«Hort der Freiheit»

Weltverband der Suizidhilfe will nach Genf

Der Weltverband der Suizidhilfe-Organisationen wird seinen Sitz voraussichtlich von New York nach Genf verlegen. Dies wurde laut aktuellem Mitglieder-Magazin der Sterbehilfeorganisation Exit am jüngsten Weltkongress der über 50 Organisationen in Chicago (USA) vorentschieden.
Das Schlafmittel Pentobarbital wird von Sterbewilligen eingenommen.

Das internationale Klima in der Uno-Stadt Genf, wo bereits viele Non-Profit-Organisationen angesiedelt seien, und die Schweiz als «Hort der Freiheit» gäben den «denkbar besten Sitz» des Weltverbandes ab, hiess es am Kongress. Am Sitz New York will der Verband aus finanziellen Gründen nicht mehr festhalten: Die Steuerbelastung sei viel zu hoch. Derzeit laufen die Abklärungen für die Verlegung des Standortes nach Genf; angestrebt wird eine Eröffnung des neuen Sitzes im nächsten Jahr.

Öffentliche Meinung negativ beeinflussen

Exit selbst stimmte allerdings gegen diese Verlegung nach Genf. Die Organisation hat Bedenken, der Schritt könnte die öffentliche Meinung zur Suizidhilfe negativ beeinflussen: «Wenn nach all den 'Sterbetouristen' auch der Verband der Sterbehilfeorganisationen in die Schweiz kommt, kann das die öffentliche Meinung negativ beeinflussen.»

Weil in der Schweiz Suizidhilfe legal ist, reisen immer mehr Sterbewillige aus dem Ausland an. Zwischen Anfang 2008 und Ende 2012 haben 611 Ausländer in der Schweiz Suizidhilfe in Anspruch genommen. Darunter waren 268 Deutsche und 126 Briten, wie eine im «Journal of Medical Ethics» veröffentlichte Studie berichtete, in der Daten des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Zürich ausgewertet wurden.

«Genf steht nicht für den Tod»

Die Stadt Genf stehe für Frieden, Versöhnung, Ermöglichung von Lebensperspektiven, aber nicht für den Tod, sagte Frank Mathwig, Ethiker beim Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund, gegenüber der «Schweiz am Sonntag» (2. November). Wenn die Schweiz tatsächlich zum «internationalen Pilgerort für Suizidwillige» werde, könne der Schaden besonders gross sein.

Der Weltverband der Suizidhilfe-Organisationen leistet keine aktive Suizidhilfe. Man berate und unterstütze die Organisationen nach Bedarf, sagte Rob Jonquiere, Kommunikationschef des Weltverbandes. Auch führt der Weltverband alle zwei Jahre den Weltkongress durch. 2012 fand dieser in Zürich statt. 2016 soll der Weltkongress in Holland stattfinden. Mit insgesamt über 100'000 Mitgliedern ist Exit Schweiz nach eigenen Angaben im Verhältnis Bevölkerung/Mitgliederzahl die weltweit grösste Suizidhilfe-Organisation.

Zum Thema:
Dossier Sterbehilfe
Alles (l)egal? - Selbstbestimmung und «Bilanzsuizid»

Datum: 04.11.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet.ch / idea Schweiz

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