theologie Anwendung findet.»

Was kommt nach Corona?

Welche Veränderungen wird die Coronakrise nach sich ziehen? «Wir müssen uns Zeit geben, die Krise zu reflektieren und uns Gedanken über die Zukunft zu machen», meint Christoph Schwarz. Auf jeden Fall soll der Schulbetrieb nicht einfach auf Fernbetrieb umgestellt werden.

Benedikt Walker fügt seine Enttäuschung an, dass die Gesellschaft bei Experten der Naturwissenschaften Sicherheit und Hoffnung suchte. «Offensichtlich traut die Gesellschaft der Naturwissenschaft mehr als der Kirche.» Felix Aeschlimann relativiert dies mit der Bemerkung, dass über das Internet viel mehr Menschen Gottesdienste besucht haben, als es sonst üblich ist. Jacob Thiessen wies auf die Gnade Gottes hin, durch die uns Gelegenheit geschenkt wurde, ernsthaft über das Leben nachzudenken.

Wie gehen wir mit der Bibel um?

Felix Aeschlimann stört sich daran, dass den Evangelikalen vorgeworfen wird, die Bibel wortwörtlich zu verstehen. «Dieser Vorwurf funktioniert so nicht. Zuerst müssen wir die Bibel als ein literarisches Werk verstehen, welches ganz unterschiedliche Texte hat, die auch unterschiedlich interpretiert werden müssen.» Aeschlimann glaubt nicht, dass jemand jeden Textabschnitt der Bibel tatsächlich wortwörtlich versteht.

Jacob Thiessen glaubt, dass wir offen an die Bibel rangehen müssen. «Es gibt Leute, die von Anfang an glauben, die Bibel sei voller Widersprüche, ohne auch nur einen Widerspruch benennen zu können.» Eine solche Grundhaltung hilft nicht. Wir müssen offen an die Bibel rangehen und dann einen Umgang mit ungeklärten Fragen finden.

Benedikt Walker plädiert, Menschen mit abweichenden Ansichten gut zuzuhören und sorgfältig zurückzufragen. «Wir brauchen dann auch Mut, in einen Diskurs einzutreten und Streitgespräche zuzulassen. Dabei ist aber immer Demut angebracht, unsere eigene Sicht nicht als absolute Wahrheit hinzustellen.»

In einem Punkt sind sich alle einig: Es lohnt sich, Gottes Wort zu studieren und unser Leben danach auszurichten.

Der ganze Livenet-Talk ist unter folgendem Link zu sehen:


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Datum: 17.06.2020
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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