Phan Thi Kim Phuc

Das Mädchen vom Vietnam-Bild kommt in die Schweiz

Das Bild von
Kim Phuc erlitt beim Napalm-Angriff schwere Verbrennungen, überlebte aber wie durch ein Wunder.

Kim Phuc Phan Thi ging um die Welt. Sie war das nackte Mädchen, das weinend eine Strasse entlang rennt. Nun kommt Kim in die Schweiz und berichtet aus ihrem Leben.Wohl kaum ein Foto brachte die Schrecken des Vietnamkrieges derart auf den Punkt, wie das Bild von Kim Phuc Phan Thi. Am 8. Juni 1972 flieht sie aus ihrem Ort Trang Bang. Hinter sich eine riesige Rauchsäule überlebte sie wie durch ein Wunder den Angriff einer Napalm-Bombe.

In ihrer Kinderseele wurden dadurch seelische Verletzungen hinterlassen, dazu kamen körperliche Verbrennungen. Der Pressefotograf Nick Ut, der auch die Aufnahme machte, brachte Kim in ein Krankenhaus. Sie war so stark verletzt, dass vermutet wurde, dass sie nicht überleben würde. 30 Prozent ihrer Körperoberfläche waren verbrannt, fast ihr ganzer Rücken, der Nacken und ihr linker Arm. Es bedurfte zweier Jahre Hauttransplantationen, Operationen und Therapie, bis sie wieder nach Hause zurückkehren konnte.

Gott in der Bibliothek gefunden

Kim Phuc wollte das Land verlassen und später auch das Leben. Doch bevor sie dies in Tat umsetzen konnte, geschah eine wunderbare Wende: In der Bibliothek in Saigon fand sie 1982 ein Neues Testament, das sie verschlang, wie sie gegenüber dem französischsprachigen Magazin «SpirituElles» sagte. Ihr fiel besonders der Vers in Johannes Kapitel 14, Vers 6 auf: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.» Dies entdeckte sie auch für sich persönlich. «Kein anderer Gott ist für mich gestorben!»

Zunächst passte das ihren Verwandten nicht, doch inzwischen fanden auch sie sowie ihre Geschwister zum christlichen Glauben. Sie rang mit der Frage, warum Gott Leid zulassen kann, «aber als Gott Adam und Eva erschuf, hat er sie nicht zum Wohle vorprogrammiert.» Sie konnten eigene Entscheide treffen. «In meinem Fall waren es bösartige Menschen, die sich entschieden hatten, Napalm zu erfinden und freizusetzen, es ist nicht Gott.»

1986 schloss sie in Kuba ihr Medizinstudium ab und lebt seit 1992 in Kanada.

Foto wurde zur Kraft für Frieden

1997 gründete sie in den USA die «Kim Phuc Foundation», die Schulen, Waisenhäuser und medizinische Einrichtungen gründet. Und sie wirkt als UNESCO-Goodwill-Botschafterin. Vom 1. bis 6. Oktober 2019 kommt sie auf Europa-Besuch, unter anderem in die Schweiz, nach Yverdon, organisiert vom «Maison de la Bible».

Das Foto, durch das sie weltbekannt wurde, mochte sie früher nicht, weil sie ihren Körper nicht gerne sah. «Aber nach der Geburt meines ersten Kindes im Jahr 1994 dachte ich, dass ich unbedingt etwas tun muss, um mein Baby und alle Kinder der Welt zu schützen.» So wurde das Foto zu einer starken Kraft für den Frieden.

Einst für den Tod gebetet

In «SpirituElle» erklärt die zweifache Mutter, dass sie früher um Heilung gebetet hatte. «Und als er mich nicht heilte, bat ich ihn, mich sterben zu lassen, damit ich bei ihm sein konnte, ohne zu leiden. Aber meine Einstellung hat sich geändert. Wenn ich jetzt meinen Körper betrachte, ist es, als würde ich eine Erinnerung von Gott lesen: 'Ich bin bei dir.'» Noch immer hat sie Schmerzen, die im Oktober 2015 durch Eingriffe mittels einem neuen Laserverfahren gelindert werden konnten.

Zu ihren nächsten Projekten gehört das Errichten einer Bibliothek an dem Ort, wo der Napalm-Angriff geschah. Über ihr Leben wurde ein Buch mit dem Titel «Ins Herz gebrannt» geschrieben, das nun auch in französischer Sprache erschienen ist. Zu den prägenden Sätzen darin gehört: «Wenn du am Boden liegst, steht dein Problem wie ein riesiger Berg vor dir. Aber wenn du dich aufrichtest, dann liegt das Problem zu deinen Füssen.»

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Datum: 05.09.2019
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Spirituelles / SCM Hänssler Verlag

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