Das Buch «Neuländisch»

Mit Andreas Boppart unentdecktes Land betreten

Das Leben, Gott und der Glaube bergen unendlich viel »Terra Incognita« unentdecktes Land, das darauf wartet, beschritten zu werden. In seinem neuen Buch schreibt Andreas «Boppi» Boppart darüber, was es heisst, neuländisch zu glauben, zu denken, zu handeln oder kurz: neuländisch zu leben.
Andreas «Boppi» Boppart (Bild: Campus für Christus Schweiz )
Buchcover «Neuländisch»

Der Missionsleiter von Campus für Christus Schweiz ist überzeugt: Gott tickt neuländisch. Livenet fragte nach, was darunter zu verstehen ist.

Livenet: Andreas Boppart, was meinen Sie mit der Aussage «Gott tickt neuländisch»?
Es ist ein Aufruf, das an vielen Orten vorherrschende Paradigma loszulassen, dass man einfach irgendwann mal in den Glauben einsteigt, wie früher so ein Mini-Souvenir in einen Setzkasten und dass sich dann bis zum Lebensende an diesem kuscheligen Glaubensraum nichts mehr ändern wird, soll oder darf. Man lässt da einfach Staub ansetzen. Wenn man die Bibel und das von Gott Geschaffene studiert, ist die Tatsache unübersehbar, dass wir nicht für etwas Statisches geschaffen worden sind, sondern unser Herz, unser Denken und unseren Glauben einer permanenten Weiterentwicklung aussetzen dürfen und auch müssen. Gott tickt «neuländisch» bedeutet für mich, dass er nicht ein Gott ist, der stehen bleibt, sondern sich vorwärts bewegt und dass Glaube deshalb auch diese vorwärtsbewegende Komponente hat, die sich gerade auch in der Dynamik von «Nachfolge» sehr deutlich abzeichnet. Während Gott uns täglich Neuland hinhalten möchte und selbst unser Inneres sich täglich erneuern sollte (2. Korinther, Kapitel 4, Vers 16), klammern wir uns oft ängstlich an Altland und lassen unseren Glauben verstauben.

Wo haben Sie persönlich in letzter Zeit die stärkste Lektion gelernt, wenn es darum geht, Ängste abzulegen und Neuland zu betreten?
Ganz konkret war das beim Umzug in eine ganz neue Region der Fall. Wir haben unser angenehmes und über Jahre komfortabel aufgebautes Netzwerk verlassen und dabei unsere Familie entwurzelt, um an einem völlig unbekannten Ort neu ein Zuhause aufzubauen – weil wir überzeugt sind, dass Gott uns hierhin geführt hat, selbst wenn wir keinen hellen Stern gesehen haben. Da können sehr leicht verschiedene Angstgeisterchen im Seelenkämmerchen herumzuhuschen beginnen. Und es ist gleichzeitig so gut, wieder entdecken zu dürfen, dass Gott bereits im Neuland drin ist, wenn wir ankommen. Wenn etwas von Gott kommt, ist es vielleicht nicht immer automatisch angenehm, aber immer richtig und gut.

An der Explo 17 wirkten viele unterschiedliche Denominationen. Diesmal war bestimmt die Session mit der Taizé-Gemeinschaft für einige Besucher «neuländisch». Warum setzen Sie auf so viel Breite oder man könnte auch sagen Ökumene an der Explo?
Ich mag das Wort Ökumene persönlich nicht wirklich. Unter diesem Label wurde schon sehr viel praktiziert, das alles andere als Christus-zentriert war. Aber die Vielfalt und Breite ist nicht einfach nur «nett», sondern ein Muss. Wir limitieren uns, unseren Glauben und unseren Auftrag, wenn wir uns nur mit Gleichgesinnten und Gleichgenormten in die Kirchenbank kuscheln und auf den Himmel warten. Wenn wir den Raum des Noch-Unbekannten betreten, entfaltet sich am meisten Wachstumspotential. Da hat Gott die Möglichkeit, sich uns von einer Seite zu offenbaren, die uns von unserer eigenen Tradition und Frömmigkeit her vielleicht noch gänzlich fremd war. Und im besten Falle entdecken wir wunderbar wohltuendes Neuland. Für die einen war Taizé Neuland, andere praktizieren schon seit vielen Jahren ähnliche oder eigene liturgische Elemente und sehen sich durch laute Musik oder einen Predigtstil mit Neuland konfrontiert.

Gehen Sie auf diese Punkte im Buch auch vertieft ein oder ist das eher ein Nebenaspekt?
Im Buch spreche ich über verschiedene Neuländer. Gott im unbekannten Frömmigkeitstils meines Gegenübers zu entdecken, ist eines der wesentlichen Neuländer, die ich beschreibe. Auch ziehe ich eine klare Linie, dass man Einheit nicht der Einheit wegen lieben darf, sondern dass es eine geklärte eigene Identität benötigt – christuszentriert und geisterfüllt. Dass wir in der Mitte um Christus dann eben nicht einfach zu einem Einheitsbrei verschwimmen, sondern dass wir in der Mitte umso klarer auch definieren können, was wir von andern lernen können und wollen, was wir nach wie vor nicht verstehen oder was wir auch ablehnen – ohne jemandem dann gleich den ganzen Glauben absprechen zu müssen, wie es viel zu oft geschehen ist.

Wem empfehlen Sie die Lektüre des Buchs «Neuländisch» besonders?
Allen, die sehnsüchtig danach suchen, was Gott vielleicht in den nächsten Jahren hier in Europa vorhaben könnte – oder was er mit ihrem persönlichen Leben noch vorhat. Und gleichzeitig auch all denen, die vielleicht noch skeptisch diese ganze «zur Mitte Bewegung» betrachten und sich Sorgen, ob man dabei nicht vielleicht plötzlich zu viel preisgibt oder wo das alles noch hinführen wird.

Ich beobachte: es führt weder zur Verwässerung der Wahrheit, noch zur unglücklichen Verschmelzung von unvereinbaren Inhalten, sondern im Gegenteil vielmehr zu einer Klärung der eigenen Identität. Was wir brauchen, ist eine neue Dialog-Freude und eine gesunde Neugier an dem Mir-Fremden.

Und noch ganz allgemein zu Beginn des neuen Jahres gefragt: Worauf freuen Sie sich besonders im 2018?
Wir bauen zu Hause um, damit wir Platz haben, in unserem Haus gemeinschaftlich mit einer anderen Familie und mit Menschen zu leben, die da ab und zu reinschneien werden. Wenn das dann endlich fertig ist und wir wieder Luft zum Atmen und Platz zum Leben haben, wird das gross gefeiert!

Zur Person

Andreas «Boppi» Boppart ist Missionsleiter von Campus für Christus Schweiz und gefragter Referent. Als Autor von Büchern wie «Unfertig» steht er für authentischen und lebbaren Glauben. Zusammen mit seiner Frau Tamara und seinen vier Töchtern lebt er mit einer weiteren Familie gemeinschaftlich im Kanton Zürich. Er träumt groß, denkt laut und liebt einen weiten Horizont.

Zum Thema:
Neues Buch von «Boppi»: «Glaubst du nur oder folgst du schon nach?»
Hope to the World: Die Hoffnung auf Gott ist die einzige, die trägt
Zum Jahresanfang: Vier Fragen an Andreas «Boppi» Boppart

Datum: 15.01.2018
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

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