«Die Natur ist eine gigantische Visitenkarte»
Joachim Cochlovius dokumentiert die Schöpfung
eindrücklich – in seinem neuen Buch sowie im Interview mit Livenet.Joachim
Cochlovius, was muss man über Ihr Buch «Vom Frauenschuh zum Känguru.
Bilderstreifzüge durch die Schöpfung» wissen?
Joachim
Cochlovius: Seit 1986 bin ich mit meiner Frau und Familie in der
Natur unterwegs. Meine Frau hat Biologie und speziell Botanik studiert, und
eines Tages hat sie mich angesteckt. Wir haben in fast 25 Jahren etwa zwei
Drittel der Orchideen Europas fotografiert, gut 200 Arten. Später entdeckte ich
meine Leidenschaft für die Vogelwelt. Einige hundert Arten konnte ich bisher
studieren und fotografieren. Wir waren bisher weltweit in 22 Ländern auf
Naturpirsch unterwegs. Vier Mal zog es uns nach Neuseeland und drei Mal nach
Australien. Was wir dort in der Flora und Fauna sahen, faszinierte uns so sehr,
dass die Idee geboren wurde, die besten Fotos in einem Buch zu veröffentlichen.
Ich sagte mir: Warum sollen wir uns eigentlich nur allein an der Schönheit der
Schöpfung erfreuen? Gott hat sie doch für uns alle erschaffen.
Können
Sie ein paar Beispiele aus Ihrem Buch nennen, die auf einen Schöpfer
hinweisen?
Wer die
Schöpfung mit offenen Augen ansieht, erkennt überall die Spuren eines
hochgenialen Designers und liebevollen Bewahrers. Allerdings stellt er auch
fest, dass es im Pflanzenreich existenzbedrohende Verdrängungswettbewerbe und
im Tierreich massive Ängste vor dem Gefressenwerden gibt. Trotz aller Schönheit
in der Natur muss man deswegen gerade auch als Christ sagen, dass die Schöpfung
kein Paradies mehr ist. Sie hat zerstörerische Potenzen, wie der Tsunami vom
Dezember 2004 gezeigt hat, und sie ist Tummelplatz unzähliger
Krankheitserreger, wie die aktuelle Pandemie beweist. Direkte Rückschlüsse von
der Schöpfung auf den Schöpfer werfen deswegen mindestens so viele Fragen auf,
wie sie beantworten. Trotzdem gibt es im Makrokosmos, im Mikrokosmos und in der
mit unseren Sinnen zugänglichen Natur unzählige Beobachtungen, die auf eine
personhafte allerhöchste Intelligenz schliessen lassen. In meinem Buch stelle
ich zum Beispiel den sieben Tage und Nächte andauernden Non-Stop-Flug der
Pfuhlschnepfe vor, die unter exakter Ausnutzung ihrer Fettreserven, ihres
Navisystems und der Ozeanwinde eine 11'700 Kilometer weite Distanz zwischen
Alaska und Neuseeland punktgenau überwindet. Oder nehmen wir die Geheimnisse
der Orchideenvermehrung oder der Papageienfedern, die ich ebenfalls beschreibe.
Überall findet man Spuren eines genialen und schönheitsbewussten Programmierers.
Sie
erwähnen im Buch auch die wundersame Fortpflanzung der Paua-Schnecke, wie
funktioniert diese?
Jeder, der nach
Neuseeland kommt, freut sich, wenn er am Strand die wunderschönen
perlmuttbesetzten Paua-Schalen findet. Die Tiere leben festgewachsen unter
Wasser an felsigen Ufern. Wer sie näher betrachtet, sieht mehrere kleine
Löcher, die es in sich haben. Die Schnecke nimmt durch diese winzigen Öffnungen
Meerwasser und Sauerstoff auf und entsorgt auf diese Weise auch ihren Müll.
Aber das Aufregende ist Folgendes: Die weiblichen Tiere pressen durch diese
Löcher ihre Eier und die männlichen Tiere ihren Samen ins freie Meer hinaus.
Was normalerweise eintreten müsste, dass nämlich Eier und Samen spurlos im Meer
verschwinden, geschieht nicht. Auf eine geheimnisvolle Weise finden sich Samen
und Eier und bilden neue Generationen. Da kann man nur staunen, wie der
Schöpfer für den Erhalt dieser Art Sorge trägt.
