Archäologen bestätigen biblische Angaben über Siloah-Tunnel

Abstieg in den Tunnel, der bis zu 30 Meter unter der Erdoberfläche liegt.

Forscher haben das Alter des Siloam-Tunnel unter der Altstadt Jerusalems erstmals eindeutig bestimmen können. Damit haben die Archäologen bewiesen, dass die biblischen Angaben über das Bauwerk korrekt sind. Jahrzehntelang hatten internationale Wissenschaftler Echtheit und Alter des Tunnels angezweifelt.

"Das ist der Hiskia, der die obere Wasserquelle des Gihon verschloss und sie hinunterleitete westwärts zur Stadt Davids" heisst es im Zweiten Buch der Chronik über den König, der etwa von 727 bis 698 vor Christus in Jerusalem herrschte. Die Zeiten waren damals schwierig: Das Land war nach dem Tod Salomos in das nördliche Israel und das südliche Juda geteilt, und das Nordreich hatte Assyrien 722 vor Christus erobert. Um das Jahr 701 stand der assyrische König Sanherib vor den Toren der Hauptstadt des Südreichs: Jerusalem.

Die Bibel berichtet von einer wundersamen Rettung Jerusalems, wobei der erwähnte Tunnel eine entscheidende Rolle gespielt haben soll: Indem König Hiskia das einzige natürliche Wasserreservoir ausserhalb der Stadtmauern, die Gihon Quelle, versiegelt hatte, war die Belagerungsarmee von Sanherib ihrer Trinkwasservorräte beraubt. Ein unterirdischer Kanal leitete das Wasser in den Teich von Siloah nach Jerusalem und versorgte so die Menschen in der Stadt. Auch das Zweite Buch der Könige erwähnt diesen Tunnelbau.

"Endgültiger Beweis"

Das Forschungsteam um den israelischen Geologen Amos Frumkin von der Hebräischen Universität in Jerusalem datierte den Bau des Stollens auf etwa 700 vor unserer Zeitrechnung. Die biblischen Angaben waren bislang umstritten, da Wissenschaftler eine Inschrift in der Nähe des Tunneleingangs auf das zweite Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung datiert hatten.

Da der rund 530 Meter lange, heute noch begehbare Tunnel, war immer wieder mit modernem Material erneuert und verputzt worden. Somit hatte sich die Untersuchungen schwierig gestaltet. Mit Hilfe der Radiometrie - der Analyse der Zerfallszeit radioaktiver Isotope – untersuchte das Forschungstem Stalaktiten von der Decke des Tunnels sowie pflanzliches Material von den Wänden. In beiden Fällen ergab sich ein Alter, das mit der Zeit von König Hiskia übereinstimmt. "Wir glauben, dass wir damit den endgültigen Beweis erbracht haben", erklärte Frumkin. Die Ergebnisse der Untersuchung stellten die Wissenschaftler im britischen Fachmagazin "Nature" vor. Durch die Übereinstimmungen der naturwissenschaftlichen Ergebnisse mit der Bibel kommen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die biblischen Texte als zuverlässige historische Quelle über den Bau des Tunnels gewertet werden können.

Der Stollen gilt als Meisterwerk seiner Zeit - er enthält keine Zwischenschächte: Statt über damals übliche zur Oberfläche führende Zwischenschächte trieben seine Baumeister den Kanal ohne Unterbrechung durch das Erdreich. Wie sie diese technische Meisterleistung schafften, darüber erzählt die Bibel leider nichts.

Quellen: Livenet/israelnetz.de/Spiegel/ wissenschaft-online

Datum: 15.09.2003
Autor: Bruno Graber

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