Trägt der Glaube wirklich?

«Ich möchte einen neuen Papi»

Zwei Todesfälle machten zwei Menschen zu Alleinerziehenden. Es folgten schwere Zeiten des Trauerns – dann erfuhren beide einen grosszügigen Gott.
Ariane und Jürg Matti (Bild: Alphavision)
Ariane und Jürg Matti

Ariane (*1979) hatte 2005 ihren Paco geheiratet. «Wir hatten gute Ehejahre.» Im Januar 2010 wurde ihre erste Tochter geboren, im August 2011 die zweite. Das Paar führte gemeinsam Ehevorbereitungskurse durch, Paco machte eine Ausbildung zum Sekundarlehrer und sie genossen das Familienleben.

Ein tödlicher Unfall

Am 10. September 2012 verliess Paco das Haus in Pfäffikon. Alles schien normal. Als er abends zwei Stunden auf sich warten liess, wusste Ariane, dass etwas nicht stimmte. Dann die Schreckensbotschaft: Paco war von einem Mähdrescher angefahren worden und kämpfte um sein Leben.

Mit Blaulicht brachte die Polizei Ariane ins Spital, wo ihr Zutritt zum Schockraum gewährt wurde. «Bevor ich den Raum betrat, verspürte ich eine Kraft in mir, die ich nur Gott zuordnen konnte.» So war sie überhaupt in der Lage, ihrem geliebten Paco auf Wiedersehen zu sagen. Er verstarb Stunden später.

Plötzlich alleinerziehend

«Die nächsten Monate waren schrecklich», blickt Ariane zurück. «Ich kriegte aber auch extrem viel Unterstützung von unterschiedlichen Menschen.» Ariane litt nicht nur am Verlust ihres liebsten Menschen, sondern auch am Verlust ihrer Töchter. Wie sollten sich die beiden noch ihren Vater erinnern können?

«In alldem hatte ich stets das Gefühl, dass es gut kommt. Gott war da und würde bei mir bleiben.» Die Frage, warum das Schreckliche passiert war, blieb unbeantwortet und drückte sie runter. So kam sie dazu, zu sagen: «Gott scheint diesen schlimmen Unfall nicht verhindert haben zu wollen, doch er wird mir täglich die nötige Kraft geben.» Nach ein paar Monaten hatte Ariane eine Identitätskrise. «Ich wollte weder eine Alleinerziehende, Single oder Witwe sein.»

Erfülltes Leben im Berner Oberland

Das Leben von Jürg Matti (*1971) schien perfekt. Er heiratete 1994 den Snowboard-Profi Ursula Scherz, wurde im gleichen Jahr in dieser boomenden Sportart Nationaltrainer. Neun Jahre war er in diesem Amt tätig und bereiste die bekanntesten Wintersportorte der Welt. Als seine beiden Töchter vier und sechs Jahre alt waren und er auf WM-Titel und Olympiagold zurückblicken konnte, wollte er mehr Zeit mit der Familie verbringen. Er stieg als Personaltrainer in einem Wellnesshotel ein und machte sich zwei Jahre später selbständig.

Diagnose: Brustkrebs

2007 wurde bei Ursula Brustkrebs diagnostiziert. «Die Heilungschance war gross und wir waren optimistisch.» Doch sechs Monate später war der Krebs mit voller Wucht zurück. Es sah nicht gut aus. Der Erfolg von zwei Chemo- und zwei Bestrahlungstherapien war bescheiden. «Wir wussten, dass nur noch ein Wunder helfen konnte, sprachen aber trotzdem kaum über den Tod.» Dieser kam überraschend schnell. Nach einer Operation Ende Januar 2010 traten Komplikationen auf und Jürg schaffte es gerade noch von Saanen nach Bern, um sich von seiner Ursula zu verabschieden.

Heilende Momente

Am Totenbett seiner Frau überkam es ihn. Doch er realisierte: Gott hatte Ursula durch ihre Krankheit getragen. «Gib auch mir die Kraft, um diese Zeit durchzustehen», betete er.

«Anfang Februar schneite es und ich hatte den Gedanken, Snowboard zu fahren.» Zuerst wollte er nicht, seine Frau war ja gerade gestorben. Doch er ging. Eine tiefe Freude erfüllte ihn und er begann Gott zu loben, der inmitten von Schmerz Freude schenkte.

Auch Ariane machte die Erfahrung, in grösstem Leid Momente der Freude zu erleben. Bei ihr war dies oft in Anbetungszeiten. Es waren Momente, in denen Hoffnung auf bessere Zeiten aufloderte.

Nach vorne blicken

Eines Abends verfolgte Jürg im Fernsehen ein Fussballspiel. «Ich entsetzte mich, als der Trainer den besten Spieler rausnahm.» Doch dann erkannte er: «Das ist meine Situation!» Mit Ursula hatte Gott den besten «Spieler» aus seinem Leben genommen. «Ich konnte nicht der meckernde Zuschauer sein, sondern musste mein Bestes geben, das Spiel spielen.» Wie der Trainer für die Mannschaft, trug Gott für Jürgs Leben die Verantwortung. Es galt, zu vertrauen. «Meine Abhängigkeit von Gott erlebte ich in dieser Zeit so stark wie nie zuvor.»

Als Jürg mit Kumpels ausgehen wollte, sagten seine Töchter: «Es gibt auch Frauen, um mit ihnen auszugehen.» Und als eine der Töchter die Werbung einer Partnervermittlung sah, wollte sie ihm gleich ein Profil erstellen. «Nein, das werde ich schon selbst machen», wehrte er sich und hatte sich damit ungeplant für eine Partnersuche verpflichtet.

«Ich möchte einen neuen Papi»

«Nach einem Jahr als trauernde Witwe und alleinerziehende Mutter war ich noch nicht so weit, einen neuen Partner zu suchen.» Als dann aber die Mädchen nach einem neuen Papi verlangten, richtete sie ein Konto auf einer Partnervermittlung ein. «Zuerst gab ich als Altersgrenze meiner Suche 40 ein. Auf ein inneres Drängen hin, änderte ich auf 42.» So stiess sie auf den 42-jährigen Jürg, welcher sich als Witwer mit zwei Teenagern vorstellte. «Als ich das Profil von Jürg sah, schrieb ich ihn an. Zuerst war ich aber primär am Austausch mit einer Person mit ähnlichen Erfahrungen interessiert.»

Neue Liebe

Es entstand ein reger, schriftlicher Austausch. «Es faszinierte mich, dass Ariane nicht verbittert war», erklärt Jürg. Drei Wochen später folgte das erste Telefongespräch. Vor dem ersten Treffen stellte Ariane überrascht ein Verliebtsein fest. Nach dem ersten Date im November 2013 waren die beiden ein Paar. Die Chemie zwischen den Töchtern stimmte auch und Ariane traf die schwere Entscheidung, ihr soziales Umfeld zu verlassen und zu Jürg in die Berge zu ziehen. Die Hochzeit war 2015.

Die schwierige Zeit hat Ariane und Jürg geprägt. Sie nehmen das Leben nicht mehr so selbstverständlich wie früher und sind dankbar für die einfachen, guten Momente. Beide haben erfahren: Man kann nicht tiefer fallen als in Gottes Hände!

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Datum: 28.06.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Jesus.ch

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