Der Umfrage-Trick

«Schweizer Männer gegen Homo-Ehe»

Meinungsumfragen eignen sich hervorragend, um eigene politische Forderungen mehrheitsfähig erscheinen zu lassen. Zum Beispiel die gleichgeschlechtliche Ehe.
Ein frisch verheiratetes Homo-Ehepaar

Die Methode ist bekannt: Wer in einem laufenden Gesetzgebungsverfahren oder anderen politischen Entscheiden auf Bundesebene etwas erreichen will, bestellt zum Thema eine Umfrage oder Expertise. Man kann darauf wetten, dass das Ergebnis dem Wunsch des Auftraggebers entspricht. Beispiele gibt es genug.

Bestellte Umfragen  

Das neueste ist eine Umfrage zur Ehe für homosexuelle Paare. Sie ist nach einem knappen Entscheid der nationalrätlichen Rechtskommission auf die Traktandenliste des Parlaments gerückt. Praktisch zeitgleich hat die Schwulenorganisation Pink Cross in der «SonntagsZeitung» eine beim Institut «gfs Zürich» bestellte Umfrage veröffentlicht, laut der 71% der Schweizer Bevölkerung die Homo-Ehe in Ordnung findet. Entsprechend lautete die Schlagzeile: «Schweizer sind für die Homo-Ehe». Ebenso in der Pendlerzeitung 20 Minuten und anderen Blättern.

Alles klar? Nicht ganz, denn eine vom Meinungsforschungs-Institut Léger für den «SonntagsBlick» durchgeführte Umfrage kam zu einem erstaunlich abweichenden Resultat, das fast 20% unter demjenigen von «gfs» liegt. Hier beträgt die Zustimmung im Schnitt 54%. Dabei fällt aber auf, dass die Männer der Schwulen-Ehe nur zu 46% zustimmen. Somit wäre auch die Schlagzeile möglich gewesen: «Schweizer (Männer) gegen Homo-Ehe».

Bereit zum gesellschaftlichen Experiment

Es gibt somit eine erstaunlich hohe Bereitschaft der Schweizer Bevölkerung, ein neues gesellschaftliches Experiment zu wagen. Es kommt aus der vorherrschenden Überzeugung, dass Beziehungen jeder Art möglich und legitim sein sollen, die keinem Beteiligten schaden und wo keine Abhängigkeiten ausgenutzt werden. Man muss kein Prophet sein, um die Prognose zu wagen, dass in naher Zukunft auch die vollgültige Adoption für lesbische und schwule Paare möglich sein wird. Die Studien, die dafür sprechen, sind bereits publiziert.

Die neuen Werte

Christen müssen zur Kenntnis nehmen, dass die biblisch geprägten Werthaltungen in der aktuellen europäischen Gesellschaft schon längst verblasst sind und nur noch von Minoritäten hochgehalten oder verteidigt werden. Selbst die CVP hat die klassische Ehedefinition, die sie noch in ihrer Familieninitiative hat, inzwischen aufgegeben – auf vielfältigen Druck hin. Freie Wahl und gleiche Rechte für alle sind die neuen Werte. Sie bieten aus christlicher Sicht längst nicht nur negative Perspektiven und werden auch von Christen aktiv gelebt. Zum Beispiel bei der Aufteilung der Familien- und Berufsarbeit oder der Berufswahl. Oder in der freien Wahl der Gemeinde, die dem eigenen Stil entspricht.

Diskussion steht noch bevor

Christen stehen in einem Dilemma, wenn sie das biblische Familien- und Menschenbild verteidigen möchten. Sie setzen sich damit dem Vorwurf aus, Minoritäten Rechte vorenthalten zu wollen, die sie selbst beanspruchen wie das Recht auf Ehe und Adoption. Dennoch müssen sich Christen der Frage stellen: Ist uns die Sorge für die betroffenen Menschen und ihr (scheinbares) Glück ebenso wichtig wie die Verteidigung biblischer Normen? Wie gehen wir die Gratwanderung zwischen Gerechtigkeit und bedingungsloser Liebe im Sinne der Agape? Eine spannende Diskussion, die im Raum der Evangelischen Allianz noch geführt werden muss.

Datum: 05.03.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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