«Ja, wir sind ein Kind der Reformation»
Die SPM-Vorstandsmitglieder und eingeladenen Gäste anderer Kirchenverbände wagten sich trotz regnerischem Wetter vor das Gemeindegebäude, um der symbolträchtigen Baumpflanzung im Rahmen der SPM-Generalversammlung beizuwohnen. Nach der Begrüssung durch Matthias Theis, Gemeindeleiter des CZB, stimmten die Anwesenden gemeinsam mit rund 250 Mitglieder des SPM-Verbandes, welche die Pflanzung per Livestream im Kirchensaal mitverfolgten, zum Lied «Mir troued dir» an. Das Lied unterstrich ganz im Sinne der Feier die «ewige Hoffnung», welche allen Christen gemein ist.
Gemeinsamer Nenner
«Wir gedenken heute der Reformation, die vor über 500 Jahren begann und das Christentum neu belebte», eröffnete Dr. Jean-Daniel Plüss seine Rede. «Alle Kirchen, die der Reformation entsprungen oder indirekt mit ihr verbunden sind, haben Grundsätze gemeinsam», so der Theologe. Er betonte die zentrale Rolle von Jesus Christus und die Tatsache, dass wir allein durch Glauben und Gottes Gnade Heil erlangen. Da diese Punkte auch die Gäste betreffen, mache es Sinn, die Pflanzung in ihrer Gemeinschaft zu realisieren.
Luthergarten in Wittenberg
Um eben diese gemeinsame Verbundenheit zur Reformation auszudrücken, überlegten sich evangelische Lutheraner in Wittenberg vor ein paar Jahren, wie sie 500 Jahre Reformation mit Christen weltweit feiern könnten. Schliesslich entstand die Idee eines Luthergartens mit 500 Bäumen, wobei sie christliche Kirchen und Gemeinschaften aus der ganzen Welt einluden, einen Baum in Wittenberg zu pflanzen. Sie wollten damit etwas Zukunftsträchtiges schaffen; gleichzeitig sollten Christen Solidarität und den Wunsch nach wachsender Einheit in Christus bekennen können.
Die zweite Hälfte
Im Luthergarten wurde am 1. Oktober 2018 im Namen der SPM bereits ein Baum gepflanzt. Plüss bestätigte das damalige Bekenntnis: «Wir sagten: Ja, wir sind ein Kind der Reformation und ja, es ist ein Anliegen von Christus, dass wir als Einheit zusammenwachsen.»
Am Wochenende folgte nun der zweite Teil der Geschichte. Denn der Verband von 70 Gemeinden hatte sich mit dem Baum in Wittenberg verpflichtet, in der Schweiz einen Partnerbaum zu pflanzen. «Wir zeigen heute, dass es uns mit dem Bekenntnis und dem Wunsch nach grösserer Einheit ernst ist», erklärte Plüss. «Wie die Bäume im Wald eigenständig dastehen, so zeichnen sich die verschiedenen Kirchen durch ihre eigene Identität aus», fuhr er fort. «Sie haben ihre eigene Geschichte und wirken auf ihre Art. Ihre Wurzeln greifen aber ineinander und ihre Äste berühren sich.»
Zürich als Brennpunkt
Gerade im Jahr des 500-jährigen Gedenkens der Zürcher Reformation, die durch Ulrich Zwingli begann, sei es eine spezielle Angelegenheit, den Partnerbaum hier zu pflanzen, meinte Plüss. In Zürich entstand nämlich 1907 die erste Pfingstgemeinde und in der Geschichte der schweizerischen Pfingstbewegung spielte die Stadt immer wieder eine wichtige Rolle. Der Präsident der SPM, Marco Hofmann, las deshalb den Bibelvers aus Römer, Kapitel 15, Vers 13 aus der Zürcher Bibel vor. «Paulus spricht hier einen Segen aus, unter den wir uns wohl alle gerne stellen. Wer will denn nicht alle Freude und allen Frieden haben?», fragte Hofmann in die Runde. «Hoffnung ist ein Geschenk, das sich nur in Gott finden lässt.»
Unterschiedlich und doch eins
Auch Hofmann verglich den Glauben passend zur Symbolik: «Ein Baum braucht einen Boden, in dem er seine Wurzeln ausstrecken kann, um Frucht zu tragen.» Die Frucht am Apfelbaum sei dabei nicht der Apfel selber, sondern ein neuer Baum. So hoffe er, dass immer mehr Bäume wachsen können. «Wie gut, dass wir unsere Wurzeln gemeinsam als Kirchen und Denominationen im selben Boden haben. In aller Unterschiedlichkeit der verschiedenen Bäume, dürfen wir uns darauf verlassen, dass der Heilige Geist in uns nistet.»
Anschliessend erfolgte mit ein paar Spatenstichen durch den SPM-Präsidenten und Matthias Theis die symbolische Pflanzung. Passend zu den Worten Hofmanns übernahm Jean-Daniel Plüss die Wässerung der Roteiche: «Wir sind bewässert durch die Kraft des Heiligen Geistes.» Der mit einer Gedenktafel gezierte Baum beim Bucheggplatz wird noch lange bezeugen, wie Christen sich vereint auf die Reformation besinnen und ihre Hoffnung zum Ausdruck geben, durch Christus in Einheit zu wachsen.
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Datum: 13.05.2019
Autor: Annina Morel
Quelle: Livenet