Auf der Suche nach dem Glück
Ich bin in Finnland geboren und in der Schweiz aufgewachsen. Meine Familie hatte keinen Bezug zu Gott oder der Bibel. Als ich aus Anstandsgründen trotzdem konfirmiert werden sollte, hatte ich eigentlich schon eine klare Entscheidung getroffen. Ich hatte kein Interesse daran, Jesus nachzufolgen. Natürlich liess ich mich trotzdem konfirmieren. Für mich war das mein Abschiedsfest von aller Religiosität und vom Christentum.
Auf in die grosse, weite Welt
Nachdem Abitur wollte ich endlich die Welt kennenlernen. In der Schweiz fand ich alles so kleinkariert, verklemmt, viel zu genau, zu ordentlich und zu geregelt. Ich wollte frei sein und tun und lassen können, was ich wollte.
Ich träumte von Indien, vom Fusse des Himalaya, von Frieden, Drogen und Freiheit. Ich hatte genug Geld, um längere Zeit nicht arbeiten zu müssen und exakt nach meinen Vorstellungen zu leben. Nun war ich am Ziel meiner Träume und hätte eigentlich der glücklichste Mensch auf Erden sein müssen. Aber weit gefehlt!
Mit der Erfüllung meiner Träume hatte ich alle Illusionen verloren. Ich fühlte mich unglücklicher als je zuvor. In der ersehnten Abgeschiedenheit am Fusse des Himalaya wurde mir bewusst, dass ich alles hatte, was ich jemals wünschte, mir aber dennoch genau das fehlte, wonach ich mich sehnte: Glück und Zufriedenheit.
Der Tod – eine Lösung?
Mit dem Glück hatte es in Indien nicht geklappt, also ging ich zurück in die geordnete Schweiz, hörte auf Drogen zunehmen und ging einer ehrbaren Arbeit nach. Und doch, im Herbst 1971, einige Monate bevor ich 21 Jahre alt wurde, stand ich auf dem Balkon unseres Hauses und verfluchte den Tag, an dem ich geboren wurde.
Ich habe nicht mit Gott gehadert, denn ich glaubte nicht an ihn, aber ich fand es empörend, dass ich existierte. Warum musste ich auf der Welt sein, ohne dass ich gefragt wurde und ohne dass ich zu meinem Dasein die Zustimmung gegeben hatte? Ich empfand das Leben als eine unerträgliche Last und so stand ich auf diesem Balkon und dachte: Wenn ich nur nicht existieren müsste, wenn ich aus diesem unsinnigen Leben aussteigen könnte, einfach nicht mehr da wäre!
Hätte ich mehr Mut besessen, dann wäre ich aus dem 3. Stock gesprungen, um mir das Leben zu nehmen. Aber etwas hielt mich zurück: Ich wusste nicht, was nach dem Tod mit meinem Ich passiert, mit meiner Persönlichkeit, die mir die Konflikte bringt. Würde ich meine gesamte Existenz auslöschen können oder existierte ich doch weiter? Diese Unsicherheit liess mich zögern.
Besuch von einem Freund
Während dieser Zeit, besuchte mich ein alter Freund, der früher im selben Stil gelebt hatte wie ich. Ich hatte ihn über ein Jahr nicht mehr gesehen und als er zur Tür hereinkam, erkannte ich, dass er sich völlig verändert hatte. Er strahlte eine Lebenshaltung aus, die mir völlig unbekannt war. Es dauerte nicht lange, bis er das Geheimnis seiner Veränderung lüftete: Er hätte begonnen, die Bibel zu lesen und folge nun Gott nach, der ihm ein neues Leben geschenkt habe. So etwa drückte er sich aus. Und dann gab er mir ein Neues Testament und sagte: «Lies darin!»
Ein Buch voll Wahrheit
Zum ersten Mal in meinem Leben las ich freiwillig und mit Interesse im Neuen Testament. Ich begann mit dem Matthäus-Evangelium und während ich las, wurde ich von dem Inhalt eigenartig gepackt. Dieses Buch hatte etwas, was ich bisher noch nicht gehört oder gelesen hatte, obwohl ich nicht genau hätte definieren können, was mich an diesem Buch so anzog.
Als ich die Stelle in Matthäus, Kapitel 11, Vers 28 las: «Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, ich werde euch Ruhe geben», fühlte ich mich unmittelbar getroffen. Ich hatte keine Erklärung dafür, war aber völlig überzeugt: Ja, das stimmt!
