Gewalt im Sudan

«Bitte betet; die Zukunft sieht nicht gut aus»

Betet für die Christen im Sudan
Seit dem vergangenen Wochenende herrschen im Sudan erneut zivilkriegsähnliche Zustände. Ein Christ aus der Region berichtet, was das für das tägliche Leben bedeutet, insbesondere für die Christen und wie man für sie beten kann.

Am vergangenen Samstag, 15. April, sind im sudanesischen Khartum und in anderen strategischen Gebieten Kämpfe zwischen der Armee und den paramilitärischen Kräften «Rapid Support Forces (RSF)» ausgebrochen. Nachdem die fast 30-jährige Regierung von Präsident Omar al-Bashir 2019 gestürzt wurde, wurde die neu gebildete Übergangsregierung, bestehend aus Militär und Opposition, bereits im Oktober 2021 geputscht.

Angst vor erneuter Diktatur

Nun besteht die grosse Angst, dass erneut diktatorische Mächte die Regierung an sich greifen, was für Konvertiten auch die Todesstrafe bedeuten könnte, welche erst 2021 abgeschafft wurde. «Christen befürchten, dass die Islamisten diese Krise ausnutzen könnten und sobald sie an der Macht sind, diese Gesetze zurückholen und tun, was sie wollen», erklärt der Experte der Organisation Open Doors, Fikuri (Name aus Sicherheitsgründen geändert), gegenüber Open Doors UK. «Wir müssen wirklich für die Christen beten, denn die Zukunft sieht nicht rosig aus.»

Livenet bringt Auszüge aus dem Interview von Open Doors UK:

In diesen Tagen sind Kämpfe in der Hauptstadt Khartum und an anderen Orten im Land ausgebrochen. Wodurch wurden sie ausgelöst?
Fikuri:
Es ist traurig, dass sich unser Land, der Sudan, wieder in einer Art Zivilkrieg befindet. Es ist ein Konkurrenzkampf zwischen zwei bewaffneten Kräften – der Nationalen Armee und den Rapid Support Forces (RSF). Die RSF sind Teil der Sicherheitskräfte, die vom ehemaligen Präsidenten Omar al-Bashir gebildet wurden. (...)

Was für Auswirkungen hat das auf die Zivilisten?
Laut Berichten haben um die 200 Menschen ihr Leben verloren. Die meisten von ihnen sind Zivilisten. Das normale Leben wurde unterbrochen. Die Menschen haben keinen Strom, insbesondere in den grösseren Städten wie Khartum, Omdurman und Bur Sudan. Die Menschen sterben auch aufgrund fehlender medizinischer Hilfe, denn es ist fast unmöglich, das Haus zu verlassen, um sich behandeln zu lassen. Diejenigen, die gesundheitliche Probleme haben, können nicht ins Krankenhaus gehen. Quellen haben uns von Menschen erzählt, die sie persönlich kennen und die aus diesem Grund gestorben sind. Die Menschen leiden emotional und physisch.

Gibt es Hoffnung, dass der Konflikt gelöst werden kann?
Als Christ würde ich mir wünschen, dass Gott seine eigene Art hat, die Dinge zu stoppen und die Situation zu verändern, zum Wohl seiner Kinder. Aber ich denke an die Zusammenhänge und die sind wirklich entmutigend. Wenn dem Militär nicht gesagt wird, dass es zurück in die Kasernen gehen und die Verwaltung einer zivilen Regierung überlassen soll, wird sich die Situation im Sudan nicht bald ändern. Ich bete dafür, dass die internationale Gemeinschaft einschreitet, insbesondere die Länder, die einen grossen Einfluss auf das Land haben. (…)

Was für Auswirkungen haben diese Unruhen auf die Christen?
Eine unserer Quellen erzählte uns, dass sein Onkel ins Kreuzfeuer geraten und dabei gestorben sei. Sobald du dein Haus verlässt, kannst du dir nicht sicher sein, ob du lebendig zurückkommst. Das ist schwer, denn die Menschen müssen ihren Häuser verlassen, um zu überleben, etwa um Geld zu verdienen oder Essen zu bekommen. Wir befürchten, dass die aktuelle Krise es Islamisten ermöglicht, das politische Leben und die Situation im Sudan zu beeinflussen – und das bedeutet eine weitere Diktatur, die gegen das christliche Leben im Land vorgehen wird.

Es bestand die Hoffnung, dass die Übergangsregierung die Dinge ändern würde, aber jetzt stecken wir fest. Und dieser Krieg bietet den Islamisten eine weitere Chance, die Macht zu übernehmen und zu sagen: «Seht ihr, die Demokratie funktioniert nicht. Gehen wir lieber zurück zu unseren Regeln, dem Islam und der Scharia.» Und wenn sie das schaffen, dann wird das Leben der Christen schlimmer als unter Omar al-Bashir.

Wie können wir beten?
Je länger der Konflikt weitergeht, desto schädlicher wird es für das tägliche Leben der Christen sein. Wenn sie nicht arbeiten können, beginnen sie zu hungern. Beten wir, dass der Herr den politischen und militärischen Anführern des Sudans Weisheit gibt, damit sie zu sich kommen und den Krieg stoppen.

Beten Sie auch für die Sicherheit der Christen, die durch die Situation in Gefahr sind, denn der Krieg findet in den Städten statt. Das hat grosse Auswirkungen auf das Leben der Christen.

Und beten Sie bitte, dass die Krise nicht dazu führt, dass Islamisten erneut an dich Macht kommen. Der Sudan ist ein grosses Land und die meisten seiner Nachbarn sind schwache Staaten mit eigenen Problemen. Wenn die Situation im Sudan sich so stark verschlechtert, wird das Auswirkungen auf Christen in der gesamten Region haben. Beten wir für die Christen und für die Zukunft der Kirche im Sudan und in ganz Ostafrika.

Gibt es in dieser herausfordernden Zeit auch gute Nachrichten?
Das Land hat über Jahrzehnte schwierige Zeiten durchgemacht. Aber die Christen im Land haben sich verpflichtet, weiter zu dienen und unerreichte Menschen im Land zu erreichen und die Gute Nachricht ihren muslimischen Nachbarn weiterzugeben. Kürzlich traf ich eine Konvertitin, die von ihrer Familie aus dem Haus geworfen wurde. Alle dachten, dass sie ihrem Glauben absagen und zu ihrer alten Religion zurückgehen würde. Aber sie sagt: «Trotz dieser Herausforderungen halte ich an meinem Glauben fest und liebe und diene Jesus weiterhin.» Diese Entschlossenheit und der starke Glaube sind eine grosse Ermutigung.

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Datum: 23.04.2023
Autor: Timothy / Rebekka Schmidt
Quelle: Open Doors UK / Übersetzt und gekürzt von Livenet

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