Neuer Bundestag ohne Freikirchler?
Der Politiker Frank Heinrich, der sich auch im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) engagiert, wird nach zwölf Jahren als CDU-Abgeordneter dem Deutschen Bundestag nicht mehr angehören. Bei der Bundestagswahl am 26. September unterlag Heinrich dem SPD-Kandidaten Detlef Müller (25,1 Prozent) und dem AfD-Politiker Michael Klonovsky (21,9 Prozent) in seinem Wahlkreis Chemnitz. Heinrich rutschte mit 18,5 Prozent der Wählerstimmen auf den dritten Platz der Wählergunst. Auch über die Landesliste kommt der Christdemokrat nicht erneut ins Parlament.
Ehemaliger Leiter der Heilsarmee Chemnitz
Heinrich erlangte bei den Bundestagswahlen 2009, 2013 und 2017 jeweils das Direktmandat der CDU für den Wahlkreis Chemnitz. Im Bundestag war Heinrich Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe sowie Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales. Er leitete nach einem Studium der Sozialpädagogik in Freiburg und einem Theologiestudium in Basel von 1997 bis zu seiner Bundestagskandidatur 2009 zusammen mit seiner Frau Regina das Heilsarmeekorps in Chemnitz. Die Heilsarmee ist eine christliche Freikirche mit ausgeprägtem sozialen Engagement.
Der Politikbeauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz, Uwe Heimowski, zeigte sich im Gespräch mit PRO «ausgesprochen traurig» darüber, dass Heinrich sein Mandat bei der Bundestagswahl nicht verteidigen konnte. «Frank Heinrich ist ein engagierter Christ, der sich immer wieder öffentlich zu seinem christlichen Glauben bekannt hat. Das wird im politischen Berlin nun fehlen», erklärte Heimowski auf Anfrage. Heinrich habe zudem immer wieder fraktionsübergreifend Themen im parlamentarischen Betrieb mit Bezug zum christlichen Glauben angestossen. «Das Parlament hat einen engagierten Fürsprecher im Einsatz für Menschenrechte und gegen Menschenhandel verloren.» Heinrich ist unter anderem Mitbegründer des Vereins «Gemeinsam gegen Menschenhandel».
EAK-Vorsitzender Rachel: Heinrich ist «Streiter für Religionsfreiheit»
Heinrich ist seit 2010 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), einem Netzwerk zur Förderung der Einheit unter Christen. Der CDU-Politiker setzte sich dennoch im Sommer 2012 gemeinsam mit zwölf weiteren Unions-Bundestagsabgeordneten für die steuerliche Gleichstellung im Rahmen des Lebenspartnerschaftsgesetzes ein.
Der Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK), Thomas Rachel (CDU), würdigte Heinrichs Engagement für Menschenrechte. Heinrich war von 2011 bis 2013 Mitglied des EAK-Bundesvorstandes. «Mit Frank Heinrich verlieren wir nun einen sehr geschätzten und angesehenen Kollegen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Als Theologe, Heilsarmeeoffizier und Streiter für Religionsfreiheit, aber auch durch sein grosses Engagement gegen Menschenhandel, Prostitution und die unerträglichen Zustände in den griechischen Flüchtlingslagern zeigte er beispielhaft und vorbildlich, wie die drei traditionellen Säulen der Union auf der Basis des C aufs Engste zusammengehören», erklärte Rachel auf Anfrage. Der EAK vertritt nach eigenem Bekunden das gesamte Spektrum des Protestantismus in der Union, also gleichermassen liberale, konservative und soziale Strömungen und Positionen.
Auch zweiter freikirchlicher Abgeordneter ausgeschieden
Auch der AfD-Politiker Waldemar Herdt ist nicht länger Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Der gelernte Agraringenieur und Bauunternehmer Herdt ist Mitglied einer freikirchlichen Pfingstkirche. Er konnte mit 7,8 Prozent im Wahlkreis 32 «Cloppenburg – Vechta» hinter der CDU-Politikerin und bisherigen Amtsinhaberin Silvia Breher (49 Prozent) lediglich Platz fünf der Bewerber um das Direktmandat erringen. Herdt war 2017 über die Landesliste der AfD Niedersachsen in den Bundestag eingezogen. Er war neben Heinrich der einzige Freikirchler im Parlament.
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Datum: 30.09.2021
Quelle: PRO Medienmagazin