Sie wurde vergewaltigt – und entschied sich für ihr Kind
Meine Tochter ist das Licht meines Lebens. Ihre Geschichte begann an einem ganz normalen Tag. Ich hatte den ganzen Tag gearbeitet und am Abend fand mein Chef heraus, dass es mein Geburtstag war. Er rief uns alle zusammen und lud uns ein, gemeinsam etwas trinken zu gehen. Ich war früher alkoholabhängig und trinke seitdem überhaupt nicht mehr. Daran erinnerte ich meinen Chef, aber die anderen wollte unbedingt gehen und so beschloss ich, mitzugehen und alle hinterher im Auto nach Hause zu fahren.
Der Übergriff
Wir gingen los, tanzten und hatten viel Spass. Die anderen wollten hinterher noch in eine Disko, aber ich war müde und wollte nach Hause. Also rief ich ein Taxi, bezahlte es für sie und sie fuhren weg. Ich selbst ging noch mal in die Kneipe, um das, was ich gegessen hatte, zu bezahlen. Während ich das Essen bezahlte, mixte mir ein Mann etwas in mein Getränk. Ich erinnere mich noch, dass ich rausging und mir plötzlich schwindelig wurde. Derselbe Mann kam auf mich zu und meinte: «Ich bringe Sie zu Ihrem Auto, damit Sie sicher bis dorthin kommen.» An mehr kann ich mich nicht erinnern…
Acht Stunden später wachte ich in meinem Auto auf. Ich dachte, dass ich in einer Schlägerei gewesen wäre, weil ich blaue Flecken hatte. Ich hatte keine Ahnung, was passiert war, ich blutete… aber ich wartete erstmal ab. Nach ein paar Tagen bekam ich heftige Schmerzen. Ich ging in die Notfallaufnahme vom Krankenhaus, weil ich wusste, dass etwas nicht stimmte… Ich ging auf eine Krankenschwester zu und sagte ihr: «Ich glaube, dass ich sexuell missbraucht wurde!»
«Wir können uns noch heute darum kümmern…»
Eine sehr mitfühlende Krankenschwester setzte sich zu mir und stellte mir ein paar Fragen. Dann musste ich einen Schwangerschaftstest machen – er war negativ. Ein Arzt rief Polizisten dazu, denen ich viele Fragen beantworten musste (der Täter wurde zwei Wochen später bei einer weiteren Vergewaltigung ertappt und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt). Ein Team, das sexuell missbrauchten Frauen hilft, zeigte mir, wo ich Unterstützung finde, und dann kam der Arzt zurück. Aber sein Gesichtsausdruck verängstigte mich fürchterlich. Man hatte noch Bluttests gemacht, um zu sehen, ob ich irgendwelche sexuell übertragbaren Krankheiten bekommen hatte, was nicht der Fall war. Dann sagte der Arzt mir, dass der Schwangerschaftstest scheinbar länger gebraucht habe, aber er sei positiv.
Ich fühlte mich so schutzlos und verängstigt, und in diese Situation hinein meinte der Arzt: «Wir können uns noch heute Abend darum kümmern. Sie können eine Tablette nehmen, morgen wiederkommen und wir regeln das…» Er bot mir noch eine Alternative an: eine Abtreibungsklinik von Planned Parenthood.
Schmuck statt Asche
Ich begann zu weinen. Ich hatte solche Angst – und in dem Moment kam Jesus in meine Situation hinein und erinnerte mich daran, dass er aus Asche etwas Wunderschönes machen kann. Diese Worte hörte ich immer und immer wieder in meinem Kopf: «Schmuck statt Asche, Schmuck statt Asche…» (aus der Bibel, Jesaja, Kapitel 61, Vers 3) Ich wurde erfüllt von diesem überwältigenden Gefühl, dass alles gut werden würde. Ich schaute den Arzt an und sagte: «Nein!» Erneut versuchte er mich von einer Abtreibung zu überzeugen, doch ich blieb stark. Denn mein Kind war von Gott geschaffen worden.
