Trotz Druck

Christliche Gemeinschaft in Algerien wächst

Seit einigen Monaten ist Algerien das grösste Land Afrikas, nachdem der Sudan in zwei Teile zerfiel. Obschon die Christenheit Algeriens unter grossem Druck steht, wächst die Gemeinde.
Algerische Christen beim Lobpreis

Bis Mitte 2011 war der Sudan noch der grösste Flächenstaat Afrikas. Mit über 2,5 Millionen Quadratkilometern war die Nation grösser als Algerien (2,38) und die Demokratische Republik Kongo (2,34). Seit der Abspaltung des Südens fällt der Nordsudan auf Rang drei zurück – womit Algerien nun der grösste Staat des Kontinents ist.

Nach wie vor unter Druck sind die einheimischen Christen. Mehrere Christen haben offene Gerichtstermine, angeklagt sind sie beispielsweise für das «Verbrechen», dass sie mehrere Bibeln mit sich führten. Einschneidend wirkte das 2006 eingeführte Religionsgesetz, das nicht-islamische Gottesdienste nahezu verbietet. Weniger als zwei Jahre später ordnete die Regierung die Schliessung von rund der Hälfte der knapp über fünfzig protestantischen Gemeinden an.

Erst nach internationalem Protest konnten sich diese zumindest inoffiziell wieder versammeln. Jetzt, im Jahr 2011, fordert das offizielle Algerien erneut mehrere Schliessungen, dessen ungeachtet wächst die christliche Gemeinde.

Livenet.ch-Chefredaktor Fritz Imhof sprach mit Youssef (zu seiner Sicherheit wird nur der Vorname genannt), einem der christlichen Leiter des Landes.

Youssef, wie sieht Ihre derzeitige Arbeit aus?

Youssef: Unsere Hauptarbeit ist das Führen des «House of Hope», dem verschiedene Dienste angegliedert sind. Dazu gehört eine Gemeinde vor Ort, eine Bibelschule, auch haben wir ein Studio in dem wir ein TV-Programm und anderes publizieren. Daneben betätigen wir uns auch humanitär. Das Christentum wächst sehr schnell.

Wo im Land sind Sie und Ihre Freunde tätig?
Wir haben unsere Basis im Westen Algeriens und sind in mehreren Landesteilen involviert, zum Beispiel in der Kabiley, wo viele Menschen zum christlichen Glauben finden. Die grösste Gemeinde zählt 1200 Mitglieder, andere haben 600, 500 und 300.

Am 18. Juli hat die algerische Regierung die Kirche in Algerien offiziell anerkannt. Für mich ist da ein grosses Wunder geschehen. Aber es bleibt nach wie vor viel zu tun. So etwa das Registrieren der Kirchen bei den lokalen Behörden. Auch ist es wichtig, die Leiter zu trainieren – dies ist eines der wesentlichsten Bedürfnisse des Augenblicks.

Wie entwickelt sich die Kirche im Alltag?
Die algerische Erweckung begann in der Kabiley, da sind heute etwa 17 Gemeinden und viele Hausgemeinden. Der Herr hat sich auch durch viele Wunder und Träume gezeigt. Viele Menschen erlebten auf diesem Weg wunderbare Begegnungen mit Gott, manche werden von Gebrechen geheilt. Sie erzählen dann ihren Verwandten und Nachbarn davon. So werden sie neugierig auf Jesus und kommen ebenfalls in die Gemeinde und manche finden dort zu Jesus.

Wie sieht es punkto Verfolgung in Algerien aus?
Die gibt es auch. Das Religionsgesetz von 2006 unterdrückt uns. So wurde beispielsweise in diesem April eines unserer Teammitglieder gefasst, ihm drohen fünf Jahre Gefängnis. Und dies nur, weil es einem Nachbarn – auf dessen Wunsch – eine DVD mit dem Jesus-Film gab. Er legte Berufung ein, wir wissen nicht, was geschehen wird.

Manche haben ihre Stelle verloren, sobald bekannt wurde, dass sie Christen sind. Viele Frauen aus muslimischen Familien leiden daheim, wenn herauskommt, dass sie ihren Glauben wechselten. Ihre Eltern erlauben ihnen dann nicht mehr, das Haus zu verlassen, sie dürfen keinen Kontakt mit Christen haben und auch keine christlichen Fernsehprogramme anschauen.

Gibt es in Algerien auch Denominationen?
Wir haben einzig die algerisch-protestantische Kirche. Die meisten Gemeinden sind sehr evangelisch, beschäftigen sich stark mit der Bibel und konzentrieren sich auf das Beten und viele fasten. Kommt man in eine Gemeinde, merkt man keinen Unterschied zur anderen. Der Worship dauert eine Stunde, manchmal eineinhalb bis zwei. Die meisten Gottesdienste dauern insgesamt drei Stunden.

Was sind Ihre Hoffnungen?
Unser Gebet ist, dass das Religionsgesetz von 2006 abgeschafft wird. Denn es verbietet uns, offen über unseren Glauben zu reden. In manchen Ortschaften sind die Konsequenzen sehr übel.
Auch wünsche ich, dass die Gemeinde in ihrem Glauben wächst, in ihrer Erkenntnis und in der Liebe zu Gott. Auch hoffe ich, dass Algerien wichtige Arbeit leisten kann in der Mission in Nordafrika und Europa.

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Datum: 17.11.2011
Autor: Fritz Imhof / Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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