Missionare aus Irland

Auf Columbans Spur

In ihrer Serie ganzseitiger Artikel über christliche Mission beleuchtet die NZZ Wechselwirkungen zwischen der Geschichte Irlands und der Mission. Sie ging einst nach Zentraleuropa, in den letzten Jahrzehnten in alle Welt.
«Ein Kreuz, das zur Auferstehung führt»: Von Iren betreute junge Katholiken auf den Fidschi-Inseln bei einer Zeremonie in der Karwoche.

In den 1970er Jahren wirkten über 7'000 irische Katholiken, Männer und Frauen, als Missionare in Übersee – gemessen an der Bevölkerung ein Rekord. Hugh MacMahon vom Dachverband der irischen Missionen vergleicht sie mit einer «Berufsarmee, die ausschliesslich aus Offizieren besteht». MacMahon arbeitete fast dreissig Jahre in Korea, anschliessend 17 Jahre in Hongkong und China. Die Zahl der irischen Missionare in Übersee ist auf aktuell 2'500 zurückgegangen; die Mehrheit befindet sich im Rentenalter.

Zuerst die Diaspora betreuen…

Unter britischer Herrschaft wurden die katholischen Iren im 18. Jahrhundert schwer diskriminiert. Für ihre Ausbildung mussten irische Priester katholische Seminarien auf dem Kontinent besuchen. Nach der Emanzipations-Akte von 1829 wollten die Bischöfe erst einmal die Betreuung der Millionen Ausgewanderten sicherstellen. Es waren französische Missionsorganisationen, die Iren für die Mission in kolonialen Gebieten suchten und engagierten.

…und dann in alle Welt

Ab 1860 bildeten französische Orden irische Missionare in Irland aus. Zeitgleich mit der irischen Oster-Rebellion 1916 wurde in Maynooth die «St. Columban's Foreign Missions Society» gegründet; sie hatte grossen Zulauf, da der Bedarf im Land und in der Diaspora gestillt war (heute heisst sie Missionary Society of St. Columban). Irland, so die NZZ, «war und ist im englischsprachigen Raum das bedeutendste katholische Land» – was an den Namen katholischer Würdenträger abzulesen ist.

Mega Vorbilder

Mit dieser Missionsgesellschaft schlossen die Iren ans Frühmittelalter an. Ihre Vorfahren hatten nach dem Zusammenbruch des Römerreichs das Christentum ihrer Prägung hinausgetragen: zuerst nach Schottland und Nordengland, dann nach Frankreich, Süddeutschland, in die Schweiz und nach Österreich. Columban der Jüngere, der die Klöster Luxeuil und Bobbio gründete, ragt aus der Schar der Wandermönche heraus; er ermutigte seinen Gefährten Gallus, in der Bodenseeregion Mission zu treiben; eine Folge war die Gründung St. Gallens 612.

Den spirituellen Kern wieder entdecken

Laut Hugh MacMahon zogen die irischen Missionare vor 1960 aus, «um eine Kirche zu gründen». Mit der Kultur des Gastlandes hätten sie sich nur ausnahmsweise befasst, die spirituelle Dimension sei geringgeschätzt worden. Im Gespräch mit dem NZZ-Korrespondenten Martin Alioth will MacMahon nicht als «römisch-katholisch» bezeichnet werden. Die «Romanisierung» der irischen Kirche (die im 12. Jahrhundert begann) dauere bis heute an. Dabei gehe es stets um Kontrolle und Macht. Er sei ein «irischer» oder ein «universaler» Katholik. Die Kirche unterdrücke zu ihrem Schaden lokale Andersartigkeiten. MacMahon empfiehlt eine Rückbesinnung auf die keltische Phase seiner Kirche im Frühmittelalter. «Dort liegt unsere Botschaft.»

Datum: 23.02.2013
Quelle: Livenet / NZZ

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