Wenn die Generationen zusammenspannen
Fünf unterschiedliche Generationen sind momentan gleichzeitig im Arbeitsmarkt. Unternehmen müssen versuchen, deren jeweilige Stärken zu einer «Cross Generational Intelligence» zu bündeln, dann öffnet ihnen die generationenübergreifende Zusammenarbeit ungeahnte Möglichkeiten.
Dazu haben jetzt Isabell Lütkehaus und Ulrike C. Strasser ein Buch veröffentlicht mit dem Titel «Cross Generational Intelligence» und dem Untertitel «Kooperation der Generationen im Unternehmen». Ihre Beobachtungen lassen sich auch auf Kirchen übertragen.
Erfahrungen und Werte
Laut ihrem Befund sind in einem durchschnittlichen Unternehmen fünf Generationen gleichzeitig aktiv. Diese teilen miteinander ihre Erfahrungen und ihre Werte. Das gilt auch für die jüngste Generation, die Generation Z mit ihrem lösungsorientierten, lernbereiten Mindset. Sie wird laut den Autoren die Unternehmen entscheidend formen. Die übrigen Generationen müssen sich demnach anpassen, um mit ihr Schritt zu halten. Lütkehaus und Strasser gehen von einem Generationenbegriff aus, der bestimmte Merkmale aufweist. Eine Generation zählt dabei im Durchschnitt 15 Jahre.
Nachkriegsgeneration und Babyboomer
Die Nachkriegsgeneration umfasst laut den Autoren die Geburtenjahrgänge 1935 bis 1949. Ihre Angehörigen wurden geprägt durch den Bau der Mauer sowie den Beginn des Wirtschaftswunders. Sie teilen Werte wie Familienorientierung, Disziplin und Gehorsam und sind finanziell gut abgesichert.
Als Babyboomer bezeichnen sie die Geburtenjahrgänge 1950 bis 1964. Geprägt wurde diese Generation unter anderem durch das Wirtschaftswunder, den Kalten Krieg und die 68er-Revolte. Babyboomer sind typischerweise loyal und respektvoll, teamorientiert, diszipliniert und verbindlich.
Generationen X, Y und Z
Die Generation X umfasst die Jahrgänge 1965 bis 1979. Ihre Angehörigen wurden geprägt von MTV, dem Mauerfall, Tschernobyl und dem Ende der New-Economy-Blase. Sie sind gut ausgebildet, individualistisch, ehrgeizig und selbstständig und legen Wert auf Karriere, Wohlstand und soziale Kontakte.
Als Generation Y werden die zwischen 1980 und 1994 Geborenen bezeichnet. Prägende Ereignisse waren für sie 9/11, die digitale Revolution sowie die Klimakrise. Veränderung und Unsicherheit sind für sie selbstverständlich. Arbeitnehmer dieser Generation sehen Karriere nicht mehr als Selbstzweck. Sie wollen mitgestalten und dabei mit anderen kollaborieren. Entsprechend bereitwillig wechseln sie Rolle oder Arbeitgeber, wo sie sich davon interessantere Herausforderungen oder mehr Gestaltungsspielraum versprechen. Arbeit und Privatleben verschmelzen bei Angehörigen der Generation Y zudem oft.
Die Generation Z umfasst die Jahrgänge 1995 bis 2009. Für ihre Angehörigen sind Patchwork-Familienmodelle ebenso selbstverständlich wie Globalisierung und Digitalisierung. Sie wachsen wohlbehütet auf und haben wenig Ambitionen, sich von ihren Eltern abzugrenzen. Im Unternehmen legen sie Wert auf klar begrenzte Aufgaben, persönliche Ansprechpartner und Entwicklungsperspektiven. Jedoch, so stellen die Autoren fest: «Die Generation Z hat das Zeug zum Gamechanger. Sie sind die Kinder unserer Zeit, haben digitale Kompetenz im Blut und einen frischen Blick auf die Organisationen – und sie schätzen die Erfahrung und Gelassenheit der älteren Generationen.»
Cross Generational Intelligence im Unternehmen ...
Die Autoren sprechen von einer «Cross Generational Intelligence». Diese ermögliche es, die Stärken sämtlicher Generationen zu verknüpfen. Um die Kompetenzen aller fünf Generationen bestmöglich in einem Team oder einem Unternehmen zu nutzen, bedarf es einer speziellen Form individueller, kollaborativer sowie organisationaler Intelligenz. Sie entsteht dann, wenn alle Generationen wertschätzend miteinander umgehen und konstruktiv zusammenarbeiten.
... und in der christlichen Gemeinde
Der Ansatz bietet interessante Perspektiven auch für eine christliche Organisation, Kirche und Gemeinde. Gerade eine christliche Gemeinde zeichnet sich dadurch aus, dass sie verschiedene Generationen anspricht und vereinigt. Sie muss sich mit unterschiedlichen Ansprüchen bezüglich Gottesdienststil, Liedgut und Musik auseinandersetzen. Oder mit den Ressourcen für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Familien und Senioren. Statt sich von Anspruchshaltungen und Vorstellungen der einzelnen Generationen plagen zu lassen, kann eine Gemeinde- oder Werksleitung den Fokus darauf setzen, was die einzelnen Generationen konstruktiv einbringen und wie man daraus eine Gemeindekultur baut, in der sich alle Generationen gut aufgehoben wissen.Zum Buch:
Cross Generational Intelligence
Zum Thema:
Freundestreffen «indicamino»: Generation «Z» auch bei der Mission willkommen heissen
«OK Boomer»: Generationen gegeneinander oder miteinander?
Von wegen alles wird schlechter: Millennials sind engagierter als alle anderen Generationen
Datum: 15.02.2022
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / getAbstract.com