Wegen Zonenplanänderung

Barcelona: 17 evangelischen Gemeinden droht Schliessung

Eine der betroffenen Gemeinden
Mindestens 17 evangelische Kirchen in Barcelona sind aufgrund der Stadtentwicklungspläne der lokalen Regierung von der Schliessung bedroht. Gemeinden und Behörden sind im Gespräch.

In vielen Ländern finden die Gottesdienste evangelischer Gemeinden in Industriebauten statt. Was für die einen eine Präsenz «mitten in der Welt» bedeutet, hat auch Nachteile, wie jetzt Gemeinden in Barcelona erleben müssen.

Im Stadtteil Sant Andreu im Norden der Stadt, traditionell ein Industriegebiet, gibt es mehrere evangelische Kirchen, die sich hauptsächlich in Lagerhallen, Geschäftshäusern oder in Räumlichkeiten befinden, die für Gottesdienste umgebaut wurden. Einige wurden von den Gemeinden gekauft, andere sind gemietet, aber alle sind direkt von den Plänen zur Neuordnung des Stadtgebiets betroffen, die eine Erweiterung des Bahnhofs und eine Umgestaltung des gesamten Gebiets vorsehen.

«Irreguläre Situation»?

Die Behörden sind offenbar der Ansicht, dass zumindest ein Teil dieser Gemeinden in diesem Gebiet «irregulär» betrieben werden, worüber sie im Oktober vergangenen Jahres informiert und daraufhin einer Inspektion unterzogen wurden. Es gebe mehrere kirchliche Räumlichkeiten «ohne Bewilligung», weil «die Tätigkeit eines Gotteshauses nach den städtebaulichen Vorschriften des Generalstadtplans auf Industriegelände nicht zulässig ist und die Stadtverwaltung daher keine Aufzeichnungen über die Sicherheitsbedingungen ihrer Einrichtungen hat».

Betroffene Gemeinden suchen Lösungen

In einem Schreiben an den Evangelischen Rat von Katalonien (CEC) drückten die betroffenen Gemeinden ihre «Verpflichtung aus, die Rechte der Kirchen zu verteidigen und Lösungen zu finden». Guillem Correa, Exekutivsekretär des CEC, konnte daraufhin bei einem ersten Treffen mit dem Bürgermeister von Barcelona die Besorgnis der Gemeinden über den möglichen Verlust ihrer Gotteshäuser zum Ausdruck bringen. Die Stadtverwaltung hat über das Amt für religiöse Angelegenheiten ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit gezeigt, und der CEC hat die Dialogbereitschaft der lokalen Behörden anerkannt und sich dafür bedankt.

Bei einem nächsten Treffen, das in Kürze stattfinden wird, wird der CEC nach Angaben Correas zwei Dinge fordern: «Erstens ein Moratorium für einen möglichst langen Zeitraum, um den Kirchen die Möglichkeit zu geben, Korrekturmassnahmen zu ergreifen, sich auf den neuesten Stand der Gesetzgebung zu bringen oder einen neuen Standort zu finden». Zweitens würden die evangelischen Kirchen um «wirtschaftliche Hilfe bitten, damit die Veränderungen für die Kirchen so erträglich wie möglich sind».

Der CEC werde die betroffenen Kirchen begleiten und sie «seelsorgerisch und rechtlich» beraten. «Hier geht es um die Religionsfreiheit; die Menschen müssen sich die ganze Woche über an einem Ort des Gottesdienstes treffen können. Ohne dies gibt es keine Religionsfreiheit und kein Gemeinschaftsleben», so Correa.

Kirchen fasten und beten

Die Behörden in Barcelona haben bisher «den meisten Kirchen die Schliessung der derzeitigen Räumlichkeiten angekündigt» und einen Umzug vorgeschlagen, aber Correa hofft auf eine Prüfung jedes einzelnen Falles, um die beste Lösung zu finden. Wie sollen über ein Dutzend Kirchen gleichzeitig neue Räumlichkeiten finden? «Die Kirchen leiden, weil sie alle umziehen müssen, was eine schwierige Situation bedeutet. Viele fasten und beten und suchen nach der bestmöglichen Lösung», so Correa. «Bei der nächsten Sitzung werden wir um aussergewöhnliche Massnahmen bitten, denn wir befinden uns in einer aussergewöhnlichen Situation, wir können nicht 15 oder 20 Kirchen ohne Gottesdienstraum lassen.»

Der Stadtrat von Barcelona hat bestätigt, dass «das Büro für religiöse Angelegenheiten der Stadtverwaltung die Gemeinden, die dies beantragen, begleiten und beraten wird, um ihnen dabei zu helfen, sicherzustellen, dass die potenziellen Räumlichkeiten für die neuen Gotteshäuser, die für sie von Interesse sein könnten, den Vorschriften für die Beantragung der Lizenz entsprechen».

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Datum: 05.04.2025
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus

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