Trotz Amputation nie aufgegeben
Er hat jede Regel gebrochen: Eigentlich bekommen Menschen aus der Mittelschicht kein Lepra. Und solche mit weisser Hautfarbe ebenfalls kaum. Doch Dan Izzett aus Simbabwe wurde schon in jungen Jahren mit dem Bakterium infiziert.
Als Dan Izzett im Teenager-Alter zusehends die Gefühle in Händen und Füssen verlor, war das für ihn keine grosse Sache. Jedem Jungen in seinem Alter würde es so gehen, dachte er sich. Immer grössere Teile seiner Arme und Beine wurden gefühllos, da und dort waren erste Flecken an seinem Körper sichtbar. Doch auch bei der militärischen Eintrittsmusterung entdeckten die Ärzte nicht, dass er von Lepra betroffen war.
Izzett kämpfte. Aber nicht gegen die Krankheit, sondern als Soldat im Krieg gegen die Rebellen in seiner Heimat Simbabwe.
Bein muss amputiert werden
Nach der Zeit in der Armee leistete er harte Arbeit bei mehreren Staudammprojekten. Gerne lebte er jeweils ein paar Tage im Busch und beobachtete Tiere.
Bis sein Körper nicht mehr konnte. Nach mehreren Fehldiagnosen, die sich über Jahre dahinzogen, wurde sein Schicksal erkannt: Lepra. Eine niederschmetternde Diagnose. Ihm kam in den Sinn, wie der Lepra-Kranke im Film «Ben Hur» mit einer Glocke läuten musste. Dazu musste er die Leute mit «Unrein, unrein!»-Rufen warnen. Aus Angst vor dem Stigma und davor, ausgestossen zu werden, verheimlichte er die Krankheit. Anstecken konnte er nach der Einnahme von Medikamenten ja niemanden mehr.
Ein Ermutiger für viele
Eine Infektion aufgrund der Krankheit führte dazu, dass er Jahre später ein Bein amputieren musste. Doch Dan Izzett gab nicht auf. Er wurde Pastor und ermutigte viele Menschen. Zudem setzte er sich für Personen ein, die am Rande der Gesellschaft lebten.
Beinahe dreissig Jahre lebte Dan Izzett mit diesem Geheimnis. Wenn jemand fragte, warum er ein Bein hatte amputieren müssen, antwortete er stets, dass dies wegen einer bakteriellen Erkrankung gewesen sei – mit dieser Auskunft gaben sich die Fragesteller jeweils zufrieden.
In manchen Ländern ist das Stigma teilweise heute noch so gross, dass Betroffene aus der Gesellschaft ausgestossen werden. Als Dan und seine Frau – die ebenfalls infiziert worden war – ihre Lebensgeschichte öffentlich machten, strömte ihnen aber tiefe Annahme entgegen.
Später engagierte er sich gemeinsam mit der «Lepra-Mission Schweiz» für Leprakranke in verschiedenen Ländern.
Freude trotz Wirren
Dan Izzett sah das Leid in seinem Land. Zunächst suchten Kriegswirren seine Heimat heim - damals, im rhodesischen Buschkrieg. Dann ging der vorerst strahlende, doch zusehends grimmige Stern von Robert Mugabe auf. Nach den ersten, verheissungsvollen Jahren überschattete er die Nation mit Korruption und Enteignung der weissen Farmer. Dan Izzett verlor Dutzende Freunde seiner Kirchgemeinde, die allesamt genötigt wurden, wegzuziehen.
Mehr und mehr Land lag brach, weil Mugabes Günstlinge, die das Land erhielten, dieses nicht mehr bewirtschafteten. Aus einem blühenden Land, das Nahrungsmittel exportiert hatte, wurde eines, das Lebensmittel importieren musste, zum Beispiel vom nördlichen Nachbarn Sambia. Auch die Währung zerfiel, schliesslich ersetzte Simbabwe diese durch eine Fremdwährung. Trotz dem Leid am eigenen Körper und jenem in seiner Nation ist Zeitzeuge Dan Izzett ein fröhlicher Mensch und Menschenfreund geblieben.
Einen Einblick in sein Leben gewährt er im kürzlich erschienen Buch «Ein Mann, ein Bein», sowie auf einer Vortragstour. Vom 17. Oktober bis 2. November ist Dan Izzett in der Schweiz.
Zum Buch «Ein Buch, ein Bein»
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Zur Webseite:
Lepra Mission Schweiz
Details zur Vortragstournee von Dan Izzett
Zum Thema:
Den kennelernen, auf den Dan Izzett baut
TV-Moderator Ruedi Josuran: Botschafter für Leprabetroffene
Datum: 17.10.2014
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Lepra-Mission Schweiz