Von Extremisten entführt?

Libyen: 17 koptische Christen vermisst

Mindestens 17 ägyptische koptische Christen werden seit dem 30. September in Libyen vermisst. Es wird befürchtet, dass eine bewaffnete Gruppe sie in dem nordafrikanischen Land entführt haben könnte.
Koptische Christen in Ägypten

Die koptischen Christen, die in einem ägyptischen Viertel in Tripolis lebten, wurden entweder von den Behörden festgenommen oder von einer bewaffneten Gruppe aufgrund ihres christlichen Glaubens entführt, glauben Freunde und Familienangehörige, so die Menschenrechtsorganisation «International Christian Concern» (ICC).

Arbeitsmigranten

Zahlreiche koptische Christen reisen auf der Suche nach Arbeit nach Libyen, obwohl sie wissen, dass das Leben für sie dort gefährlich sein kann. Die «Sunday Times» zitierte einen koptischen Christen mit den Worten: «Wir wissen, dass es in Libyen wahrscheinlicher ist, zu sterben als am Leben zu bleiben, aber wir haben keine andere Wahl. (...) Immer mehr Menschen gehen nach Libyen, weil es hier eine Wirtschaftskrise gibt. In Ägypten findet man keine Arbeit und kann kein Geld verdienen. Wir sind uns der Gefahren bewusst, besonders als Christen.»

Die Kopten hatten Arbeitsvisa für die Arbeit in Libyen, «aber sie fanden keine Arbeit; die Kosten für die Erneuerung der Visa sind hoch, und es ist wahrscheinlich, dass die libysche Polizei sie vom 30. September bis jetzt festgehalten hat», wurde ein Anwalt und Freund eines der vermissten Christen zitiert.

«Die Kopten hielten sich im Stadtteil Gargash in Tripolis auf», fügte er hinzu. «In diesem Wohngebiet lebten sie mit vielen Menschen aus anderen Ländern wie Indien und Bangladesch zusammen. Daher ist die Festnahme von nur 17 Kopten eine sehr mysteriöse Aktion.»

Furcht vor Wiederholung

«Wir befürchten, dass sich ein Vorfall wie der von ISIS wiederholen könnte. Wir wenden uns an das ägyptische Aussenministerium, um in dieser Situation zu intervenieren», fuhr der Anwalt fort.

2017 war ein ein Massengrab mit den Leichen von 21 koptischen Christen gefunden worden, die zwei Jahre zuvor vom Islamischen Staat geköpft worden waren. Die Köpfe waren von den Körpern getrennt, die in orangefarbene Overalls gekleidet und deren Hände mit Plastikdraht auf dem Rücken gefesselt waren. Die Behörden erfuhren von dem Massengrab in der Nähe der einstigen Hochburg des Islamischen Staates (IS), Sirte, 280 Meilen östlich von Tripolis, nachdem ein ISIS-Gefangener die Morde der Gruppe gestanden hatte.

Horror-Video

ISIS hatte die Kopten im Dezember 2014 und Januar 2015 bei verschiedenen Vorfällen in Libyen entführt. Die Terrorgruppe veröffentlichte dann am 15. Februar 2015 das Video ihrer Hinrichtung, das die christlichen Männer in orangefarbenen Overalls zeigt, die im Sand an einem Strand in der Nähe von Tripolis knien, während die Terroristen hinter ihnen stehen und bereit sind, die Hinrichtungen auszuführen.

ICC hatte berichtet, dass die Familienangehörigen der Opfer stolz darauf waren, wie ihre Angehörigen den radikalen Islamisten die Stirn boten und sich weigerten, ihren Glauben zu verleugnen, obwohl ihnen der Tod drohte.

Keine Alternative

Dieser Massenmord am Strand hielt seither viele Kopten davon ab, zum Arbeiten nach Libyen zu reisen. Doch die anhaltende schwierige Lage der Christen in Ägypten zwingt sie weiterhin dazu, Alternativen in Betracht zu ziehen, darunter auch Hochrisikoländer wie Libyen.

Claire Evans, ICC-Regionalmanagerin für den Nahen Osten, sagte: «Dies ist eine beängstigende Zeit für ägyptische Christen, unabhängig davon, ob ihre Familie oder Freunde unter den Vermissten sind. Die Erinnerung an ISIS, der koptische Christen an einem libyschen Strand in den Tod trieb, sitzt tief; es war ein traumatisches Ereignis für alle Christen Ägyptens, ein Ereignis, das ernste Folgen für alle hatte. Wir fordern die zuständigen Behörden auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Ursache für dieses jüngste Verschwinden zu untersuchen, diese Männer lebend nach Hause zu bringen und die Täter vor Gericht zu stellen.»

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Datum: 04.11.2021
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Post / Persecution

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