Syrerin Sozan zwischen Bomben und Verfolgung
Immer wenn Gefahr drohte, konnte Sozan in Qamischli, ihrer Heimatstadt unweit der türkischen Grenze, in den Häusern von Mitchristen Zuflucht finden. Eine christliche Gemeinde, die von «Open Doors» unterstützt wird, hat sich zu einem Zentrum der Hoffnung entwickelt, das verfolgte Christen und Menschen in Not unterstützt.
Im Oktober 2019 zitterte Sozan zusammengekauert mit ihrer Familie in ihrem Haus. Türkische Streitkräfte bombardierten gerade Qamischli als Teil ihrer Bemühungen, eine «sichere Zone zu schaffen», einen 30 Kilometer langen Korridor frei von kurdischen Milizen entlang der nordöstlichen Grenze zwischen Syrien und der Türkei.
Beten im Bombenhagel
«Wir hatten solche Angst», erinnert sich Sozan. «Wir haben viel gebetet», erinnert sie sich. «Wir hörten die krachenden Explosionen. Zwei Bomben fielen in der Nähe unseres Hauses. Als dies geschah, rief uns Hannan, die Frau unseres Gemeindepastors, an und bot uns an, zu ihnen zu kommen, weil es da sicherer war.»
Die Familie nutzte eine kurze Pause während des Bombardements, um von ihrem Haus zu dem des Pastors zu rennen. «Wir eilten zum Haus des Pastors und sahen noch mehr Menschen umherhasten.» Nach dem Bombenhagel konnte die Familie unversehrt nach Hause zurückkehren.
«Ihr sollt getötet werden»
Nicht einzig während dieses Beschusses war Sozans Leben in Gefahr. Bereits als sie vom Islam zum Christentum übergetreten war, geriet sie in Schwierigkeiten. «Als meine Schwester und ich Christinnen wurden und in die Gemeinde gingen, fingen die Leute in der Nachbarschaft an, negativ über uns zu reden.»
Sozan rückblickend: «Ein paar Wochen nach meiner Bekehrung, war ich mit meiner Schwester Arya unterwegs. Eine Gruppe von Männern kam, um uns zu drohen. Sie sagten, wir hätten einen schlechten Ruf, und wir sollten getötet werden. Wir weinten beide, wir hatten solche Angst.»
«Fürchte dich nicht!»
«Aber dann erschien mir Jesus. Er sagte zu mir: 'Fürchte dich nicht!' Dann entschuldigten sich die Männer plötzlich und gingen. Das kann nur Gottes Werk gewesen sein.»
Trotzdem wurden Sozan und ihre Schwester in ihrer Umgebung weiterhin schlecht behandelt. «Die Leute taten, als kennen sie uns nicht mehr», bedauert Sozan. «Sie wollten nicht mehr mit uns reden. Es war, als würden wir nicht mehr existieren.»
Eines Tages wurde ihr Vater von einigen muslimischen Männer besucht. «Sie sagten, dass wir als seine Töchter einen schlechten Ruf hätten und dass wir getötet werden sollten und dass unser Vater dafür sorgen sollte, dass diese Schande weggespült würde.»
Flucht vor Bedrohung
Die Schwestern waren gezwungen, aus Qamischli zu fliehen und auch in diesem Fall half eine christliche Gemeinde, eine sichere Bleibe zu finden.
Inzwischen lebt Sozan wieder in ihrer Heimatstadt und betet nach wie vor immer um Schutz, wenn sie ihr Haus verlässt.
Dennoch bedauert sie es nicht, zum Christentum übergetreten zu sein. In all diesen erschütternden Situationen sagt Sozan, sie wisse nicht, wo sie ohne ihre Gemeinde gelandet wäre. «Wir befanden uns in einer schrecklichen Situation. Das Leben war für uns wie die Hölle, bevor wir zu Jesus kamen. Es war wie das Leben in einem Wald voller Monster.»
Während des Grauens half ihre Gemeinde mit Hilfsgütern und Schutz bei Verfolgung. «Gott sagte seinen Kindern weltweit, sie sollten anderen wie uns helfen. Dadurch haben wir das Gefühl, dass Gott mit uns ist und dass er uns überhaupt nicht verlässt.»
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Datum: 24.09.2020
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Christian Today / Übersetzung: Livenet