Neubeginn der libyschen Kirche
In Libyen werden Christen nach wie vor schwer verfolgt. In dem Land, in dem noch bis vor 1'200 das Christentum blühte, gilt heute der Islam als Staatsreligion. «Es war ein reichhaltiger und wichtiger Teil der ersten Jahrhunderte der Kirche», erklärt Sammy, ein libyscher Christ. «Aber als der Islam Nordafrika eroberte, wurde die Kirche aus Libyen ausgelöscht. Das war vor 1'200 Jahren.» Und in dieser Zeitspanne «gab es praktisch kein Zeugnis einheimischer Christen in Libyen und sehr wenig öffentlich bekannte Christen.»
Seither haben es Christen nicht einfach. Gerade erst wurden mehrere junge Männer verhaftet, weil sie angeblich die muslimischen Werte herausforderten. Verfolgung kommt auch aus der Regierung heraus, aber vor allem aus den eigenen Familien, die ihre Ehre verteidigen wollen. «Kürzlich wurde ein Junge von seinem Onkel mit einem Messer erstochen und später von einem Freund gerettet. Er wurde dann dazu gezwungen, wieder Muslim zu werden», berichtet Sammy.
Anfänge in Kinderschuhen
Sammy arbeitet für «Gospel Work Libya», einem Werk, das von Europa aus tätig ist, bei dem aber Libyer selbst die Bürger im Heimatland erreichen. Sammy hat aber nicht nur schlechte Nachrichten aus dem nordafrikanischen Staat – seit kurzem verbreitet sich das Christentum wieder, nach 1'200 Jahren. «Wir kennen ein paar Christen, die sich gemeinsam treffen. Das steckt aber alles noch in den Kinderschuhen, dass die libysche Kirche wiederaufersteht.»
Zwar sind die meisten Christen in Libyen nach wie vor isoliert voneinander, viele denken gar, sie sind die einzigen Christen im ganzen Land. Doch nach und nach bilden sich kleine Gruppen und Untergrundgemeinden – ein erster Aufbruch.
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Datum: 16.05.2022
Autor: Kevin Zeller / Rebekka Schmidt
Quelle: MNN / Übersetzt und bearbeitet von Livenet