Allianzgebetswoche 2022

Sabbat & Ruhe

In der ganzen Schweiz treffen sich in der Woche vom 9. bis 16. Januar 2022 Christen aus verschiedenen Landes- und Freikirchen zum Gebet. Es ist der Startschuss in ein besonderes Jahr – das 175. seit der Gründung der Evangelischen Allianz Schweiz.
Tee
Schwester Lydia Schranz

So vollendete Gott am siebenten Tag seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tag von all seinen Werken. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn. (1. Mose Kapitel 2, Verse 2-3)

Als Kind besass ich Sonntagskleider. Diese legte ich am Samstagabend bereit. Damit wusste ich, morgen ist Sonntag. Da kehrte Ruhe ein. Am Morgen ging ich mit den Geschwistern zur Sonntagsschule. Nachmittags hatten Vater und Mutter Zeit für uns. Wir spielten, musizierten oder gingen wandern. Heute bin ich Diakonisse und trage am Sonntag wieder ein spezielles Kleid.

Menschen entdecken heute in der Entschleunigung innere Ruhe. Juden und Christen kennen seit Jahrtausenden das Innehalten am Sabbat. Dieser gründet im Schöpfungsbericht, als Gott nach sechs Tagen des Wirkens einen Tag der Ruhe hielt. Seit der Auferstehung von Jesus bestimmt der «erste Tag nach dem Sabbat» den Lebensrhythmus der jungen Christengemeinde. An diesem Tag kamen sie zusammen und feierten Gottesdienst.

Gott schenkt uns einen Ruhetag, den Sonntag, eine hilfreiche Unterbrechung im Kreislauf von Arbeit und Konsum. Der Ruhetag ist an keinen Wochentag gebunden. Er soll sich von den anderen Tagen unterscheiden. Er ist Sinnbild dafür, dass wir Menschen viel mehr wert sind als das, was wir leisten. Albert Schweitzer, Arzt und Theologe, hat es treffend formuliert: «Wenn deine Seele keinen Sonntag hat, dann verdorrt sie.»

Wenn die Seele zur Ruhe kommt ...

Es liegt an uns, zu entscheiden: Heute halte ich meinen Ruhetag. In die Stille zu finden, braucht Zeit. Wenn ich ein Glas mit dreckigem Wasser fülle, setzt sich der Schmutz nach einiger Zeit am Boden ab. Das Wasser wird klar. Es ist «zur Ruhe gekommen». Suchen wir Ruhe im Schweigen, geschieht in unserer Seele zunächst das Umgekehrte. Vieles steigt aus der Tiefe unserer Gedankenwelt hoch...

In meinem Alltag halte ich bewusst eine halbe Stunde frei. Ich wähle einen Ort, wo ich nicht gestört bin. So, wie ich bin, komme ich vor Gott, vor Jesus. Er erwartet mich. Ich richte meine Aufmerksamkeit nach innen, zuerst auf meinen Atem, wie er kommt und geht. Dann auf meine Gedanken und Gefühle. Was mich innerlich bewegt, bringe ich mit jedem Ausatmen vor Gott, lasse los und überlasse es ihm. Ich lasse mir Zeit und schliesse mit einem Dankgebet ab.

Jesus hat seine Jünger eingeladen: «Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig.» (Markus Kapitel 6, Vers 31a) Heute lädt er uns dazu ein.

Reflexionsfragen

  • Was hält mich davon ab, eine Zeit der Stille zu halten, zur Ruhe zu finden?
  • Wage ich es bewusst, einen Tag ohne News, ohne Handy zu leben?
  • Gott hat den siebenten Tag gesegnet und geheiligt: Ist mir der Sonntag noch heilig? Spüre ich etwas von Gottes Segen?

Gebetsanliegen

  • Um Gnade, dass wir die Ängste vor Stille und Ruhe überwinden und einfach da sein können.
  • Dass die Sehnsucht in unserem Herzen nach Gottes Nähe wach bleibt und wir ihr Raum geben in unserem Alltag.
  • Für die ungeklärten Dinge, welche sich in der Stille aus der Tiefe unseres Herzens melden; dass wir hinschauen, sie vor Gott anzuschauen wagen.
  • Für Weisheit und Bewahrung, wo wir in der Stille von Gottes Wort besonders berührt worden sind.
  • Für Kirchen und Kapellen, Orte der Stille; dass sie Orte sind, wo Menschen Gottes Reden hören.
  • Für alle Menschen, die überfordert sind und nicht herausfinden aus der Arbeit oder ihren Verpflichtungen.

So könnte ich beten

Hier bin ich, Gott, vor dir, so wie ich bin: ausgeruht oder angespannt, leer und ausgetrocknet oder erfüllt mit Dankbarkeit, voll Sehnsucht oder ohne Perspektive. Gott, du Quelle des Lebens, komm mit deiner erneuernden Kraft, reinige mich, heile mich, dass ich zu dem Menschen werde, wie du mich gewollt hast. Amen.

Aktiv werden

«Gott schenkt uns eine hilfreiche Unterbrechung im Kreislauf von Arbeit und Konsum.» Verzichten Sie heute auf ein Konsumgut (z.B. Handy, TV) und nutzen Sie stattdessen die Zeit, um vor Gott still zu sein.

Zum Thema:
Dossier Allianzgebetswoche
Allianzgebetswoche 2022: Sabbat – Leben nach Gottes Rhythmus
Allianzgebetswoche 2022: Sabbat & Versorgung
Allianzgebetswoche 2022: Sabbat – «Still wärde und stuune»

Datum: 11.01.2022
Autor: Sr. Lydia Schranz
Quelle: www.allianzgebetswoche.ch

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