Ich las weiter: «Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen.» Genau das suchte ich doch: Ruhe, Zufriedenheit, Erfüllung, Frieden. Ich dachte, wenn das stimmt, dann will ich von diesem Jesus lernen! Ich will weiterlesen, was er sagt und danach leben.
Gott existiert!
Vor einem Vorstellungsgespräch für einen neuen Job in St. Gallen hatte ich noch eine Stunde Zeit. Ich ging in den prächtigen Dom dieser Stadt, setzte mich auf eine Kirchenbank und las im Johannes-Evangelium. Und mit einem Mal wurde mir deutlich: Gott existiert, Gott gibt es! Dieses Bewusstsein überwältigte mich so sehr, dass ich dort auf die Knie ging und nur den kurzen Satz betete: «Oh Gott, vergib!» Mehr nicht. Aber ich hatte irgendwie die tiefe Gewissheit, dass Gott mich gehört hatte.
Ich wollte Gott kennenlernen und kaufte mir zusätzlich zur Bibel noch andere Bücher über Gott. Ich las den Koran, Bücher über den Hinduismus und die Reden des Buddha.
Zurück nach Indien
Durch die Religionen hatte mein Leben einen Sinn gefunden, allerdings wurde mir bald wieder bewusst, dass die Leute in der Schweiz viel zu materialistisch eingestellt sind. Ich wollte zurück nach Indien, wo ich die Menschen für geistlicher und spiritueller hielt.
Zusammen mit einem Freund machte ich mich auf den Weg. In unserem Reisegepäck hatten wir ein Neues Testament, die Reden des Buddha und die Bhagwadgita. Wenn wir uns in die religiösen Bücher vertieften, betete ich immer wieder: «Oh Gott, zeige mir den rechten Weg!» Ich war nicht sicher, ob in allen Büchern dasselbe stand und ob es egal ist, welche Religion man vertritt. Deshalb war mein Gebet zu Gott um klare Wegweisung sehr ehrlich gemeint. Ich suchte Gewissheit.
Und Gott erhört unsere Gebete auf erstaunliche Weise. Einmal wurde unser gesamtes Gepäck gestohlen, mit allen Büchern – nur das Neue Testament hatte ich noch bei mir.
Die Entscheidung
Da ein Krieg zwischen Indien und Pakistan ausgebrochen war, mussten wir noch eine Weile in Pakistan bleiben. Dort lernten wir überzeugte Christen kennen, die uns zu ihren Zusammenkünften einluden. In diesem Jahr und im Zusammenleben mit diesen Christen reifte in mir der feste Entschluss: Ich will nur Jesus Christus folgen und keinem anderen Religionsstifter.
In einer Nacht in Pakistan hatte ich auch die Erkenntnis, dass ein Mensch niemals das erfüllen kann, was Gott fordert und dass es mir unmöglich ist, aus eigener Kraft Jesus nachzufolgen. Ich verstand plötzlich, dass Jesus deswegen für mich in den Tod gehen musste und dass er für meine Schuld gestorben ist und für meine Unfähigkeit, überhaupt etwas Gutes tun zu können. Ich erkannte, dass ich Jesus dringend brauchte, ging auf die Knie und bat ihn, dass er mein Leben in seine Hand nimmt, dass er in mein Leben kommt und mich führen soll. «Du allein kannst überwinden – ich kann es nicht.»
In dieser Nacht, irgendwann im Januar 1973, wurde ich ein Kind Gottes, so wie es in Johannes, Kapitel 1, Vers 12 steht: «So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.» Ich hatte erfahren, dass Jesus ewiges Leben, Ruhe und Frieden schenkt.
Immer noch dabei
Die Bibel, die ich damals in Pakistan lieben und schätzen lernte, ist mir seitdem immer kostbarer geworden. Je länger und intensiver ich in diesem wunderbaren alten und doch stets aktuellen Buch gelesen habe, je mehr kann ich frohen Herzens bestätigen, was der Psalmdichter vor Jahrtausenden über das Wort Gottes ausgesagt hat: «Ich freue mich über dein Wort wie einer, der grosse Beute findet.» (Psalm 119, Vers 162).
Datum: 25.05.2013
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Bezeugt.de