Die Wiege des Christentums

«Antakya ist jetzt eine Geisterstadt»

Antakya nach dem schweren Beben
Ein Video, das am Morgen des 15. Februar – zwölf Tage nach dem Erdbeben – aufgenommen wurde, zeigt die Stille in einem völlig zerstörten Viertel in Antakya (dem früheren Antiochia).

Antiochia war zu biblischer Zeit nach Rom und Alexandria die drittgrösste Metropole des Römischen Reiches. Hier lebten mehrere hunderttausend Menschen. In Antiochia wandten sich geflüchtete Jesus-Nachfolger zum ersten Mal an die griechisch-römische Bevölkerung, was zu vielen Bekehrungen und einer grossen Gemeinde führte, in der Barnabas und Paulus lange aktiv waren. Hier wurden die Nachfolger des Jesus von Nazareth zum ersten Mal «Christen» genannt.

«Die meisten Menschen haben die Stadt verlassen»

Jetzt zeigt ein Video die Zerstörung der Stadt, die heute Antakya heisst. Aufgenommen wurde es von Marc Madrigal, dem evangelischen Pastor einer Kirche in Istanbul, der als Vertreter der Türkischen Evangelischen Vereinigung in das Katastrophengebiet gereist ist. In einem fünfminütigen Video, in dem nur die Stimme von Marc und das Geräusch von Vögeln zu hören ist, teilt er die folgende Botschaft mit (übersetzt aus dem Spanischen):

«Hallo aus Antakya, um 8 Uhr morgens an diesem Mittwoch. Das ist das alte Antiochia, das die drittgrösste Stadt des Römischen Reiches war. Nach dem Erdbeben ist Antakya jetzt eine Geisterstadt. Die meisten Menschen haben die Stadt verlassen, vielleicht 10 Prozent sind geblieben. Bei denjenigen, die geblieben sind, handelt es sich um mittellose Menschen, syrische Flüchtlinge oder Menschen, die ihr Hab und Gut nicht verlieren wollen. Viele sind nach Ankara und in andere Städte gegangen.

Die meisten Gebäude hier sind entweder zerstört oder in einem sehr schlechten Zustand, unbewohnbar. Wahrscheinlich können nur 20 Prozent der Gebäude weiter genutzt werden, der Rest ist entweder eingestürzt oder muss abgerissen werden. Es gibt hier viel Not. Es gibt kein Wasser, keinen Strom, und die Infrastruktur ist zusammengebrochen. Die Menschen werden zwei bis drei Jahre brauchen, um ihre Häuser wiederaufzubauen.»

«Das Trauma ist riesig»

Weiter berichtet Marc Madrigal: «Was die Menschen, die in Zelten oder Containern leben, jetzt brauchen, sind Stromgeneratoren. Zweitens: Wassertanks für die Körperpflege und das Waschen der Kleidung. Und dann ist es hier sehr kalt. Heizungen wären auch sehr hilfreich. Hier kommen die Menschen abends zusammen und machen ein Feuer, reden miteinander und lachen, alles sieht normal aus. Aber so ist es nicht. Gestern unterhielt ich mich mit einem Mann, der recht fröhlich aussah. Aber er erzählte mir, dass er alle seine Enkelkinder verloren hat und dass seine Tochter unter den Trümmern geborgen wurde und im Krankenhaus liegt. Es gibt viele Geschichten wie diese, Menschen, die Verwandte oder Nachbarn verloren haben. Das Trauma hier ist riesig.

Andere Städte in der Türkei sind weniger betroffen (natürlich gibt es auch in anderen Städten Zerstörungen), aber in Antiochia ist die Situation wahrscheinlich am schlimmsten. Iskenderun, nördlich von hier, ist ebenfalls in einem schlechten Zustand, mit schätzungsweise 20 Prozent zerstörten Gebäuden und 40 bis 50 Prozent beschädigten Gebäuden. Das ist alles, was ich bisher berichten kann. Als Kirchen wollen wir uns langfristig für die Menschen hier engagieren.»

Die neuesten offiziellen Zahlen sprechen von 42'000 Toten, die das Erdbeben vom 6. Februar gefordert hat, und über 100'000 Verletzten in der Türkei und in Syrien.

Viele christliche Organisationen sind an der Katastrophenhilfe beteiligt. Helfen können Sie zum Beispiel über TearFund Schweiz, ADRA International, World Vision oder Samaritans Purse.

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Datum: 18.02.2023
Autor: Evangelical Focus / Reinhold Scharnowski
Quelle: Evangelical Focus / Übersetzt und bearbeitet von Livenet

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