Raus aus der Pornofalle

«Ich konnte einfach nicht mehr aufhören»

Als Christoph zum ersten Mal einen Pornofilm sieht, weiss er noch nicht, dass dies für ihn der Anfang einer unheimlichen Sucht ist. Jahrelang lebt er heimlich ein Doppelleben zwischen der Sehnsucht geliebt zu werden und der Scham etwas Falsches zu machen. Bis ein Bibelvers ihn mitten ins Herz trifft...
Bildschirm
Christoph Pahl

Auf einer VHS-Kassette, auf der man damals Videos abspeichern konnte, entdeckte ich als Jugendlicher etwas, das mich zugleich faszinierte und verstörte.

Nach einer «normalen» Sendung hatte die Kassette einfach noch den nächsten Beitrag aufgenommen. Plötzlich befand sich ein Film aus dem Nachtprogramm auf dem Band. In diesem Film ging es nur um das eine: Sex, der dort ungeniert gezeigt wurde. Als Teenager, der in einem frommen Elternhaus aufgewachsen ist, empfand ich beim Zugucken Ekel, war aber zugleich erregt.

Bilder, die man nicht mehr vergisst

Viele Menschen, besonders Mädchen, können nicht verstehen, warum pornographische Bilder Männer so erregen. Dabei muss man wissen, dass Jungs viel mehr als Mädchen auf visuelle Reize (also Bilder und Videos) reagieren. Auch ich reagierte ziemlich darauf und schaute mir Ausschnitte des Films heimlich öfters an. Danach fühlte ich mich meistens schlecht. Zum einen wusste ich, dass meine Mama gar nicht gut finden würde, was ich da tat. Ausserdem hatte ich schon einiges von Gott gehört und ich glaubte, dass der wohl etwas gegen Sex haben könnte.

Dazu kam, dass ich merkte, dass mich diese Form des Sich-Befriedigens ganz schön unbefriedigt zurück liess. Klar wollte ich auch irgendwann mal Sex haben, aber eigentlich wollte ich, dass meine heimliche Liebe Julia sich endlich in mich verliebt... Und dann wollte ich Zeit mit ihr verbringen, vielleicht kuscheln, Liebesbriefe bekommen, merken, dass sie mich liebt und vor den anderen mit ihr angeben. Sex war nicht das, wonach ich mich sehnte. Ich wollte geliebt werden.

Ganz allein im weltweiten Netz

Irgendwann bekam ich dann meinen ersten Internetanschluss und damit einen (damals noch seeeehr langsamen) Zugang zu neuen Quellen an Bildern von nackten Frauen und Sexszenen. Ich fühlte mich zu der Zeit immer wieder einsam, wohnte in einer neuen Stadt und hatte bei den Mädels nicht sehr viel Erfolg. In diesen Einsamkeitsphasen landete ich immer wieder auf Sexseiten im Internet. Zu dem Zeitpunkt dachte ich, dass es sicher nicht viele Jungs gibt, die sich so für Pornos interessieren und die so oft an Sex denken müssen wie ich. (Heute weiss ich, dass das Thema fast jeden beschäftigt.)

Keiner hat mit mir damals über meine Sexualität gesprochen. Klar haben meine Kumpels Sprüche geklopft, aber über meine Zweifel «bin ich normal?» sprach keiner mit mir.

Nach dem Pornokonsum fühlt eich mich oft leer – und doch konnte ich nicht damit aufhören. Es war fast wie eine Sucht. Diese dunkle Seite an mir verunsicherte mich. Würde mich jemals eine Frau, so wie ich bin, lieben können? Konnte mich Gott wirklich lieben, wenn ich so unanständige Sachen tat? Bin ich vielleicht krank?

Ich – der «verlorene Sohn»

Mittlerweile hatte ich Verantwortung als Jugendleiter übernommen. Das machte meine innere Zerrissenheit nur noch grösser. Doch Gott hatte sich nicht von mir abgewandt. Ihm war es nicht egal, wie es mir ging. Einmal sass ich nach einem nächtlichen Internetausflug am nächsten Morgen in einer Sitzung. Ich hatte natürlich die Maske des engagierten Jugendleiters auf.

Zu Beginn der Besprechung gab es eine Andacht über das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Die Bibel, Lukas-Evangelium, Kapitel 15). Ich hatte diese Geschichte bestimmt schon hundert Mal gelesen, gehört oder selbst erzählt. Aber an diesem Morgen machte es «Klick». Ich hörte die Story wie zum allerersten Mal:

Der Sohn ist ein rebellischer Kerl. Er geht zu seinem Vater, verlangt seinen Teil des Erbes und zieht damit hinaus in die weite Welt. Er verprasst das Geld, säuft und hat vermutlich auch einige sexuelle Kontakte. Als vom Geld nichts mehr übrig ist und er als Schweinehirt arbeiten muss, kommt er zur Besinnung. Er beschliesst, zurück zu seinem Vater zu gehen, und wenigstens bei ihm als Hirte zu arbeiten. So macht er sich stinkend und voller Scham auf den Weg nach Hause. Aber anstatt einen kühlen, cholerischen Vaters, erwartet ihn ein Vater, der auf ihn zu rennt, der ihn in seine liebenden Arme schliesst und ein Fest für ihn und mit ihm feiert. Diese Szene hat bereits Millionen von Menschen angerührt. Mich berührte sie an diesem Morgen nach der Nacht im «Schweinenetz» auf ganz besondere Weise.

Gott schaut nicht auf Scham und Schuld

Da gibt es also einen Gott, der sich nicht mit dem drohenden Zeigefinger abwendet, sondern sich sogar freut, wenn ich zu ihm komme, egal, was ich getan habe. Einen, der mir vergibt, wenn ich ihm sage: «Gott vergib, wasch mich rein, lösche meine Schuld und die Bilder in mir». Und der dann sagen wird: «Deine Schuld ist dir vergeben. Geh hin und tue es nicht mehr» (nach Johannes, Kapitel 8, Vers 11).

An diesem Morgen in der Sitzung habe ich das gefunden, wonach viele Männer, die im Pornosumpf stecken, suchen: Vergebung. Und ich habe neu die Kraft gespürt, die uns Hilfe ermöglicht. Eine Kraft, die nicht von dieser Welt ist.

Raus aus dem Pornosumpf

Diese Vergebung Gottes habe ich in der Zeit nach dieser Andacht noch oft gebraucht und brauche sie noch heute. Mein wichtigster Schritt weg von den Pornos waren die regelmässigen Gespräche mit älteren Christen. Damals war das zum Beispiel mein Kleingruppenleiter. Es kostete mich Überwindung, aber ich traute mich schliesslich, mit ihm über meinen Pornokonsum zu reden und für mich beten zu lassen. Du glaubst gar nicht, wie befreit ich mich gefühlt habe! Ich war mit meinen Gedanken nicht mehr allein und hatte gehört, dass Gott mich trotzdem liebt.

Erst in den letzten Jahren habe ich gecheckt, wie sehr Pornokonsum uns kaputt machen kann. Als ich meiner Frau die Sache gestanden habe, war unsere Vertrauensbasis erst einmal gestört. Ausserdem habe ich gemerkt wie sehr erotische Bilder und Pornos unser Schönheitsideal prägen: Grosse Brüste sind nicht das, was im Leben wirklich zählt. Und dann ist da noch das Leid der Pornodarsteller und Darstellerinnen. Sehr viele Pornodarstellerinnen haben psychische Probleme, sind Drogenabhängig und werden von der Mafia zum Pornodreh gezwungen. Und das alles nur, damit wir uns daran erregen können.

Und Du?

Keine Ahnung, wie das ganze Thema Sexualität bei dir so aussieht. Ist ja auch Privatsache. Aber ich möchte dir Mut machen zu entdecken, dass deine Sexualität zwar zu dir gehört und es ganz normal ist, sexuelle Gefühle zu haben, aber hinter unserem Wunsch nach Sex ganz andere Wünsche stecken. Bis heute sehne ich mich danach, geliebt zu werden. Bei meinen Freunden, bei meiner Frau, meiner Familie, bei Gott – da erlebe ich Liebe. Pornos und Sex ohne feste Beziehung haben nichts mit Liebe zu tun.

Wenn dich das Thema beschäftigt, dann bleib dran. Rede mit Leuten darüber. Rede mit Gott darüber. Oder lese mehr zu dem Thema, zum Beispiel das Buch «Voll Porno».

Und noch etwas Gott freut sich über die Intimität zwischen zwei Menschen, die sich ewige Treue geschworen haben. Schliesslich hat er sich die Sache mit dem Sex ja ausgedacht!»

Christoph Pahl arbeitet als Jugendreferent für die Jugendarbeit Crossover in Leipzig. Neben seiner Arbeit in Jungsprojekten an Schulen ist er als Autor aktiv.

Wenn Sie Hilfe brauchen, können Sie sich hier melden.

«Raus aus der Pronofalle» – Aus dem Buch «Chillen mit Jesus. Wahre Storys für Teens», Gerth Medien

Zum Thema:
Jesus kennenlernen

Datum: 13.07.2012
Autor: Christoph Pahl
Quelle: Gerth Medien

Werbung
Livenet Service
Werbung