Interserve-Mitarbeiter in Nepal

Fachliches Know-how und Glauben weitergeben

«Interserve» ist keine klassische Missionsgesellschaft, da sie keine «Missionare» aussendet. Sie schickt Fachleute in Länder, die im Berufsumfeld den Glauben weitergeben und zur Entwicklung der Gesellschaft und Infrastruktur beitragen. Dies geschieht in Partnerschaft mit lokalen Kirchen. Die Art der Beschäftigung ist dabei sehr vielfältig. Christian Lampart sprach mit Livenet über seine Tätigkeit als Lehrertrainer in Nepal.
Christian Lampart mitten unter nepalesischen Schulkindern
Christian Lampart sitzt in einer Schulklasse und analysiert den Unterricht.
Christian Lampart führt eine Schulung für Nepali-Lehrer durch
Christian Lampart mit seinem wichtigsten Fortbewegungsmittel
Mathe-Kit für nepalesische Schulen

Christian Lampart lebt mit seiner Familie in Nepal und ist im Lehrertraining engagiert. Seine Hauptaufgabe ist es, Mathelehrer auf Primarniveau weiterzubilden. Er arbeitet für eine registrierte Organisation, die nach Regierungsvorgaben operiert und den nationalen Lehrplan als Grundlage hat.

Das Team, bestehend aus Nepali und internationalen Trainern, bietet Weiterbildungen für Schulleiter an und veranstaltet Elternanlässe. Sie beliefern auch Schulen mit kleinen tragbaren  Bibliotheken und decken Schulkosten für Bedürftige.

Livenet: Christian, Lampart, Sie sind als Lehrertrainer mit Interserve in Nepal. Wie sieht Ihre Arbeit aus?
Christian Lampart: Ich bin hier in Nepal als «Math Teacher Trainer», also als Mathelehrer-Trainer, angestellt. Jedes Jahr decke ich zwei Klassen ab. So stellte ich ein spezifisches Training für die 3./4.-Klass-Mathelehrer zusammen. Ein Hauptanliegen besteht darin, den Unterricht kinderfreundlicher zu gestalten. Viele Spiele und Aktivitäten habe ich direkt mit den Lehrern durchgeführt. Weiter habe ich ihnen etwas Lerntheorie vermittelt und immer wieder auf den Lehrplan verwiesen. In Nepal sind diverse Lehrmittel im Umlauf, die wie so mancherorts mehr abdecken wollen als nötig wäre und somit den Lehrern einen unnötigen Druck auflegen, alles aus dem jeweiligen Lehrmittel zu unterrichten.

Weiter besuche ich fast wöchentlich zwei Partnerschulen in Kathmandu. Ich lade jeweils alle Lehrer einer Schule für einen Freitagsnachmittagstraining ein. Hier wirke ich eher als «General Trainer». Es geht um allgemeine Bereiche vom Unterrichten, wie Klassenführung, Hausaufgabenpraxis, Lernstandserhebungstechniken und dergleichen. So profitieren mehr Lehrer.

Wie bringen Sie den Glauben in Ihre Arbeit ein?
Die Frage, inwiefern ich missionarisch arbeite, ist stark mit der Vision und den ganzheitlichen Werten von Interserve verbunden. Interserve ist keine «Churchplanting mission» (Missionsgesellschaft mit Fokus auf Gemeindegründung). Das Christentum wächst hier schneller als sonst irgendwo weltweit. Die lokalen Kirchen sind nach strategischen Kriterien stark genug, um die Evangelisation voranzutreiben.

Wir von Interserve haben unseren Beruf im Fokus. Mit der Expertise dienen wir und ergänzen die lokale Kirche. Viele Interserve-Partner arbeiten im medizinischen Bereich, Bildung, «Business as mission», und vielen weiteren Berufsfeldern. Wir dienen der Gesellschaft und leben biblische Werte. Uns ist aber nicht nur die Arbeit wichtig, wir pflegen auch Kontakte zu lokalen Leuten wie Nachbarn, und natürlich lokalen Christen.

Mit Kisc Equip deckt das in der Projektregionen alle Beteiligten der Partnerschulen ab: Lehrer, Schulleiter, Eltern und lokale Behörden. Alle wissen, dass wir Christen sind. Trotzdem predigen wir das Evangelium nicht, wir dienen einfach.

