Als noch Gott «Weltmeister» war
Vom Frühneuhochdeutschen bis zur Weimarer Klassik wählten Dichter und Prediger den Ausdruck «Weltmeister», wenn sie den Schöpfer des Himmels und der Erde beschreiben wollten. «So du ansiehst die Kräuter, die Bäume, die Sterne, die Sonne, so wirst du bald über dich zum Weltmeister geführt mit grosser Lust und Ergötzung», heisst es um 1576 bei dem Mystiker Valentin Weigel in seinem Buch «Vom Ort der Welt. Scholasterium christianum».
Ende des 18. Jahrhunderts wurde es dann modern, den Genitiv/Plural des Wortes zu verwenden: «Weltenmeister». Zum Beispiel 1782, in Friedrich Schillers Gedicht «Die Freundschaft»: «Freundlos war der grosse Weltenmeister, fühlte Mangel — darum schuf er Geister, sel'ge Spiegel seiner Seligkeit.»
«Weltmeister» - heute nur noch im Sport
Im 20. Jahrhundert verschwand der «Weltmeister» fast gänzlich aus dem religiösen Wortschatz und wurde frei für den profaneren Gebrauch: für Sport. Der älteste zugängliche Beleg dafür findet sich im «Berliner Tageblatt» aus dem Jahr 1908. Dort wird ein Schwimmer namens W. Brack als Weltmeister bezeichnet. Weitere Zitate aus dieser Zeit beziehen sich auf Eiskunstlauf, Radfahren und Billard.
Der erste Beleg, den man in elektronischen Quellen für eine «Fussballweltmeisterschaft» finden kann, stammt nicht aus dem Jahr der ersten WM 1930, sondern erst aus dem Jahre 1938. Damals spielte die Schweiz das Eröffnungspiel in Frankreich, konnte sich gegen Portugal und Deutschland beweisen und kam bis ins Viertelfinale. Weltmeister wurde Italien.
Datum: 22.07.2014
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Livenet / dieWelt.de