Vom Hungernden zum Hoffnungsträger
Vorbei geht es an geschäftigen Märkten in den staubigen Nebenstrassen einer der Hauptverkehrsadern Nairobis. Sorgfältig arrangieren die Händler ihre Waren – bunte Stoffe, frisches Obst und Gemüse, handgefertigter Schmuck. All dies mischt sich in die Geräuschkulisse hupender, bunt bemalter Minibusse, die sich durch den Verkehr schlängeln.
Mitten drin befindet sich der Sitz der Organisation «Glory Outreach Assembly», kurz GOA. Sie setzt sich unter anderem dafür ein, Stammeskonflikte beizulegen.
Gerade ist die Schule aus, Kinder kommen auf das Gelände, um kühles, frisches Wasser zu trinken und zu spielen. Hier trifft Livenet Samuel Kairu, der selbst bei GOA aufgewachsen ist und der heute für dieses Werk arbeitet.
Einst auf dem Boden geschlafen
«Wir lebten in einer kleinen Hütte und schliefen auf dem Boden», erinnert sich Samuel Kairu. «Manchmal hatten wir nicht genug zu essen und schliefen hungrig ein.»
Er war das zweitjüngste von acht Geschwistern. «Mein Vater starb, als ich noch sehr klein war, ich erinnere mich kaum an ihn.» Die älteren Kinder mussten aus der Schule genommen werden, damit sie für die Bauern arbeiten konnten, um etwas Geld für die Familie zu verdienen. Es wurde schwierig für seine Mutter, die Familie durchzubringen.
Ein neues Zuhause gefunden
Als Bischof David Munyiri Thagana im Juli 2002 innerhalb der Organisation «Glory Outreach Assembly» ein Kinderheim gründete, fand Samuel zusammen mit seinem Bruder Joseph und seiner jüngeren Schwester einen Unterschlupf.
So erlebte er die Pionierarbeit des Werkes von Anfang an mit: «Ich war das zweite Kind, das damals im Haus des Bischofs aufwuchs. Meine Mutter brachte uns dorthin, ich war damals sieben Jahre alt. Ich bin hier in diesem Zentrum aufgewachsen.»
Wertvoll
So konnte Samuel wie viele andere Kinder die Grundschule und die weiterführende Schule abschliessen und anschliessend die Universität besuchen. «Im Kinderheim habe ich viel Liebe erfahren. Ich habe gelernt, dass ich wertvoll bin.» Das und viele andere gute Erfahrungen hat Samuel und andere emotional gestärkt.
Die Kinder lernten zum Beispiel, wie man Hühner und Kühe füttert und Pflanzen wie Karotten sät. «Wir haben viel gelernt und sind wie eine Familie zusammengewachsen. Und als diese Familie wuchs, suchten wir ein grösseres Stück Land, das wir hier finden konnten.»
Vom stillen Jungen zum Clip-Macher
Mit der Zeit wurde Samuel Teil des Teams, das Kinder aus armen Verhältnissen und Waisen aufnahm und willkommen hiess. Da er selbst aus dem gleichen Milieu stammt, versteht er die anderen Kinder sehr gut und sie fassen Vertrauen zu ihm.
«Eigentlich war ich ein sehr, sehr ruhiger Junge.» Er lernte vieles durchs Beobachten – und dazu gab es vielfältige Gelegenheiten: Viele Freiwillige, Besucher und Partner aus vielen verschiedenen Ländern kamen zu GOA. «Mich hat interessiert, wie die Kameras funktionieren.» Mit der Zeit liebte er es, Fotos und Video-Clips zu machen.
«Gehört werden»
«Heute verbreite ich die Liebe Christi, indem ich mein Wissen, meine Fähigkeiten und Talente einsetze, um gefährdeten Gemeinschaften Gehör zu verschaffen», erklärt Samuel Kairu. «Ich tue dies, damit andere Menschen und gefährdete Gemeinschaften die gleiche Unterstützung und Hilfe erhalten, die ich erfahren habe.»
An seiner Arbeit bei GOA gefällt ihm am besten, «dass ich mit engagierten Menschen zusammenarbeite, die da sind, um zu dienen. Das sind die Menschen, die mich grossgezogen haben, das ist meine Familie. Sie lieben Jesus und wollen die beste Version von dir sehen.» Er liebt es zu dienen und zu sehen, wie andere Familien glücklich werden. Samuel Kairu ist optimistisch: «Wir haben Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Als Christ weiss ich, dass es einen Gott gibt.»
Zum Thema:
Kenias First Lady: «Der Herr kann Haiti verwandeln»
Kulturbewahrer in Kenia: Erweckung und Anerkennung dank Bibelübersetzung
«Vater der Vaterlosen»: Vom Strassenjungen zum Millionär – und zum Waisenvater