Weiter finde ich auch die Sicht wichtig, dass wir grundsätzlich die Bildung auf christlichen Werten in Nepal vorwärts treiben. Das heisst, wir investieren in Bereiche, die nach der Evangelisation wichtig werden. In der Schweiz hat man ja auch Zugang zu diversen christlichen Angeboten wie Bücher, Filme, Ferien, Kurse, diverse Ausbildungen, Konferenzen, Musik, christliche Schulen, christliche Psychologie usw. Das Angebot ist enorm. Das muss in Nepal alles aufgebaut werden. Wir wollen zum Beispiel mittelfristig ein christliches Lehrerseminar in Zusammenarbeit mit der Universität aufbauen.

Können Sie uns ein lustiges oder besonderes Erlebnis von Ihrer Arbeit erzählen?
Einmal nahm ich den Mut zusammen, mich vor einer Schulklasse in Nepali vorzustellen. Ich sagte etwas von «pissaab» anstatt «hisaab». Ich erklärte mich somit zum «Pinkel-Trainer» anstatt «Mathe trainer».

Meine alte 125er-Honda hält mich fit. Seit einigen Wochen nehme ich einen Nepali-Kollegen mit zur Partnerschule, der neu zum Team kam. Mein Motorrad ist nicht stark genug. uns beide auf den Hügel zu fahren. Mittlerweile wissen wir genau, an welchen Passagen der Hintere abspringen muss, bevor wir in den Dreck kippen.

Vor einigen Wochen ist zum ersten Mal ein Lehrer durch unsere Organisation zum Glauben gekommen. Natürlich waren viele andere Leute an dieser Geschichte beteiligt. Aber er hat uns im Lehrerzimmer einige Fragen zum Glauben gestellt, und wir haben ihn dann mit der lokalen Kirche verlinkt. Später trafen wir ihn wieder und ein Nepali-Kollege hat lange mit ihm reden können. In diesem privaten Rahmen hat er ihm dann das Evangelium erklärt, worauf er tatsächlich seine Entscheidung seines Lebens getroffen hat.

Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit?
Der direkte Kontakt mit den Lehrern ist der schönste Teil der Arbeit. Die Motorradfahrten dorthin sind Fluch und Segen gleichzeitig. Der Verkehr und der Smog in der Stadt sind eine Katastrophe. Sobald ich aber draussen bin, geniesse ich es sehr.

Weiter lerne ich gerne die Sprache, obschon es schwierig ist. Und dann ist Nepal ein faszinierendes Land in vieler Hinsicht. Auch gerade, weil es immer wieder herausfordernd ist, hat es eine Anziehungskraft.

Wie sind Sie zu Interserve gekommen?
Ich wusste schon lange, dass ich mal in Nepal leben und arbeiten wollte. Ich pflege schon seit zehn Jahren Kontakt zu Nepali-Christen, die ich nach einem Trekking kennengelernt habe. Ich habe dann recht lange gesucht und mir Gedanken gemacht. Auf mission.ch wurde ich schliesslich fündig. Es war ein Job als Lehrertrainer ausgeschrieben. Interserve kannte ich nicht. Aber es stellte sich heraus, dass mir Interserve mit der ganzheitlichen Ansicht von Mission sehr entspricht. Nach einem längeren Aufnahmeverfahren wurde ich akzeptiert. Dann ging das Suchen von Spendern los. Das stellte sich einfacher heraus als gemeint. Und etwa ein Jahr nach dem ersten Kontakt reiste ich aus.

Hinweis:

Christian Lampart sammelt für die Organisation, mit der er in Nepal arbeitet noch Fr. 3000.- für Mathe Kits für Klassen 1 - 8 für 20 Partnerschulen inkl. Training
Das Ziel ist, etwas kinderzentrierter zu unterrichten zu, dafür soll jede Schule mit einem Set an Unterrichtsmaterialien ausgerüstet werden. Darin sind zum Beispiel diverse Würfel, Brüche Lernkarten, eine Waage, eine Lern-Uhr, Spielgeld, einige Massbecher, einige geometrische Körper, Rechenstäbchen und dergleichen vorhanden. Die Materialen werden ins Training eingebaut und den Lehrern werden die Ideen dahinter erklärt.
Ziele, die erreicht werden sollen:
• Die Motivation der Lehrer erhöhen, den Matheunterricht  visueller und interaktiver gestalten zu wollen
• Den Lehrern den Alltag erleichtern
• Interesse schöpfen für sinnvolle Unterrichtsmaterialien
Wenn Sie gerne mithelfen wollen, dass nepalische Kinder leichter Mathe lernen, können Sie sich bei Christian Lampart (christian.lampart@me.com) melden.

Zur Webseite:
Interserve
Blog von Familie Lampart
Kisc Equip

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Datum: 03.03.2016
Autor: Anja Janki
Quelle: Livenet

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