Einmaliges Ereignis in Thun

Patin trifft auf Patenkind

Anastacia absolviert gerade das Abschlusspraktikum ihres Masterstudiums beim Kinderhilfswerk Compassion Schweiz. Sie wurde überrascht, als sie ihrer Patin am 24. April zum ersten Mal begegnete.
Kat und Anastacia (Bild: Compassion Schweiz)
Kat und Anastacia begegnen sich zum ersten Mal in der EFG Thun auf der Bühne (Bild: Compassion Schweiz)

Sonntag, der 24. April 2022, wird in Anastacias Leben einen besonderen Platz einnehmen. Die Kenianerin hatte gerade ihren Lebensbericht in der EFG Kirche in Thun beendet, als Daniela Terrazos, die Übersetzerin des Tages, sie fragte: «Hast du jemals daran gedacht, wie es wäre, deine Patin zu treffen, die Frau, die dich seit deinem fünften Lebensjahr unterstützt hat?»

Anastacia konnte es kaum glauben, als sich kurz darauf die Tür öffnete und ihre Patin hereinkam, auf die Bühne stieg und sie sich in die Arme nahmen.

In den Fängen von Menschenhändlern

Die beiden Frauen sind sich zuvor nie begegnet. Doch seit etwa zwanzig Jahren verbindet sie etwas. Damals besuchte Kat, eine junge Erwachsene in Schottland, einen Gottesdienst in ihrer Gemeinde, in der das Hilfswerk Compassion vorgestellt wurde. «Mir ging es zu der Zeit nicht besonders gut. Und die Idee, ein Kind zu unterstützen, das in extremer Armut lebt, war für mich eine einfache Möglichkeit, trotzdem etwas Gutes zu tun», berichtete sie in der EFG Thun, die seit mehreren Jahren aktiv Kinder in Kenia in Partnerschaft mit Compassion unterstützt. Kat übernahm die Patenschaft für die kleine Anastacia, die in einem Armenviertel in Kenia lebte.

Eines Tages hätte sich Anastacias Schicksal für immer ändern können. Männer kamen in ihre Nachbarschaft. Sie organisierten ein Casting, um angeblich eine Schauspielerin für einen Film auszuwählen, der in England gedreht werden sollte. Sie teilten Anastacia mit, dass sie das Auswahlverfahren gewonnen hatte.

Als sie am nächsten Samstag zurückkamen, um sie mitzunehmen, war die 12-Jährige gerade im Kinderzentrum von Compassion. Zum Glück! Denn als die Männer den Anweisungen der Mutter folgten und das Kinderzentrum erreichten, erregte ihr Auftreten und ihr Auto sofort das Misstrauen der Verantwortlichen. Nachdem sie der Gruppe von Männern ein paar Fragen gestellt hatten, wurde ihnen schnell klar, dass Anastacia in die Fänge von Kinderhändlern geraten würde. An diesem Tag wurde ihr das Leben gerettet.

«Meine Patin hat mich immer ermutigt»

Anastacia war fleissig und schloss ihre Schulausbildung erfolgreich ab. Sie erlangte in Kenia an der Universität einen Bachelorabschluss. Dies wurde auch durch das Patenschaftsprogramm von Compassion ermöglicht, das Familien in extremer Armut in 27 Ländern des globalen Südens in Zusammenarbeit mit lokalen Kirchen unterstützt. Anastacia und Kat, ihre Patin, haben viele Briefe ausgetauscht. «Meine Patin hat mich immer ermutigt. In ihren Briefen erwähnte sie ihr Studium. Das hat mich motiviert, auch zu studieren.» Heute steht sie kurz vor dem Masterabschluss in Politikwissenschaften an der Science Po in Paris. 

Das Team von Compassion Schweiz beschloss daher, eine Überraschung aufzugleisen. So wurde Kat vorgeschlagen, kurz in die Schweiz zu reisen, um Anastacia zu überraschen. Die beiden Frauen konnten sich zum ersten Mal treffen. Die beiden und auch die Teilnehmenden des Gottesdienstes waren sehr berührt.

Nach Abschluss ihres Masterstudiums möchte Anastacia sich für die Verbesserung der Entwicklung und den Schutz von Kindern in Afrika einsetzen. Ihr Ziel ist es, ihr Wissen in die Entwicklung regionaler, nationaler und internationaler Politik und Gesetzgebungen einfliessen lassen zu können.

Zur Webseite:
Compassion Schweiz

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Datum: 26.04.2022
Autor: Christian Willi
Quelle: Compassion Schweiz

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