Margrit Stamms Zwischenruf

Wie ist ein guter Vater wirklich?

Väter, die einen Kinderwagen schieben, gehören heute zum Strassenbild. Sie nehmen ihre Aufgabe ernst. Aber müssen Väter überhaupt zur zweiten Mutter werden? Die Väter-Studie «Tarzan» sieht das anders.
Kind mit Vater
Margrit Stamm

 
Die emeritierte Freiburger Psychologieprofessorin und Erziehungswissenschafterin Margrit Stamm liebt es, hie und da den Finger auf zeitgeistige Entwicklungen zu legen, die sie als einseitig oder überzogen bewertet. Als Direktorin des Forschungszentrums Swiss Education in Bern, das fundierte Studien zum Thema Familie und Erziehung erstellt, ist ihre Stimme nicht zu überhören. Sie vertritt ihre Meinung auch dezidiert wie diese Woche in einer Kolumne in der Mittelland Zeitung.

Darin äussert sie sich kritisch über das «Stereotyp des präsenten Vaters», das nur die Stunden zählt, in denen der Vater im Haus aktiv ist sowie über die Studien, die eine nach der andern feststellten, dass es im Haushalt eine «Asymmetrie zulasten der Frauen» gebe. Stamm stellt diesen Studien die Väter-Studie «Tarzan» entgegen, die 2016 erscheinen soll und zieht schon mal eine Schlussfolgerung daraus.

Beitrag des Vaters objektiver sehen und wertschätzen

Margrit Stamm bringt es auf den Punkt: «Väter sind nicht per se dann gute Väter, wenn sie dauerpräsent sind.» Neben dem Engagement im Haushalt zählt sie auch die Erwerbsarbeit, die zu zwei Dritteln von den Vätern geleistet werde, als Beitrag zum Wohl der Familie. Stamm: «Auch Erwerbsarbeit ist eine männliche Form der Fürsorge.» Es gelte, den Blick auf die Aufgaben der Väter zu objektivieren. Sie wertet insbesondere den Beitrag der Väter in der Hausaufgabenbetreuung, in der Kontrolle des Medienkonsums sowie bei der Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen zur Versorgung der Familie als Beitrag eines guten Vaters.

Schliesslich plädiert sie für mehr Wertschätzung der Väter, denn: «Viele engagieren sich mehr für Frau und Kind, als wir dies in unseren Köpfen wahrhaben wollen.» Der «simplizistische Vorwurf» der mangelnden Präsenz der Väter diene nur der «aggressiven Vorurteilsbildung».

Vaterschaftsurlaub als sinnvolle Investition

Margrit Stamm will damit sicherlich nicht denen nach dem Mund reden, die sich noch gegen einen echten Vaterschaftsurlaub wehren. Auch die qualitativ hohe Präsenz des Vaters erfordert Zeit. Und hier stehen denn auch die Wirtschaftskreise in der Verantwortung, die später einmal vom Einsatz des Vaters in der Familie profitieren werden.

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Datum: 11.11.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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