Sie
beschreiben auch die Schöpfungstage – können Sie ein, zwei Beispiele nennen, an
die man nicht unbedingt denkt, wenn man diesen Abschnitt in der Bibel liest?
Alle sechs beziehungsweise
sieben Schöpfungstage sind aufregend, wenn man sich vorzustellen versucht, dass
unser grossartiger blauer Planet, die unendlichen Weiten des Alls mitsamt der
Sternenpracht und das ganze Leben auf der Erde in dieser einen Woche entstanden
ist. Leider wird der biblische Schöpfungsbericht oft zu oberflächlich gelesen.
Man erkennt die grossartige Konzeption und Struktur gar nicht. An den ersten
drei Tagen erschafft Gott die Daseins- und Lebensbedingungen für die
Schöpfungswerke des vierten bis sechsten Tages. Der siebte Tag ist keineswegs
ein «Ruhetag» in unserem Sinn, sondern der Tag der Vollendung und Freude. Gott,
der erste Arbeiter, freut sich über das Werk seiner Hände. Damit stiftet er den
Ursinn des Feiertags und leitet uns zum Feiern an. Worin besteht die
Feiertagsheiligung? Dass wir uns an den Werken Gottes und an den Ergebnissen
unserer eigenen Arbeit erfreuen. So wird die alte marxistische These von der
Entfremdung zwischen Arbeit und Mensch überwunden. Oder nehmen wir den ersten
Satz des Schöpfungsberichts: Wenn wir den richtig lesen, sagt er nichts
anderes, als dass Gott zuerst die Zeit und den Raum erschafft. Beides gehört
zur Schöpfung, beides sind reale Wirklichkeiten und eben nicht nur «reine
Anschauungsformen», wie Kant gelehrt hat. Aber es sind Wirklichkeiten, die sich
nicht auf die Transzendenz, auf Gottes Wirklichkeit übertragen lassen. Der
Himmel Gottes ist «raumlos» und «zeitlos». Die neue Existenzform, zu der wir
Christen nach Philipper Kapitel 3, Verse 20 und 21 berufen sind, findet in einer höheren
Dimension statt. Das kann man also schon am ersten Satz der Bibel lernen.
Arbeiten
Sie an einem weiteren Buch oder einem Multimedia-Vortrag zum Thema?
Neben meinen
Aufgaben als Leiter des Gemeindehilfsbundes möchte ich in diesem Jahr die
dritte Auflage meines Schöpfungsbuchs vorbereiten. In den letzten zwei Jahren
habe ich faszinierende Geschöpfe beobachten und fotografieren können, zum
Beispiel den Mauerläufer, die Rohrdommel und den balzenden Birkhahn. Und ich
konnte mit Hilfe von Bekannten mir einen lange gehegten Wunsch erfüllen und in
der Tübinger Sternwarte den Saturn fotografieren. In Westaustralien haben wir
endemische Blumen wie die schöne Red Mountain Bell entdeckt. All dies und noch
mehr soll in die nächste Auflage aufgenommen werden. Der Bildervortrag «Die
sieben Schöpfungstage in Bildern» gehört zu meinem Standardangebot. Es liegt
mir am Herzen, Menschen auf die Entdeckungsreise zu den Wundern der Schöpfung
mitzunehmen und ihnen Spuren zu zeigen, die zu unserem genialen Schöpfer führen.
Zur Person
Pastor Dr. Joachim Cochlovius: Geboren 1943 in Teplitz-Schönau / Sudetenland. Aufgewachsen in der ehemaligen DDR. Studium der Theologie und Philosophie in Berlin (West), Münster und Erlangen. Verheiratet mit Lieselotte, 4 Kinder und 10 Enkelkinder. Seit 1996 hauptamtlicher Leiter des Gemeindehilfsbundes mit Sitz in Walsrode (D). Die Titel der lieferbaren Bücher, Broschüren, CD und DVD sowie die Vortragsthemen sind auf der Webseite des Gemeindehilfsbundes veröffentlicht.
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Datum: 14.04.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet