Ärzte gaben 0%-Chance

Frühstgeborene Zwillinge wurden ein Jahr alt

Die Zwillinge Adiah (links) und Adrial
Wären sie nur zwei Stunden früher geboren, hätten die Ärzte Adiah und Adrial nicht wiederbelebt. Dass die Zwillinge heute ein Jahr alt und fröhliche Kleinkinder sind, führen die Eltern auf die Macht des Gebets und viele Wunder zurück.

Dass ihre Kinder im Guinness Buch der Rekorde landen würden, war Shakina Rajendram aus Ontario, Kanada weder bewusst noch wichtig, als sie Anfang März 2022 ins Krankenhaus eilte. Sie hatte starke Wehen, obwohl sie erst 21 Wochen und fünf Tage schwanger war – über vier Monate zu früh, für die Ärzte viel zu früh. Die Kinder seien «nicht lebensfähig» und hätten «0 Prozent Überlebenschance».

In den meisten Krankenhäusern werden Babies erst ab einem Alter von 24 bis 26 Wochen nach der Geburt wiederbelebt. Kinder, die früher geboren werden, gelten als nicht überlebensfähig und werden deshalb nach der Geburt nicht unterstützt, damit sie am Leben bleiben. Dies wurde Shakina und ihrem Mann Kevin denn auch erklärt – und Shakina tat alles in ihrer Macht Stehende, damit die Kinder so lange wie möglich noch in ihr blieben. Es war ihre zweite Schwangerschaft – das erste Kind war im Mutterleib verstorben.

Warten bis Mitternacht

«Worte können nicht beschreiben, was für ein emotionales, mentales und physisches Trauma wir durchmachten», berichtet Shakina. Beide sind überzeugte Christen und Kevin verbrachte die ganze Nacht im Gebet. Am nächsten Tag wurde Shekina in das bekannte Mount Sinai Krankenhaus in Toronto gebracht, das darin spezialisiert ist, 22-Wochen-alte Babies wiederzubeleben. Doch Shakina war weiterhin in der 21. Schwangerschaftswoche – noch würde man ihre Kinder nach der Geburt nicht wiederbeleben. Und selbst wenn sie auf die Minute genau 22 Wochen alt wären, riet man den Eltern von einer Wiederbelebung ab. «Man sagte uns, dass dies ein 'Todesurteil' für sie wäre und dass sie viele Behinderungen haben könnten, aber wir hielten daran fest, dass die Babies eine Lebenschance erhalten sollten», erinnert sich Shakina.

Sie hatte den ganzen Tag über starke Blutungen. Eine halbe Stunde vor Mitternacht – dann würde die 22. Woche offiziell beginnen – spürte sie, dass die Fruchtblase geplatzt war. «Nun müssen sie sterben – und es ist meine Schuld», schoss ihr durch den Kopf. Doch es war Fehlalarm und Shakina schlief erschöpft ein. Um 00:15 Uhr riss die Fruchtblase dann endgültig – nach 1,5 Stunden waren die Zwillinge auf der Welt und wurden erfolgreich wiederbelebt. Das Mädchen Adiah wog 330 Gramm, während ihr Bruder Adrial 420 Gramm auf die Waage brachte. Sie waren kleiner als die Hand der Eltern.

Den Tod als ständigen Begleiter

Die folgenden sechs Monate waren mit Komplikationen gefüllt. Beide Kinder hatten extrem dünne Haut, litten an Hirnblutungen und Sepsis. «Mehrmals sind die Kinder beinahe vor unseren Augen gestorben», berichtet Shakina. Immer wieder wurde den Eltern nahegelegt, die medizinische Versorgung abzustellen, doch die beiden kämpften für ihre Kinder. Bis zu zwölf Stunden pro Tag verbrachten sie an ihrer Seite, hielten ihre Hände und sangen ihnen Lieder vor. Nach 161 Tagen wurde Adiah von der Intensivstation entlassen, eine Woche später kam auch ihr Bruder nach Hause.

Die Macht des Gebets

Vor wenigen Tagen, am 4. März, wurden die beiden, die heute den Rekord der frühstgeborenen Zwillinge innehaben, ein Jahr alt. Adiah wiegt nun 6 kg und ist «extrem fröhlich und gesellig, sie lächelt den ganzen Tag». Adrial musste zweimal aufgrund von Infektionen zurück ins Krankenhaus und ist aktuell noch auf Sauerstoffzuführung angewiesen. Doch er ist mittlerweile grösser als seine Schwester.

Shakina und Kevin wissen, dass es ihren Kindern einzig durch die Macht des Gebets so gut geht – Gebete von Freunden, Familienangehörigen und sogar Fremden in aller Welt. «Die Babies waren so oft kurz vor dem Tod und sobald die Menschen beteten, veränderten sich die Dinge wie durch ein Wunder», erklärt Shakina.

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Datum: 26.03.2023
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Guinnes World Records

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