«Suche die Versöhnung, mach den ersten Schritt!»
Livenet: Joël Spörri, was muss man über Ihr
jüngstes Album «Messias» wissen?
Joël Spörri: Das Album «Messias» ist ein Reggae- und mundartlastiges
Album. Das Werk entstand über eine Zeitspanne von fünf Jahren. Messias kommt aus dem Hebräischen und bedeutet
«der Gesalbte». Der Begriff stammt aus dem Tanach, der jüdischen Bibel. Laut
dessen Überlieferung ist der Messias der rechtmässige, von Gott eingesetzte
König der Juden, welcher für alle Ewigkeit auf dem Thron sitzt und regiert.
Können Sie ein, zwei Songs kurz vorstellen, die Ihnen
besonders am Herzen liegen?
Jeder Song hat für mich etwas sehr Persönliches
und erzählt eine individuelle Geschichte. Der Song «Rätsu» zum Beispiel wurde bereits mehrmals im Radio Life Channel als
Ratespiel-Lied ausgestrahlt. Dabei mussten die Zuhörer erraten, worum es im
Song geht. Gewinnen konnte man einen von mir geschriebenen Song, der speziell für
die Gewinnerin geschrieben wurde. Daraus resultierte der Track «Hoffnig»,
welcher auch auf dem Album zu finden ist.
«Messias» erscheint in einer aussergewöhnlichen
Zeit – welchen Einfluss hatten die letzten Monate auf die Texte?
Die lyrischen Inhalte sind philosophisch und
befassen sich mit tiefgründigen Themen des Lebens. Das Album ist kontrovers,
für die einen zu weltlich, für die anderen zu fromm. Was bedeutet fromm und
weltlich? Für einige ist das Symbol des Kreuzes idiotisch, veraltet, nicht
mehr aktuell, andere sehen darin die Kraft des Schöpfers, die zur Errettung und
ewigem Leben führt. Wer hat recht? Nur wer sich mit dem Thema auseinandersetzt,
wird darauf eine Antwort finden. Wenn mit aussergewöhnlicher Zeit, die
Coronazeit gemeint ist: Diese hatte praktisch keinen Einfluss auf meine Texte.
Das Leben geht weiter, die schönsten Blumen gedeihen auch in chaotischen,
turbulenten und harten Zeiten.
Was ist Ihr Herzensanliegen?
Unsere Gesellschaft verfällt immer mehr in ein Schwarz-weiss- und
Schubladendenken. Entweder – oder. Du falsch und ich richtig. «Donald Trump»
verwende ich hier nur als Stichwort. Die meisten assoziieren mit diesem Namen
entweder etwas Positives oder etwas Negatives, ohne jemals persönlich mit
diesem Menschen gesprochen zu haben. Entweder man ist für eine Sache oder man
ist dagegen. Dazwischen gibt es oft nichts mehr. Keine Grautöne, keine
gemeinsamen Lösungen. Falls jemand nicht die eigene Meinung teilt, wird er auf
den «Sozialen»-Medien geblockt und ist somit out – aus den Augen, aus dem Sinn. «Für
mich bist du gestorben», hört man auch immer wieder.
Weitere Schlagwörter unserer Zeit: Verschwörungstheorien, Corona, Impfzwang, Greta Thunberg, Klimawandel, Joe Biden, Bill Gates und so weiter. Mir ist aufgefallen, dass plötzlich viele Leute zu ultimativen Thesen kommen. Ohne sich fundiert mit einem Thema auseinander zu setzen, verbreiten sie ihre subjektiven Theorien als «die Wahrheit». Als Basis dieser Wahrheit dienen Indizien und zusammengekratzte und zum Teil spekulative Informationen aus dem Internet. Sie verbünden sich – «virtuell» – mit Gleichgesinnten und verfluchen alle als Opfer, welche nicht der eigenen Ideologie entsprechen.
Was löst das aus?
Fragen wie: Auf welcher Seite stehe ich? Muss ich überhaupt auf einer Seite
stehen? Kann ich eine eigene Meinung haben und Andersdenkende trotzdem
respektieren? Bin ich besser als die anderen?
Um nicht selbst zum Richter zu werden und mit dem Finger auf andere zu
zeigen, stelle ich mir diese Fragen selber. Wie würdest du diese Fragen für dich beantworten? Jesus gab uns den Auftrag, einander zu
lieben, zu vergeben und zu dienen. Was ist lächerlich oder falsch daran? Es
macht mich traurig, wenn ich sehe, wie die Menschen miteinander umgehen. Ich
bin kein Endzeitprediger, denn für mich spielt es keine Rolle, wann der Messias
kommt. Trotzdem sagt uns die Bibel, dass das Ende kommen wird, wenn die
Menschen einander hassen, einander verraten, die Gesetzlosigkeit überhandnimmt
und die Liebe erlischt; so steht es in Matthäus Kapitel 24 in den Versen 3 bis 14.
Übrigens: «Egoismus» kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Ich-Bezogenheit, Selbstsucht, Selbstbesessenheit, Eigennutz und so weiter... Ich frage mich immer wieder, weshalb heissen unsere Geräte iPhone, iPad, iPod? Think about...
Was empfehlen Sie den Lesern?
Falls dich meine Worte bewegt oder berührt haben, versuche noch heute, diese
eine Person, mit der du eventuell schon lange im Streit bist, zu kontaktieren.
Suche das Gespräch und entschuldige dich bei ihr. Egal ob du im Recht bist oder
nicht. Suche die Versöhnung. Denn die Versöhnung heilt Wunden. Mache du den
ersten Schritt. Einen Schritt, der zur Veränderung und Verbesserung der Welt
führt. Du wirst es nicht bereuen. Die grösste Weisheit in meinem Leben ist die Erkenntnis, nichts
verstanden zu haben. Die Bereitschaft, durch den Glauben an etwas Unsichtbares
alles hinter sich zu lassen, trotz Zweifel und Hader, ist eine Torheit in den
Augen der Nicht-Sehenden. In den Augen der Sehenden aber ist dies ein Sieg,
eine Errungenschaft, die über allen Verstand geht.
Was soll «Messias» nun auslösen?
Ich möchte, dass «Messias» im Leben der Zuhörer etwas bewegt, sie
berührt und zum Nachdenken und Forschen anregt.
Joël Spörri, alias Chéjs Romero, wünscht sich eine Vernetzung mit anderen christlichen Reggae-Musikern. Interessierte können sich gerne über seine Webseite mit ihm in Verbindung setzen.
Zur Webseite:
Chéjs Romero
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Datum: 16.03.2021
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet