Christ zu sein ist eine Bereicherung
«Ich hatte schon als Kind ein tiefes Gottvertrauen. Wenn etwas nicht so war, wie ich dachte, dass es sein müsste, habe ich irgendwann aufgehört, herumzunörgeln. Dann habe ich abends im Bett gesagt: 'Lieber Gott, wenn du willst, dass das so ist, dann muss etwas dran sein. Ansonsten: richte es bitte' – und so konnte ich total gut schlafen. Dieses Gottvertrauen ist geblieben.», so die SPD-Politikerin.
Wie ist Gott?
«Ich habe nie an diesen strafenden Gott geglaubt, sondern immer an den stärkenden», erzählt Malu Dreyer im evangelischen Onlinemagazin Chrismon. «Ich glaube auch an den Gott, der sagt: Wenn zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen. Das muss nicht in der Kirche sein oder im Gottesdienst.»
Leben mit Krankheit
Dass die Ministerpräsidentin seit Jahren an Multiple Sklerose leidet, ändert nichts an ihrer positiven Einstellung Gott gegenüber: «Ich hadere an der Stelle überhaupt nicht mit Gott. Das ist eine ganz komische Geschichte, ich habe eher Gottvertrauen. Natürlich habe ich Einschränkungen, leider im Gehen, das behindert mich auch öfter mal. Aber insgesamt habe ich immer noch ein grosses Privileg trotz meiner Erkrankung und vertraue drauf, dass das so bleibt und ich mich weiter entwickeln kann im positivsten Sinn.»
Zudem glaubt die Politikerin, dass sie durch ihre Krankheit sogar etwas gelernt habe: «Nicht aufgeben. Gottvertrauen. Wie es ist, wenn man plötzlich einer Minderheit angehört – und das war erst einmal nicht gut», erklärt sie in einem Interview im SWR1.
«Als vor bald 20 Jahren die Diagnose Multiple Sklerose kam, habe ich gedacht: Wieso eigentlich ich? Aber das hat nicht lange angehalten. Dafür ist meine Lebenseinstellung eine zu positive. In schwierigen Lebensphasen darf man nicht den Mut verlieren. Das klingt hart und ist manchmal mühsam, aber ich bin fest davon überzeugt: Das Leben mutet mir nichts zu, was ich nicht bewältigen kann.»
Politik und der Glaube an Gott
Auf die Frage, ob Politik und der christliche Glaube nicht schwer zu vereinbaren sind, antwortet Malu Dreyer: «Ganz und gar nicht. Für mich ist es eine Bereicherung, Christin zu sein. Zum einen, weil ich eine Orientierung für mich selbst habe und zum anderen leben wir ja, Gott sei Dank, in einer freien demokratischen Welt mit Religionsfreiheit. Wir haben natürlich auch eine Trennung zwischen Staat und Kirche. Das ist auch absolut richtig so. Ich denke, da gibt es keinen Zweifel dran.»
Die Worte von Jesus prägen die Ministerpräsidentin aber dann doch nicht nur privat: «Es gibt bestimmte Dinge, die mir besonders wichtig sind. Das sage ich öfter mal im Büro und erinnere an die Bergpredigt. Zum Beispiel, wenn irgendetwas Politisches passiert und ich eher darüber fluchen könnte als lachen. Dann denke ich, es gibt bestimmte Ansprüche, die im Neuen Testament formuliert sind. Die finde ich persönlich absolut überzeugend und die sind auch ein Stück Grundlage meines eigenen Handelns.»
Und was sie aus der Bergpredigt zieht, beschreibt Malu Dreyer so: «Als erstes bedeutet es für mich, dass ich als Mensch immer wieder versuche, diese Gedanken aufzugreifen und mein Handeln auch daran zu orientieren. Wenn man in so einen politischen Alltag involviert ist, hat man es auch mit sehr viel negativen Einflüssen zu tun. Es ist auch nicht ganz einfach, immer gelassen zu bleiben, friedliebend zu bleiben, auch Andersdenkenden mit Offenheit zu begegnen. Und da ist für mich die Bergpredigt mit all den prägnanten Sätzen wirklich Massstab.»
Malu Dreyer, eine Frau, die in Deutschland etwas bewegt und die aus ihrem tiefen Gottvertrauen Zuversicht schöpft und Richtung bekommt.
Datum: 27.07.2013
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Chrismon