Sie war süchtig nach Anerkennung
«Obwohl ich jeden Abend vor Tausenden von Menschen auftrat und Anerkennung erhielt, wusste ich nicht, ob ich wirklich gesehen wurde.» Seit Amanda Jane Cooper mit 15 Jahren die Broadway-Show «Wicked – Die Hexen von Oz» sieht, hat sie einen einzigen Wunsch: selbst einmal die Rolle der Glinda spielen zu dürfen. Nach dem Schulabschluss studiert sie Theater an der Uni. «Vier Jahre lang machte ich alles, was mit Theater und Schauspiel zu tun hat: Bewegung, Tanz, Gesang… Es war toll, aber ich wusste eigentlich gar nicht, wer ich wirklich war, ausser dass andere sagten: 'Das ist Amanda, sie ist total süss auf der Bühne…'»
Ein neuer Gott
Ohne dass sie es wahrnimmt, wird der Erfolg nach und nach zu ihrem Gott. «Ich dachte, wenn ich dies erreiche oder jene Rolle bekomme, dann bin ich gut genug.» Durch den Druck und die Sehnsucht nach Erfolg entwickelt sie eine Essstörung. Sie sucht sofort Hilfe bei ihrer Mutter. «Sie half mir, so gut sie konnte, aber ich hatte so einen Hass auf meinen eigenen Körper…» Tagsüber hungert sie, nachts frisst sie heimlich alles in sich hinein. Sie ist so unsicher und unglücklich mit ihrem Körper, dass es ihr egal ist, wem sie ihren Körper hingibt. «Ich wurde so abhängig von der Aufmerksamkeit anderer und was andere über mich dachten, dass ich mich in gefährliche und schädliche Situationen begab, um das zu bekommen.»
Alles – und doch nicht alles
Nach dem Uniabschluss zieht sie nach New York City – und erhält innerhalb von sechs Monaten ihre Traumrolle bei einer nationalen Tournee des Musicals «Wicked». «Mein verrückter Traum wurde Realität!» Acht Monate lang tourt sie quer durch die USA. «Es war wunderschön, aber auch echt schwer, weil ich so viele Geheimnisse hatte. Ich war völlig durcheinander und fragte mich: 'Ich habe alles – warum ist dann nicht alles in Ordnung?'»
Als ihr alles zu viel wird, verlässt sie New York und zieht nach Los Angeles, wo sie bei einigen Fernseh-Shows und Filmen auftritt. Ständig vergleicht sie sich mit anderen, ihre Essstörung wird immer schlimmer, sie ist Pornografieabhängig, verletzt sich selbst, stiehlt in Läden, nur um etwas zu fühlen… «In mir herrschte dieser unbändige Kampf. Aber es war fast tröstlich für mich, denn diesen Schmerz zu fühlen machte mir weniger Angst als der Schmerz, den ich vielleicht fühlen würde, wenn ich mich verändern müsste.»
«Ich brauchte einen Retter»
Eines abends bei einer Party der Filmcrew lernt sie Alice Isaak kennen. «Etwas an ihr strahlte Sicherheit aus. Und so erzählte ich ihr 45 Minuten lang einfach alles von meinem Leben. Ihre Liebe mir gegenüber brachte mich zum Leben zurück. Es war ihre opferbereite Art, zu Geben, sie gab mir ihre Zeit, wurde mein Mentor, und die Hände und Füsse von diesem Jesus, von dem ich in meiner Kindheit gehört hatte.» Durch ihre neue Freundin hört sie mehr von Gott. «Zu wissen, dass es einen Gott gibt, der mich sieht, mich kennt und mich liebt, obwohl er alles über mich weiss – wow! Im Innersten wusste ich einfach, dass ich das brauchte. Ich brauche einen Retter, ich schaffe es nicht allein. Ich musste 'Ja' zu Gott sagen.»
Endlich frei
Amanda beginnt, mit einem Seelsorger über ihr Leben zu reden. Nach und nach verändert Gott ihr Herz. «Er nahm diesen Wunsch nach Anerkennung von mir.» Sie entscheidet sich, keinen Sex mehr bis zu ihrer Ehe zu haben, was für sie völlig belebend ist. Der Prozess mit der Essstörung braucht etwas länger. Doch «ich kam an einen Punkt der Freiheit, an dem ich nicht mehr hungern brauchte, nicht mehr alles in mich hineinstopfte, sondern heilen konnte».
Etwa vier Jahre später erhält sie erneut 16 Monate lang die Rolle der Glinda bei der nationalen Tournee des Musicals und vom 31. Juli 2017 bis zum 9. Dezember 2018 war sie sogar in der Rolle der Glinda am Broadway zu sehen – und ist damit eine der Schauspielerinnen, die am längsten fortlaufend diese Rolle innehatten. Heute hilft sie Menschen, die ähnliche Dinge erleben wie sie. Endlich hat sie Frieden gefunden. «Durch Jesus, durch Gott liegt meine Identität darin, seine Tochter zu sein. Ich habe Wert, egal, ob ich ein Prinzessinnenkleid anhabe oder eine Trainingshose, egal ob ich viel erreiche oder nicht, und ich darf sicher sein, dass ich geliebt bin, mir ist vergeben, ich bin gesehen, gekannt, frei!»
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Datum: 22.06.2019
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / I am Second