«Ich dachte, Glaube macht schwach und dumm»
«Es ist erstaunlich, dass ich in den ersten 25 Jahren meines Lebens nur drei Menschen kennengelernt habe, die Christen waren», berichtet Sarah Salviander. «Seit ich klein war, hatte ich ein negatives Bild vom Christentum.» Die US-Amerikanerin wuchs in Kanada in einem atheistischen Zuhause auf. Als Tochter von Sozialisten und politischen Aktivisten spielte Religion in der Familie keine Rolle. Doch um nicht als Atheisten abgestempelt zu werden, nannten sie sich Agnostiker.
«Ich wollte mit meinem Leben machen, was ich will»
«Wenn ich zurück blicke, merke ich, dass vieles an der unbewussten, ablehnenden Haltung gegenüber dem Christentum lag, die an Orten wie Kanada oder Europa vorherrscht», erklärt Sarah Salviander heute. «Ich dachte, dass das Christentum Menschen schwach und dumm macht und so wurde ich zum Objektivisten.» Sie wollte den unabhängigen und unverfärbten Wahrheiten jeder einzelnen Sache auf den Grund gehen. «Der Objektivismus gefiel mir, weil es um den Glauben geht, dass mir mein Leben gehört und ich damit machen kann, was ich möchte. Es schien eine starke, logische Philosophie zu sein.»
Begeistert von den Filmen der StarWars-Trilogie und anderen ScienceFiction-Serien begann sie ein wissenschaftliches Studium in den USA. Doch zunehmend empfand sie ihre Philosophie als steril und nicht erfüllend. «Sie konnte die grossen Fragen nicht beantworten: Was ist der Sinn im Leben? Woher kommen wir? Warum sind wir hier? Was geschieht, wenn wir sterben?» Die Mitstudenten, die ihre Philosophie teilten, «schienen so beschäftigt damit, ihre Unabhängigkeit vor jeglichen äusseren Einflüssen zu schützen», dass sie selbst keine Freude am Leben hatten.
Gibt es einen Schöpfer?
Also begann Sarah, sich mehr auf Physik- und Mathematikvorlesungen zu konzentrieren und suchte sich neue Freunde. Und zum ersten Mal in ihrem Leben traf sie echte Christen. «Sie waren nicht wie die Objektivisten – sie waren voller Freude und zufrieden mit dem Leben. Und sie waren auch klug. Ich war erstaunt, dass sogar mein Physikprofessor, den ich sehr bewunderte, Christ war!» Ihre neuen Freunde beeindruckten sie sehr – und ihre feindselige Haltung gegenüber dem Christentum fing an zu bröckeln.
Kurz darauf schloss Sarah sich einer Gruppe des Zentrums für Astrophysik und Weltraumwissenschaft (CASS) an, die nach Indizien des Urknalls forschten. Das war der Wendepunkt in ihrem Leben: «Ich begann, eine Ordnung im Universum zu sehen, der alles zugrunde liegt. Ohne es zu wissen, geschah mit mir das, was Psalm Kapitel 19 so klar sagt: 'Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe zeigt, dass es das Werk seiner Hände ist.'» Sie merkte, dass das Konzept von Gott und Religion auf philosophischer Ebene doch nicht so belanglos war, wie sie gedacht hatte. Eines Tages wurde ihr schlagartig klar: «Ich glaubte an Gott! Ich war so glücklich... Es war, als ob eine grosse Last von meinem Herzen gefallen wäre. Ich stellte fest, dass der Schmerz, den ich mein Leben lang verspürt hatte, mein eigenes Verschulden war und dass Gott ihn genutzt hatte, um mich weiser und leidenschaftlicher zu machen.»
Glaube und Krisen
Im letzten Studienjahr traf Sarah einen Studenten aus Finnland. Er war ebenfalls als Atheist aufgewachsen, aber glaubte jetzt an Gott. Nach einiger Zeit heirateten sie. «Obwohl ich nicht religiös war, beruhigte es mich, dass ich einen Christen heiratete.» Immer wieder las sie Bücher über Glauben und Wissenschaft und wurde mehr und mehr davon überzeugt, dass das Buch Genesis und die Schöpfungsgeschichte wahr ist. «Auf intellektueller Ebene wusste ich, dass die Bibel wahr ist und als ein intellektueller Mensch musste ich diese Wahrheit akzeptieren, auch wenn ich das nicht fühlte. Das ist Glaube. So wie C.S. Lewis schreibt, glauben ist akzeptieren, dass etwas wahr ist, egal was deine Emotionen empfinden. Und so wurde ich Christ. Ich nahm Jesus Christus als meinen Retter an.» Doch immer wieder kamen Zweifel in ihr hoch: War ihr Glaube wirklich echt?
Einige Jahre später wurde ihr Leben von schweren Schicksalsschlägen überhäuft, in denen sie ihren Glauben beweisen musste. Sarah wurde mit Krebs diagnostiziert, wenig später bekam ihr Mann eine Hirnhautentzündung – beide wurden geheilt. Doch als Sarah schwanger war, fand sie heraus, dass ihre Tochter Trisomie 18 hatte, sie kam wenig später tot zur Welt. «Das war der verheerendste Verlust unseres Lebens. Ich war verzweifelt und wusste nicht, wie ich nach dem Tod unserer Tochter weiter leben konnte. Doch mit einem Mal sah ich unser kleines Mädchen in den liebenden Armen des himmlischen Vaters, und das gab mir innerlich Frieden.»
Heute weiss sie: «Meine Faszination für den Weltraum war wirklich eine intensive Sehnsucht nach einer Verbindung zu Gott. Aber ich spüre, dass ich dazu berufen bin, anderen durch diese Arbeit zu helfen. (...) Ich habe mich dazu entschieden, anderen zu helfen, die am Zweifeln sind. Und ich möchte Menschen helfen, auf falsche atheistische Argumente selbstbewusst antworten zu können. Ich habe mit dieser Berufung gerungen, weil ich weiss, dass es kein einfacher Weg wird. Aber das Opfer, das Jesus gebracht hat, und die Bedeutung davon lässt keinen Zweifel daran, was ich zu tun habe.»
Derzeit forscht Sarah Salviander für die Astronomie-Abteilung der Universität Texas in Austin und wirkt als Physik-Professorin an der Southwestern Universität. Gemeinsam mit ihrem Ehemann und anderen christlichen Wissenschaftlern schreibt sie auf ihrer Homepage über die Themen Glaube und Wissenschaft.
Zur Webseite:
Six Day Science (Webseite von Sarah Salviander)
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Datum: 28.08.2019
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / sixdayscience.com