«Gott macht keine Fehler»

Ehemaliger Intersport-Chef zum Umgang mit Krisen

Klaus Jost galt viele Jahre als das «Gesicht» von Intersport. Der 53-jährige Christ und Vorstand des Sportartikelunternehmens wurde kürzlich nach einem Führungsstreit seines Amtes enthoben. Wie geht er als Top-Manager mit beruflichen Niederlagen und persönlichen Krisen um?
Klaus Jost

Unter dem Stichwort «Führungskrise» titelte die Süddeutsche Zeitung «Vorstand Klaus Jost verlässt Intersport». Das Evangelische Nachrichtenmagazin Idea sprach daraufhin mit dem 53-jährigen Christen und Top-Manager über die persönliche Seite dieser Personalentscheidung.

Die offizielle Version

Intersport ist mit 3,4 Milliarden Euro Jahresumsatz weltweit der grösste Verbund von Sportfachhändlern. Bislang hatte das Unternehmen zwei Vorstände. Jost war einer davon, er sollte nach einer Entscheidung des Aufsichtsrats einen Grossteil seiner Befugnisse abgeben und in Zukunft unter seinem bisherigen Kollegen und neuen Vorstandsvorsitzenden arbeiten. Im Detail streiten die Anwälte noch, ob der Vorgang rechtmässig war, prinzipiell erklärte Jost Idea, dass ein Wirtschaftsführer solch eine Trennung vom Unternehmen genauso akzeptieren müsste wie ein Fussballtrainer. Dies sei ein normaler Vorgang.

Die persönliche Seite

Wie geht man als Christ mit einem Vorgehen um, das in der Presse als Demontage gewertet wird? Wie mit der beruflichen Niederlage? Klaus Jost erklärt dazu: «Ich hatte in den ersten Tagen Mühe, ein neues Zeitgefühl zu entwickeln.» Das Herunterschalten nach Arbeitswochen mit 70 oder auch mal 100 Stunden fällt ihm schwer. Er vermisst die persönlichen Beziehungen zu den Mitarbeitern. Auch das Unterwegssein zu internationalen sportlichen Grossereignissen und die Begegnungen dabei fehlen ihm.

Gleichzeitig bemerkt der evangelische Christ, dass seine Beziehung zu Gott intensiver geworden ist. «Ich schlafe weniger, werde nachts wach und habe Zeit zum Nachdenken. Am besten denkt man nach, indem man Gott seine Sorgen hinwirft.» Nachdenklich ergänzt Jost: «Früher dachte ich oft: Das Leben hier und jetzt könnte ewig so weitergehen. Inzwischen denke ich: Was gibt es Schöneres, als bei Gott zu sein? Ich brauche mich nicht an diese Welt zu klammern und bin vielleicht auch noch enttäuscht, weil ich nicht alles bekomme.» Im Februar wird der Vater von fünf Kindern als einer der Referenten beim Kongress christlicher Führungskräfte in Hamburg sprechen. Als er dazu eingeladen wurde, waren der Führungsstreit und seine Freistellung noch nicht absehbar. Sicher wird jetzt der Umgang mit Niederlagen und Herausforderungen auch hier seinen Niederschlag finden.

Private Krisen

Manch ein «normaler» Arbeitsloser mag bei der Geschichte des Top-Managers daran denken, dass dieser zwar in vielem umdenken muss, aber keine existenziellen Probleme durch seine Arbeitslosigkeit hat. Stimmt. Aber existenzielle Probleme hatte Klaus Jost bereits vorher. Vor zwei Jahren erlitt seine Frau in Frankreich einen Schlaganfall. Sie wurde anfänglich falsch behandelt und ist seitdem halbseitig gelähmt. Mit viel Aufwand hat sie wieder sprechen und laufen gelernt. Dieses Frühjahr wurde Krebs bei ihr diagnostiziert.

Seit der Operation bekommt sie eine Chemotherapie. Ihr Mann sagt: «Jeden Mittwoch bekommt Andrea die Chemikalien verabreicht, am Donnerstag geht es ihr dann schlecht, Freitag und Samstag sind katastrophal. Der Geschmack ist weg, es wird einem übel, man wird wirr im Kopf. Ab Sonntag wird es wieder langsam besser. Und dann kommt schon bald der nächste Mittwoch. Meine Hauptaufgabe ist es, meine Frau immer wieder aufzubauen…» Jost betont dabei: «Ich rufe sicher nicht: Hurra, Gott, bitte gib mir mehr davon! Dennoch sage ich immer: Gott macht keine Fehler.» Er will Gott vertrauen, dass er auch aus dieser Situation noch etwas Gutes macht.

Datum: 05.12.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / idea.de

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