Fish-River-Canyon

Durch Katastrophe besser erklärbar als durch Jahrmillionen

Bei der Entstehung des Fish-River-Canyon in Namibia sowie bei anderen stark eingeschnittenen Tälern wird oft von einem Langzeit-Szenario ausgegangen. Möglich ist aber auch ein Kurzzeit-Rahmen durch den Bruch einer Naturbarriere, in welchem aufgestautes Wasser mit ungeheurer Kraft in kurzer Zeit weichere Gesteinsschichten mitgerissen hat.
Fish-River-Canyon in Namibia
Fish-River
Martin Ernst

Der Fish-River-Canyon (auch Fischfluss-Canyon) ist sehr tief eingeschnitten, bis zu 550 Meter tief. Der grösste Canyon Afrikas ist 160 Kilometer lang und unterschiedlich breit. Die breiteste Stelle des nach dem Grand Canyon zweitgrössten Canyons der Welt beträgt 27 Kilometer.

«Es wird von einem Langzeit-Szenario ausgegangen. Auf diesen präkambrischen Gesteinen soll früher eine Landoberfläche gewesen sein. In diese hätte sich der Ur-Fish-River eingeschnitten», sagt Martin Ernst, Diplom-Geologe und freier Mitarbeiter der Studiengemeinschaft «Wort und Wissen». Laut diesem Szenario geschah dies im Laufe der Zeit, von Jahrmillionen. «Parallel mit Entstehung entsprechender Sediment-Gesteine wäre dann diese gesamte Schichtabfolge durchfressen worden, durch lange Abtragungsprozesse.»

Wenig Wasser in langer Zeit …

«Ein alternatives Modell lässt sich auch vorstellen: Durch katastrophale Prozesse ist viel besser erklärbar, wie die heutigen Strukturen aussehen», betont Martin Ernst. «Eine ganz wichtige Beobachtung ist, dass man im eigentlichen Fish-River überhaupt keinen Erosionsschutt mehr findet.»

Der Fish-River-Canyon sei richtig leergefegt worden. Das ist ein Kennzeichen. Das nächste ist: Wir haben verschiedene Erosionsterrassen, die glattgezogen sind oder grosse Verebnungsflächen, riesige weite Flächen, die man als Peneplains bezeichnet. Jetzt wird darüber diskutiert, inwieweit Wind und Wasser diese Abtragungsprozesse in Jahrmillionen geleistet haben. 50 Millionen Jahre werden für die Haupterosion des Fish-River-Canyon angenommen.»

Martin Ernst beobachtet, dass alternative Ansätze selten ernsthaft geprüft werden. «Mittlerweile weiss man aber, dass es auf der Erde viele Megafluten gab und ich denke, dass man bei weiterer Forschung am Fish-River-Canyon zum Ergebnis kommen wird, dass eine Megaflut zu diesem Abtragungsprozess und zu dieser heutigen Reliktlandschaft geführt haben könnte.»

Er wäre kein Einzelfall

Die Frage ist: «Haben wir wenig Wasser in langer Zeit, in Jahrmillionen, oder haben wir ganz viel Wasser in ganz kurzen Zeiträumen, in denen wir von hunderten oder tausenden Jahren sprechen.»

Der Fischfluss-Canyon wäre kein Einzelfall: Wissenschaftlich belegt und anerkannt sind mittlerweile 42 Mega-Fluten auf fast allen Kontinenten.

Jeder betrachtet die Daten der Naturwissenschaft durch die Brille, die er trägt, hält Martin Ernst fest. «Wir deuten die Daten durch die katastrophistische Brille, nicht durch die gradualistische oder uniformateristische. Wir finden, dass die Datenlage zur Entstehung von Canyons und Erosionsstrukturen, wie man sie hier vorfindet, schon ein Denkansatz sind, um mindestens die Zeiten in Frage zu stellen für diese Abtragungs- und Entstehungsprozesse in Canyons.»

Ähnliche Strukturen bei Flutereignissen konnten mittlerweile beobachtet werden, zum Beispiel beim Dammbruch der Mulde (Fluss) in Ostdeutschland im Jahr 2002.

Zur Webseite:
DVDs zum Thema: «defacto 2» sowie «In Stein gemeisselt»
Geo-EXX Dr. Martin Ernst

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Datum: 16.03.2017
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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