Statt Suizidhilfe

Hospiz Zentralschweiz will 2016 Betrieb aufnehmen

In der Zentralschweiz ist ein Sterbehospiz geplant. Dort soll die Versorgung von unheilbar Kranken und Sterbenden («Palliative Care») im Zentrum stehen, sodass Suizidwünsche gar nicht erst entstehen. Projektleiter Hans Peter Stutz erklärt, weshalb die letzte Lebensphase nicht abgekürzt werden soll.
älterer, kranker Mann im Bett / Krankenhaus (Bigstock: 13110527)

Am Anfang stand eine persönlich Erfahrung: Hans Peter Stutz, Projektleiter des geplanten «Hospiz Zentralschweiz», erlebte mit, wie sein Vater und sein Schwiegervater trotz schwerster Krankheit zu Hause sterben konnten. Obschon beide überzeugte Mitglieder bei der Suizidhilfeorganisation «Exit» waren, verlor der Suizidwunsch dank Palliative Care an Bedeutung. «Die beiden Vaterfiguren sind in ihrer letzten Lebensphase noch gewachsen», so Stutz gegenüber der Agentur Kipa, «ein Wachsen an der eigenen Persönlichkeit, an der eigenen Seele.»

Stutz ist überzeugt, dass ein solch seelisches Wachstum auch damit zu tun hat, «in einer guten Art und Weise Hilfe annehmen zu können.» Damit auch andere Menschen fast wie zu Hause sterben können, plant er gemeinsam mit weiteren Initianten ein «Hospiz Zentralschweiz».

Ängste auf ein erträgliches Mass reduzieren

Für Stutz sind es vor allem Ängste, die den Wunsch nach Suizidbeihilfe entstehen lassen: Die Angst, dem Umfeld zur Last zu fallen, die Angst, sich solche umfassende Pflege nicht leisten zu können oder die Angst vor unerträglichen Schmerzen. Diese Ängste könne man nicht wegmachen, «aber man kann sie weitgehend auf ein Mass reduzieren, das nicht mehr so grässlich ist, dass ich sofort aus dem Leben steigen will», ist Stutz überzeugt.

Ermöglicht werden soll dies zum einen durch eine Atmosphäre, die sich von einem Spital unterscheidet. So soll es beispielsweise auf Wunsch möglich sein, ein Haustier ins Patientenzimmer zuzulassen, um Abschied zu nehmen. Des Weiteren schützt die Betreuung im Hospiz die Angehörigen vor Überforderung. Die geregelte Situation der Kosten kann ebenfalls zu einer entspannten Situation beitragen.

Schliesslich die spirituelle Dimension: «Es kommt der Moment, wo sich existenzielle Fragen stellen», sagt Stutz. «An einem neutralen Ort kann man sich oft unverkrampfter auf spirituelle Fragen einlassen.»

Das Hospiz ist konfessionell unabhängig. Humanistische Symbole, die keiner Religion zugeordnet werden können wie eine Kerze oder eine Muschel, sollen dennoch eine Atmosphäre der Geborgenheit ausstrahlen. Religionsvertreter werden auf Wunsch der Patienten ins Haus geholt.

Kein Suizid im Hospiz

Sollte ein Patient trotz Palliative Care den Wunsch äussern, Suizidbeihilfe in Anspruch zu nehmen, müsse die Autonomie dieser Person respektiert werden. Den Akt selber müsse die Person jedoch im häuslichen Umfeld vollziehen, nicht im Hospiz. «Wir setzen uns mit ganzer Kraft dafür ein, Symptome und Ängste zu lindern, ohne eine aktive Verkürzung des Lebens», so Stutz. Das Konzept der Suizidbeihilfe stehe dem Konzept der Palliative Care somit diametral gegenüber.

Das Hospiz soll über neun bis zwölf Einzelzimmer sowie Gästezimmer für Angehörige verfügen und soll 2016 eröffnet werden. Zur Finanzierung wird ein Pflegeheimstatus angestrebt, ungedeckte Kosten sollen über einen Förderverein gedeckt werden können.

Palliative Care

Der Begriff «Palliative Care» kommt aus dem lateinischen «pallium» (mantelähnlicher Umhang) und dem englischen «care» (Pflege). Man versteht darunter laut der Schweizerischen Gesellschaft für Palliative Medizin «alle Massnahmen, die das Leiden eines unheilbar kranken Menschen lindern und ihm so eine bestmögliche Lebensqualität bis zum Ende verschaffen.»

Datum: 01.07.2014
Quelle: Kipa

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