Kongo – Afrikas Herz blutet

Frauen, die eine Vergewaltigung überlebt haben.
UNO-Blauhelme im Kongo.
Zivilisten an der Grenze zu Ruanda.
Symbolisch: Gerhard Bärtschi hilft, Menschen aus dem Strudel der Gewalt herauszuziehen.
Der Kongo – das Herz Afrikas blutet.

Man hört wenig über die Kriegswirren, die den Kongo lähmen. Dabei zählt man die Opfer in Millionen.

In der Demokratischen Republik Kongo herrscht Dunkelheit. Es wütet eine der schlimmsten humanitären Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg. Besonders im Osten des Landes, in einer Region mit dem malerischen Namen Kivu. Gerhard Bärtschi, Leiter des christlichen Hilfswerks «Tear Fund», skizziert die Lage: „Laut Experten sterben täglich tausend Menschen wegen Krieg, Krankheit oder Hunger, Frauen werden vergewaltigt. Auch Kindersoldaten wurden in den Kampf geschickt.“

Der Hintergrund sei komplex und gehe auch auf den Völkermord in Ruanda zurück. Bärtschi: „Viele der Hutu-Rebellen flüchteten in den Kongo.“ Mit vielen anderen „Parteien“ streiten sie um Öl, Gold, Kupfer und Koltan, das in vielen Mobiltelefonen verwendet wird.

Länder wie Angola, Südafrika, Uganda und viele weitere Nationen waren schon in die Kämpfe verstrickt; europäische und asiatische Staaten sorgten dafür, dass sie ständig weitergingen. Deshalb bekam dieses wahrhaft heillose Durcheinander auch schon den Beinamen „Afrikanischer Weltkrieg“.

Brutalität gegen Frauen

Die UNO hat Sicherheitstruppen aufgestellt. Laut Bärtschi hat sich die Lage dadurch aber nicht verbessert. Schon lange geht die Zahl der Opfer in die Millionen. Dennoch existiert Kongos Horror in den Medien kaum, auch wenn UNO-Sonderermittlerin Yakin Ertürk im „Blick“ sagt, dieser Krieg sei das Schlimmste, was sie in ihrer vierjährigen Tätigkeit gesehen habe. „Frauen werden brutal von mehreren Männern vergewaltigt, oft vor ihren Familien.“

Laut Ertürk schiessen oder stechen die Kriegstreiber den Frauen nach einer Vergewaltigung häufig in die Genitalien. Manche Menschen hat man monatelang wie Sklaven gehalten und gezwungen, Exkremente zu essen oder das Fleisch ermordeter Angehöriger. Diese Kriegsverbrechen, berichtet Ertür, würden von Rebellenhorden begangen, aber auch von Regierungstruppen und Polizisten.

Trauma in Flüchtlingslagern

Gerhard Bärtschi spricht von 800'000 Geflüchteten, die notdürftig in Lagern leben. Der einheimische «Tear-Fund»-Partner behandle traumatisierte Opfer und berate sie seelsorgerisch. „Diese Frauen erlebten Furchtbares. Oft haben sie mitangeschaut, wie ihre Männer oder Väter umgebracht wurden. Ich habe selber mit solchen Frauen gesprochen. Manche versteckten sich mehrere Wochen in Wäldern und ernährten sich von Wurzeln. Sie haben Mitglieder ihrer Familien verloren und suchen nun in den Camps nach ihnen. Sie sind völlig durcheinander.“

Der einheimische Partner kümmere sich auch um medizinische Belange. Sanitäre Einrichtungen würden verbessert und Moskitonetze verteilt. Gerhard Bärtschi bittet: „Betet für die Menschen im Kongo.“

Kongo ist nicht gleich Kongo: In Zentralafrika liegen zwei Staaten mit Namen Kongo. In der «Demokratischen Republik Kongo» herrschen die beschriebenen Wirren. 60 Millionen Menschen leben in diesem Land, dem flächenmässig drittgrössten von Afrikas (rund 6,5 mal so gross wie Deutschland). Westlich davon liegt die «Republik Kongo» mit rund vier Millionen Einwohnern; das Land wird auch «Kongo Brazzaville» genannt.

Datum: 09.06.2008
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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