Ehemaliger «Fatah»-Scharfschütze

Einst investierte er in Kindersoldaten - heute in Kindergärten

In jungen Jahren kämpfte Tass Saada an der Seite von Jassir Arafat. Er war Scharfschütze in der «Fatah» – Juden waren seine grössten Feinde. Heute setzt er sich ein für Versöhnung. Kürzlich gewährte er auf einer Rednertour in der Schweiz einen Einblick in sein Leben.
Tass Saada (Bild: zVg)
Buchcover «Ich kämpfte für Arafat»

Tass Saada (64) kam in Gaza zur Welt, wenig später zog seine Familie zunächst nach Saudi-Arabien, dann nach Katar. Im Teenager-Alter riss Tass von Zuhause aus, um sich Jassir Arafats «Fatah» anzuschliessen. Von jordanischem Boden aus übte er Kommando-Aktionen gegen Israel aus. Als Scharfschütze wurde er zudem für gezielte Attentate eingesetzt.

Damals sei viel Blut vergossen worden, erzählte Tass Saada auf seiner Rednertour in der Schweiz, die von der «Hilfe für Mensch und Kirche – HMK» mit Sitz in Thun organisiert wurde. Tass wurde damals «Butcher» («Schlächter») genannt. Die Verluste in den eigenen Reihen waren hoch und bald stieg der junge Mann in den militärischen Graden. Zudem wurden Kinder an den Waffen ausgebildet.

Trick und Wende

Nach mehreren Jahren nahm sein Vater Kontakt mit ihm auf. Es gelang ihm, Tass nach Hause zu locken. Nur kurz solle er nach seiner Mutter schauen kommen, dann könne er wieder in den Kampf ziehen. Doch am Flughafen in Doha wurde ihm der Pass abgenommen. Sein Vater stellte ihn vor die Wahl, zu bleiben oder im Ausland zu studieren.

1974 zog er in die USA, mit einer besseren Ausbildung wollte er später wieder gegen Israel kämpfen. In den Staaten heiratete Tass, studierte Wirtschaft und arbeitete sich in einem Restaurant vom Tellerwäscher zum Besitzer hoch. Knapp zwanzig Jahre später entschied sich der Palästinenser für ein Leben mit Christus.

Vom Saulus zum Paulus

Bei seiner Hinwendung zu Gott bereute Tass seinen Hass. Durch das Lesen der Bibel stellte er fest, dass die Juden das Recht haben, in Israel zu leben. Gleichzeitig sollten nach seiner Überzeugung auch die Söhne Ismaels Platz finden. Die Brüdervölker, so der Wunsch von Tass, sollen in Frieden miteinander leben. Schlüssel dazu sei der «Prinz des Friedens», Jesus Christus.

Seit nun zwölf Jahren lebt Tass zeitweilig wieder im Nahen Osten. Doch er sät nicht mehr Feindschaft, sondern Versöhnung. Er wünscht sich, dass die Jugendlichen heute einen anderen Weg einschlagen, als er das damals getan hat.

Perspektiven

«Die Projekte in Israel, Westjordanland und dem Gaza-Streifen sind in den letzten Jahren stark gewachsen», sagt Tass Saada. «Darunter sind mehrere Kinderprojekte.» Auch im Gaza-Streifen tue Gott Grosses, über das aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich gesprochen werden könne.

Sein Werk «Hope for Ishmael» baue die Tätigkeit ebenfalls aus. So führt Tass unter anderem einen Kindergarten in Jericho und einen in Jerusalem, letzterer wird von jüdischen und palästinensischen Kindern besucht. Dazu kommen Kurse für Jugendliche in Englisch sowie ein Start-up-Programm für solche, die ein Unternehmen beginnen wollen. Finanziert wird dies unter anderem durch ein Restaurant, eine Eier- und Hühnerfarm sowie ein Trinkwasser-Brunnenprojekt. In all diesen Projekten, die Tass Saada vorantreibt, steht ihm seine Frau Karen zur Seite.

Tass Saada - Früher Scharfschütze, heute Friedensbotschafter from HMK-AEM on Vimeo.

Zur Webseite:
Home for Ishmael
Seeds of Hope
HMK

Zum Buch: «Ich kämpfte für Arafat»
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Datum: 20.06.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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