Christentum in Europa

Die Schweizer sind unter den frömmsten Europäern

Die Unterschiede sind gross: Während sich in Portugal 83 Prozent der Bevölkerung als Christen bezeichnen, sind es in den Niederlanden nur 41 Prozent. In der Schweiz sind es 27 Prozent die mindestens einmal pro Monat zur Kirche gehen.
Gipfelkreuz auf dem Grossen Mythen

Zählt man sie zusammen mit den 48 Prozent, die kaum eine Kirche besuchen, sich aber als Christen fühlen, gibt das 75 Prozent, was innerhalb Europa einer der höchsten Bevölkerungsanteile ist. 21 Prozent sind in der Schweiz konfessionslos. Dies ist eines der Resultate einer grossen Umfrage von Pew Research über das Christentum in Europa.

Schweiz weniger säkularisiert

Im Vergleich mit anderen ist die Säkularisierung in der Schweiz weniger heftig. Denn in Ländern wie Belgien, Norwegen, den Niederlanden oder Spanien haben bis zu 40 Prozent der christlich Erzogenen der Konfession ihrer Eltern den Rücken gekehrt. Das ist hierzulande nicht so. Die meisten bleiben – zumindest auf dem Papier – ihrer Konfession treu. In einem weiteren Punkt unterscheidet sich die Schweiz von anderen Ländern. Gemäss NZZ fordern 45 Prozent, dass die Regierung «religiöse Werte und Glaubensvorstellungen» unterstützen sollte. Es ist dies der höchste Wert in ganz Westeuropa; die Bevölkerungen in Skandinavien, aber auch in Spanien, Belgien oder Frankreich sind deutlich laizistischer gesinnt.

Kein Glaube an den Gott der Bibel

Die grosse Zahl der Nicht-Praktizierenden gibt an, nicht an den Gott zu glauben, wie er in der Bibel beschrieben wird. Vielmehr glauben sie an eine höhere Macht oder spirituelle Kraft. Die Mehrheit unter ihnen (80%) ist genauso wie die Nicht-Religiösen (89%) für die Legalität der Abtreibung und die gleichgeschlechtliche Ehe. In diesen Fragen tendieren die Kirchgänger weniger zu einem Ja. Es sind aber doch 58%. In allen 15 Ländern wird die Verflechtung zwischen Glaube und Politik kritisch eingestuft. Die Mehrheit – 60 Prozent – will Religion und Politik trennen. 36 Prozent sagen, staatliche Massnahmen sollten religiöse Werte und Überzeugungen in ihrem Land unterstützen. Zusammengefasst: Bei Abtreibung, Homo-Ehe und der Rolle der Religion in der Politik teilen die nicht-praktizierenden Christen weitgehend die Meinung der religiös Ungebundenen.

24'000 Interviews geführt

Zwar gibt es unter säkular gesinnten Westeuropäern eine gewisse Reaktion auf die Immigration von Muslimen. Im Sinne einer Abgrenzung bezeichnen sie sich als Christen. Doch über alles gesehen finden die Pew-Forscher keine Anhaltspunkte, dass der christliche Glaube spürbar nach Westeuropa zurückkehrt. Für die Studie des Pew Research Centers wurden mehr als 24'000 Telefoninterviews mit zufällig ausgewählten Erwachsenen geführt, darunter waren fast 12'000 sogenannt «nicht-praktizierende Christen». Die Antworten zeigen, dass die christliche Identität in Westeuropa bedeutsam bleibt. Für alle an Gemeindebau und Evangelisation Interessierten lohnt sich ein vertiefter Blick in diese sehr umfangreiche Studie.

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Datum: 01.06.2018
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: idea Schweiz

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