Marianne Streiff: «Permanenter Dialog mit Gott»
«Der Bettag ist Zeichen einer Grundhaltung, die für die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung früher Alltag war. Dank dieser Grundhaltung erlebte unser Land viel Segen. Heute wird er leider nur noch punktuell als solches wahrgenommen. Trotzdem wird er immer wieder zum kraftvollen Zeichen dafür, dass reformierte, katholische, freikirchliche und orthodoxe Christen trotz unterschiedlicher Glaubensprägung und Traditionen im Danken, im Gebet und in der Umkehr eins sein können. Ich finde die Trilogie dieses Einkehrtages wunderbar und freue mich, dass es diesen Tag in der Schweiz gibt.
Wir haben heute als Schweizer viel Grund, um zu danken, Busse zu tun und zu beten: Dank für das tägliche Glück, in diesem Land leben zu dürfen. Busse für unsere Unfähigkeit, mehr zur Gerechtigkeit im Teilen beizutragen oder für unseren zerstörerischen Umgang mit der Umwelt. Die Bitte, dass wir uns als Nation immer weniger zu unseren christlichen Wurzeln bekennen. Beten für Nachhaltigkeit, sprich 'Enkeltauglichkeit' in Wirtschaft, Politik, Kirchen und Gesellschaft.
Das Gebet ist für mich nicht nur im politischen, sondern auch im persönlichen Alltag ein permanenter Dialog mit Gott, mein unverzichtbares tägliches Danken, Bekennen und Bitten zum dreieinigen Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist. Er schenkt mir die Kraft, den Mut, die Zuversicht, Hoffnung und die Freude am Amt. Verdruss, Überlastung und Müdigkeit können zuweilen Gebetskiller sein, doch die Dankbarkeit ist immer wieder ein Motivator.
Mein Gebet verändert nicht politische Resultate oder das Denken meiner politischen Kontrahenten. Aber es verändert meine Haltung ihnen gegenüber und erhöht meine Frustrationstoleranz. Es schenkt mir auch Ruhe und mehr Gelassenheit.»
Datum: 14.09.2012
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: Idea Spektrum Schweiz