Eishockey in Israel: Die Goliathe waren noch zu gross

Die Brüder Erez, Oren und Alon Eizenman wollen Israel in der Division 1 etablieren. «Unser Team hat sowjetische, kanadische und amerikanische Einflüsse. Wir mixen das Gute. Mit der Zeit kriegen wir das Pass-Spiel der Russen und die Verteidigung der Kanadier hin. Vielleicht spricht man einmal vom israelischen Eishockey-Stil.» (alle Fotos: Irene Gerber)
Die Israeli bejubeln einen ihrer drei WM-Treffer. Es war das 1:4 gegen Japan; das Schlussresultat lautete 1:7.
Alan Maislin, Präsident des israelischen Hockeyverbands, lässt in der Nähe von Tel Aviv eine zweite Eishalle bauen und vergrössert die israelische Nachwuchsbewegung. Er will mit dem israelischen Team an die Olympiade. «Die Division 1 ist eine wichtige Erfahrung. Wir sehen, wieviel wir uns noch verbessern müssen.»
Der Puck, der ins eigene Netz fliegt – solches Bilder mussten die Israeli an dieser WM oft sehen. 47mal um genau zu sein. Trotzdem herrscht in Israel Aufbruchstimmung. Bisher gab es 95 Eishockeyspieler, 18 fuhren an die WM. Über ein Nachwuchsprogramm sollen mehr und bessere Spieler heranwachsen.
Trainer Jean Perron. Er gewann mit den «Montreal Canadiens» den Stanley Cup (NHL-Sieg). Nun will er die Israeli nach vorne bringen. «Schon als Kind lernte ich viel über die Bibel, Palästina und Israel.» In Israel zu sein, sei ihm wichtig, sagt der gläubige Katholik.
Deutsche Fans bejubeln den israelischen Hockey-Einsatz.
An dieser WM brachte das israelische Team zu wenig Gefahr vor das gegnerische Tor, auch wenn hier ein hebräischer Stürmer vor dem Tor «herumluchst».
Die israelischen Cracks bedanken sich.
Jean Perron und seine Schützlinge.
Alon Eizenman war zusammen mit seinem Bruder Oren an allen drei Israel-Toren beteiligt.
Und so hörten die Israeli jeweils nach verlorenem Spiel die Landeshymnen der anderen Länder (Deutschland, Ungarn, Japan, Frankreich und zuletzt England).

Das israelische Eishockeyteam überraschte mit dem Aufstieg in die Division 1. Die Sensation «Ligaerhalt» gelang nun aber nicht. Jetzt müssen die Hockeycracks aus dem Land der Bibel wieder in der tieferen Etage antreten.

Israel war der «Benjamin» an diesem WM-Turnier der Division 1. Und Sympathieträger dazu. Bei den Spielen gegen Ungarn und Japan waren deutsche Fans dabei. Diese unterstützten das Team aus dem Nahen Osten laut. Als Ungarn eine Minute vor Schluss mit 8:0 gegen Israel führte, ermutigten die deutschen Fans mit einer Standing Ovation. Am Ende des Turniers (24. bis 30. April) zog der hebräische David aber gegen die «Hockey-Goliathe» aus aller Welt den kürzeren.

Das Lachen nicht verloren

Die Aufgabe in Amiens, Nordfrankreich, war schwer. Im letzten Jahr war das Team überraschend aus der Division 2 in die Division 1 aufgestiegen. «Eisraels» Gegner in der Division 1 waren nun aber (noch) zu stark. Das heilige Land verlor alle fünf Spiele und tauchte mit einem Torverhältnis von 3:47-Goals zurück in die Division 2.

Oren Eizenman, Stürmer in der ersten Linie: «Wir wollen in der ersten Division heimisch werden. Vielleicht auch noch mehr.» Neben Oren spielen auch seine beiden Brüder Erez und Alan Eizenman in der gleichen Sturmlinie. Vor den letzten beiden Israel-Spielen wollte Livenet.ch von den dreien wissen, ob sie den Liga-Erhalt schaffen. Sie wussten es nicht. «Ihr habt ja gesehen, wie wir spielen», die drei grinsten. Das Lachen hatten sie auch nach der 1:7-Pleite gegen Japan nicht verloren.

Maislin will an die Olympiade

Der israelische Verbandspräsident Alan Maislin will an die Olympischen Spiele. «Unser Programm wächst schneller als wir hofften», sagt der kanadische Transportunternehmer. «Wir bauen eine Nachwuchsbewegung auf. Und ein neues Stadion in der Nähe von Tel Aviv», erzählt der nordamerikanische Jude. Letzte Woche wurde dies abgesegnet, in 14 Monaten soll der Eispalast stehen. Bisher gab es nur ein kleines und ein grosses Eishockeyfeld in der Nähe der libanesischen Grenze.

Das U-18 Team – die Nationalmannschaft der Unter-18jährigen – gewann heuer in der Division 3 die Silber-Medaille und stieg in die Division 2 auf.

Kirchgänger und Stanley-Cup-Sieger als Coach

Der israelische Nationaltrainer Jean Perron gewann mit den «Montreal Canadiens» den «Stanley Cup». Dieser wird für den Gewinn der begehrtesten Club-Hockeytrophäe vergeben, für den Sieg der NHL (National Hockey League). Mit Israel gewann er bereits drei Medaillen: je eine bronzene (2005) und silberne (2006) mit dem U-18-Team und eine goldene mit der Nationalmannschaft (2005) und damit den Aufstieg in die Division 1. Durch viele Einwanderer aus der früheren Sowjetunion, Kanada und den USA ist die Nähe zum Eishockey in Israel gewachsen.


Warum tut Stanley-Cup-Sieger Perron das? Es gebe zwei Gründe: «Ich wusste nicht, dass es da Eishockey gibt. Ich wollte herausfinden, ob das wahr ist und wie sie spielen. Und ich wollte das heilige Land sehen. Das ist für mich sehr wichtig. Als ich noch ein Kind war, lernte ich viel über die Bibel, Palästina und Israel. Ich wollte sehen, wo Jesus gekreuzigt wurde. Ich wollte sehen, was zwischen den Palästinensern und Israeli geschieht. Es ist ein tolles Land mit tollen Menschen.» Er selbst sei Katholik und glaube an Gott. Wegen der Trainingseinheiten könne er an den Sonntagen nicht so oft in die Kirche, wie er möchte. Aber: «Ich gehe in die Kirche.» Und – wer weiss – vielleicht bald mit dem Team an die Olympiade.


Datum: 09.05.2006
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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