Ein Monster?
Meine Schwangerschaft war alles andere als einfach. Eigentlich wollte ich das Kind zur Adoption freigeben. Aber an dem Tag, an dem ich zum ersten Mal den Herzschlag des Babies hörte, war mir klar: Ich möchte mein Kind behalten!
Durch meine Gemeinde fand ich ein Haus für schwangere Frauen in Krisensituationen, wo ich eine Zeit lang wohnte. Heute lebe ich bei Freunden. Es ist nicht einfach, ein Kind aufzuziehen, aber es ist machbar. Viele Leute, denen ich meine Geschichte erzähle, fragen mich: «Und was, wenn sie ein Monster ist? Was, wenn du dich immer nur daran erinnerst, wenn du sie anschaust?» Aber wenn ich in ihre Augen schaue, sehe ich das überhaupt nicht. Ich schaue die Narben an, die mir geblieben sind, und sehe nichts davon. Denn anstatt das Kind abzutreiben und mein Leben weiterzuleben, habe ich Gott gesucht.Zurück zum Arzt
Kurz nach dem ersten Geburtstag meiner Tochter Samantha Dean (der Name bedeutet «Gott ist treu und im Tal gegenwärtig») ging ich zurück zum Krankenhaus, zu dem Arzt, dessen einziges Hilfsangebot die Abtreibung gewesen war. Und ich sagte zu ihm: «Hier, das ist meine Tochter. Ich möchte Ihnen dieses wunderschöne Geschöpf vorstellen, das Sie zerstören wollten…» Ich bin auch heute noch im Kontakt mit diesem Arzt. Er behandelt viele Frauen, die sexuell missbraucht wurden und er rät ihnen heute nicht mehr zur Abtreibung. Und das ist etwas, wodurch Samanthas Leben für mich schon heute eine tiefe Bedeutung hat.
«Sie macht mein Leben lebenswert»
Im gesamten Prozess hatte ich ein tolles Hilfsnetz, meine Gemeindefamilie, ein Teil meiner eigenen Familie… Es gab Zeiten, in denen ich zu gestresst war, um zu essen, und in denen ich Angst hatte. Aber Abtreibung war nie eine Option für mich. Ich hatte überlegt, sie zur Adoption freizugeben, weil ich nicht wusste, wie ich mich um sie kümmern könnte, wenn ich mich noch nicht einmal richtig um mich selbst kümmern konnte. Aber ich habe einen Weg gefunden. Ich musste gegen Depressionen, Ängste und für Heilung kämpfen. Aber wenn ich am Abend nach Hause komme und meine Tochter zu mir rennt, «Mami» sagt und mich umarmt, verschwinden alle Probleme, alles Schlimme. Sie macht mein Leben lebenswert.
Gott hat meine wunderschöne Tochter erschaffen. Die Umstände waren nicht ideal, aber was mir zugestossen ist, war nicht ihre Schuld. Eine Schwangerschaft, die durch sexuellen Missbrauch entsteht, ist nicht die Schuld des Kindes. Das Kind hat Sie nicht verletzt, das war jemand anderes. Geben Sie dem Leben eine Chance. Geben Sie dem Leben die Chance, Sie zu heilen. Mein Glaube ist durch das alles stärker geworden. Mein Frausein wurde durch meine Tochter wiederhergestellt. Sie wird die Welt verändern und ich hoffe, dass unsere Geschichte und das Leben meiner Tochter dabei helfen, das Töten von Kindern zu enden.
Zum Thema:
Den Glauben von Jennifer Saucier kennenlernen
Melissa Ohden: «Ich habe meine eigene Abtreibung überlebt»
Vaters Fluch überwunden: «Du wirst eine Hure, wie deine Mutter!» Nein, wurde sie nicht
Abgelehnt und missbraucht: «Heute bin ich trotzdem glücklich»
Datum: 11.04.2019
Autor: Jennifer Saucier / Rebekka Schmidt
Quelle: Jesus.ch / Youtube