Fazit

20 Jahre Willow-Creek-Kongresse – was bleibt?

Der Willow-Creek-Kongress in Leipzig ist vorbei. So wie die vorhergehenden Kongresse der letzten 20 Jahre. Wieder zu Hause angekommen frage ich mich, wie sicher etliche der Teilnehmer und Verantwortlichen, was davon bleiben wird. Was ist im deutschsprachigen Raum durch Willow Creek in Bewegung gekommen? Und bei mir?
Willow-Creek-Kongress 2014 mit dem Thema «Zwischenland» in Leipzig

Der Vorsitzende von Willow Creek Deutschland, Ulrich Eggers, zieht zum Abschluss des Leitungskongresses «Zwischenland» eine ausgesprochen positive Bilanz: «Ich bin erstaunt, dass bei uns nach 20 Jahren Kongressarbeit in Deutschland die Vitalitätskurve eher noch nach oben geht», fasst er seine Eindrücke zusammen. Und er freut sich, dass vom Kongress «wichtige Impulse für die Menschen persönlich und für die Gemeindearbeit zu Hause» ausgehen.

Gerade den Ermutigungsfaktor kann ich auch bei mir persönlich voll unterstreichen. Das haben die Willow-Creek-Kongresse der vergangenen Jahre gemeinsam: Ermutigung, Motivation und immer wieder die Perspektive, dass es auch auf mich und meine Gemeinde ankommt, um Menschen für Gott zu begeistern.

Kein Theater, aber oft zu viel Management

In der Anfangszeit von Willow Creek waren manche Bedenken zu spüren, dass Gottesdienst jetzt zum blossen «Theater» verkommen würde. Inzwischen haben vielerorts kurze Theaterstücke, professionell und packend vorgetragen, einen festen Platz gewonnen. Und sie ergänzen und bereichern unsere Gottesdienste.

Gerade diese Professionalisierung in vielen Bereichen ist meiner Meinung nach einer der bleibenden Einflüsse aus Chicago. Im Beruf nach Höchstleistung und Exzellenz streben, aber die Gemeinde als Hobby sehen? Das funktioniert nach 20 Jahren Willow Creek nicht mehr. Und das ist gut so! Manches geht aber auch nach diesen Jahren noch an der (deutschen und schweizerischen) Realität vorbei. Bill Hybels verkündet als krönenden Abschluss des Leipziger Kongresses: «Ihr habt hervorragende Technologie, hervorragende Industrie, ihr baut die besten Autos der Welt. Warum baut ihr nicht die besten Kirchen der Welt?» Ich sehe die Herausforderung und will mich auch nicht aus der Verantwortung stehlen, mein Bestes zu geben, aber ich baue gar keine Kirche – das überlasse ich gerne Jesus Christus, dem eigentlichen Bauherrn der Gemeinde. An diesem Punkt denkt mir Willow zu sehr in den Kategorien von Machbarkeit und Management.

Breitenwirkung

Im Laufe der Jahre hat Willow Creek viele Medien und Ideen nach Europa gebracht, Kleingruppenmaterial und Kurse wie «Abenteuer Alltag» oder «D.I.E.N.S.T.» (Dienen im Einklang mit Neigungen, Stärken und Talenten). Andere Anbieter haben diese Ideen aufgenommen, weiterentwickelt und verbessert. Oder sie bieten alternative Ansätze. Auf diese Weise haben Hybels & Co so manches Thema auf die Tagesordnung gesetzt, das inzwischen von ihnen und anderen bearbeitet wird. Dabei ist oft nicht mehr erkennbar, was eigentlich «Original Willow» ist und was nicht. Gut so. Ich denke, dass das Ergebnis eine echte Breitenwirkung für viele Themen aus dem Gemeindealltag ist.

Auch bei den Sprechern auf dem letzten Willow-Creek-Kongress merke ich, dass es mir persönlich gut tut, dass neben den amerikanischen Rednern auch Menschen wie der deutsche Professor Michael Herbst, der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds, Gottfried Locher, und Persönlichkeiten wie der Ingenieur und Geigenbaumeister Martin Schleske zu Wort kommen. Sie sind einfach näher an meiner Lebens- und Gemeindewirklichkeit als Pastoren einer Kirche mit über 20'000 Besuchern.

Gemeinde als Hoffnungszeichen

Der gerade zu Ende gegangene Kongress in Leipzig hat mit seinem Motto «Zwischenland» trotz aller Unterschiede zwischen USA und Europa sehr deutlich gemacht, dass wir – egal in welchem Kontext wir uns befinden – noch unterwegs sind. Sein Ziel war es, Gemeindemitarbeiter in Zeiten des Umbruchs und des Wandels zu ermutigen. Und bei allen Anfragen, die ich an manche Details habe, diese Botschaft ist bei mir angekommen: Die Gemeinde ist die Hoffnung der Welt.

Datum: 13.02.2014
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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